Im rund 3.000 Hektar großen Nationalpark Jasmund auf Rügen, der die Kreidefelsen und den berühmten Königsstuhl mit einschließt, befinden sich etwa 100 Moore, die sich über das gesamte Gebiet verteilen. Es handelt sich vor allem um Quell-, Durchströmungs-, Kessel- und Versumpfungsmoore. Durchzogen von Entwässerungsgräben wurden sie einst zum Torfabbau genutzt oder aber in land- oder forstwirtschaftliche Flächen umgewandelt.
Mit der Gründung des Nationalparks 1990 wurden nach und nach die Moore renaturiert. „Über die Jahre ist da viel Arbeit reingeflossen“, erklärt Katrin Bärwald, Pressesprecherin des Nationalparkamtes Vorpommern. Doch die Anstrengungen haben sich gelohnt. Heute sind nur noch wenige trockene Moore übrig, die in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt werden sollen.
Eine vollständige Renaturierung aller Moore wird es aber nicht geben. Es müssen auch die infrastrukturellen Gegebenheiten beachtet werden, meint Ingolf Stodian, Dezernatsleiter Gebietsbetreuung im Nationalpark Jasmund. „Wenn eine Landstraße ein Moor quert, können wir nicht einfach den Wasserstand anheben.“ Insgesamt zählt er 168 Hektar ökologische Moore im Nationalpark. Etwa 70 bis 80 Prozent, so schätzt Stodian, können in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden. 63,6 Hektar sind bereits renaturiert. Eine etwa gleich große Fläche umfasst unberührte Kesselmoore. Damit sind rund 75 Prozent der Moore im Nationalpark Jasmund in einem intakten Zustand.
Der Verein „Bergwaldprojekt“ ist bereits ein langjähriger Partner bei der Wiederherstellung der Feuchtgebiete. Seit 2017 engagiert er sich im kleinsten deutschen Nationalpark, organisiert freiwillige Helfer, die Gräben verschließen und Wasser stauen. Alles geschieht in bloßer Handarbeit, denn der bis zu elf Meter mächtige Torfboden hält schwerem Gerät nicht stand.
Moore als Ausgleich der eigenen Klimabilanz
Auch das Land Mecklenburg-Vorpommern kofinanziert Projekte wie diese im Nationalpark Jasmund. Im Oktober 2021 schuf das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt die sogenannte Geschäftsstelle Ökowertpapiere. Sie verkauft Kompensationszertifikate, aus deren Erlösen Klimaschutzmaßnahmen im Land finanziert werden. Jeder kann sie nutzen, um die eigene Klimabilanz zu verbessern, Emissionsziele zu erreichen oder Imagepflege zu betreiben.
Bereits seit 2011 existiert das Ökowertpapier MoorFutures, das sich der Renaturierung von Feuchtgebieten widmet. Mit dessen Verkauf wurden in Mecklenburg-Vorpommern bislang knapp eine Million Euro eingenommen. Mittlerweile sind die MoorFutures für MV allerdings ausverkauft. „Leider haben neue Projekte einen langen Vorlauf und nicht alle Flächen sind für MoorFutures geeignet“, erklärt Thorsten Permien, der im Ministerium für den Verkauf der MoorFutures verantwortlich ist. Permien hofft, im Herbst dieses Jahres neue Ökowertpapiere anbieten zu können.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit des Ökosponsorings, die ebenfalls über die Geschäftsstelle für Ökowertpapiere organisiert wird. So verkündete Umweltminister Till Backhaus vor wenigen Tagen, dass ein niedersächsischer Versandhändler die Renaturierung des südlichen Quellmoores Wissower Bach im Nationalpark Jasmund finanziere.
Das Kleinstmoor mit einer Größe von 0,7 Hektar ist in der Lage, jährlich Emissionen von etwa 16 Tonnen Treibhausgasen zu binden. Doch der ökologische Nutzen geht weit darüber hinaus. „Die Investition in Ökowertpapiere ist in erster Linie ein Beitrag für den Klimaschutz, den Artenschutz und für sauberes Wasser. Insofern danke ich dem Unternehmen für die wertvolle Unterstützung“, erklärte Backhaus.
Derweil blickt Pressesprecherin Bärwald schon voraus: „Es dauert nicht mehr lange, dann ist alles schön und wird in Ruhe gelassen. So wie es sein soll.“ Mit Hilfe von Spenden und Kooperationspartnern sollen bis 2023 alle Renaturierungsarbeiten an den Mooren des Nationalparks Jasmund abgeschlossen sein.