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LT-Club Rostock

Diskriminierung an der Clubtür

Am Samstag wurde mehreren Personen der Zugang zu einer Party im Rostocker LT-Club verweigert. Der Grund: Die Betroffenen hatten keinen deutschen Pass. Warum es zu den Vorfällen kam, ist bisher nicht geklärt. Der Club kündigte an, die Vorfälle aufzuarbeiten. Bereits in der Vergangenheit geriet das Sicherheitspersonal des Clubs häufiger in die Kritik.

„Wir lassen niemanden ohne deutschen Ausweis oder deutschen Pass mehr rein“, hieß es für Feiernde Samstagnacht vor dem LT-Club in Rostock. In einer E-Mail an die Redaktion schildert eine Betroffene, dass „Besucher, die keinen deutschen Ausweis vorzeigen konnten, an der Tür abgewiesen“ wurden. Dazu habe auch ihre in Russland geborene Freundin gezählt, die „nur“ einen „unbefristeten Aufenthaltstitel vorzeigte“. Sie bezeichnet das Vorgehen als „diskriminierend“.1

Über Instagram wurde außerdem ein Video verbreitet, in dem ein weiterer Betroffener seine Perspektive schildert. Er wurde am gleichen Abend mit derselben Begründung an der Tür abgewiesen. Unter seinem Video schreibt er: „Which is literally crazy because last year December I was (…) partying there.“ [Das ist total verrückt, weil ich letztes Jahr im Dezember dort noch feiern war.] Die Regel scheint also erst seit kurzem zu gelten. Er zeigt im Video außerdem, dass die Polizei vor Ort war. Diese hätte allerdings auf das Hausrecht der Betreiber verwiesen.2

Polizei: „Kein strafrechtlich relevanter Sachverhalt“

Die Polizei bestätigt dies. Wie die zuständige Polizeiinspektion Rostock auf Nachfrage mitteilte, seien die Beamten am frühen Sonntagmorgen aufgrund eines Anrufs vor Ort im Einsatz gewesen. Eine Person habe die Polizei darüber informiert, „dass ihr der Zutritt zum Club verweigert worden sei“, so eine Sprecherin. Am Club hätten die Beamten sowohl mit der anrufenden Person als auch mit dem zuständigen Sicherheitspersonal gesprochen, heißt es weiter. Es habe sich jedoch kein strafrechtlich relevanter Sachverhalt ergeben.3 Der Zutritt wurde der Person jedoch in der Tat verweigert. Die Polizei bestätigt, dass sich das Sicherheitspersonal auf das Hausrecht berief.4

Club bemüht sich um Klärung

Ein langjähriger Mitarbeiter des Clubs äußerte sich telefonisch zu den Vorfällen. Man habe das Video auch gesehen und sei nun dabei, die Geschehnisse innerhalb der Belegschaft aufzuarbeiten. Er betont, dass es allen Mitarbeitenden des Clubs wichtig sei, dass die Gäste einen sicheren und schönen Abend erleben. Eine schriftliche Stellungnahme dazu wurde KATAPULT MV in Aussicht gestellt.5

Bereits im vergangenen Jahr sah sich der Club einem Rassismusvorwurf ausgesetzt. Im Juni 2024 wurden im LT-Club rechte Parolen zum Gigi-D’Agostino-Hit L’amour toujours gesungen. Die Betreiber kommentierten damals über Facebook: „Wir distanzieren uns ganz klar von solchen Aktionen, Rassismus hat in unserem Haus und bei einer friedlichen Party keinen Platz.“6

Anlässlich der aktuellen Vorwürfe werden auch die Online-Bewertungen des Clubs relevant. In sozialen Medien und Bewertungsportalen schildern andere Personen ähnliche Erfahrungen. Für uns besteht allerdings keine Möglichkeit, die dort beschriebenen Vorfälle unabhängig zu prüfen.

Auf der Grafik sind drei Screenshots von Google zu sehen. Darin wird die Security des LT-Clubs in Rostock bewertet. Dieses wird unter anderem als „ungeschult“ und „schlecht“ bezeichnet.

Kein Einzelfall

Einlass nur mit deutschem Pass ist kein Alleinstellungsmerkmal des LT-Clubs. Im September 2023 wurde bekannt, dass ein Clubbetreiber in Schwerin ankündigte, nur Menschen mit deutschem Pass Zugang zu einer Party zu gewähren. Auf Nachfrage von KATAPULT MV ruderte er allerdings zurück. Der Einlass sei mit allen amtlichen Ausweisdokumenten möglich. Die entsprechende Veranstaltungsankündigung wurde allerdings nicht überarbeitet.


Transparenzhinweis vom 7.1: In der ursprünglichen Version hatten wir geschrieben, dass die Person aus dem Video den Kontakt zur Polizei gesucht hat. Das stimmt nicht. Eine andere Person hatte die Polizei gerufen.

  1. E-Mail vom 5.1.2025. ↩︎
  2. Video liegt der Redaktion vor. ↩︎
  3. E-Mail der Polizeiinspektion Rostock vom 6.1.2025. ↩︎
  4. Telefonat mit der Polizeiinspektion Rostock am 6.1.2025. ↩︎
  5. Telefonat mit langjährigem Mitarbeiter des LT-Clubs am 6.1.2025. ↩︎
  6. Bernstein, Antje: Nazi-Gesang zu „L’amour toujours“ in Rostock: Club äußert sich zu rechten Parolen von Gästen, auf: ostsee-zeitung.de (28.6.2024). ↩︎

Autor:innen

  • Redakteurin in Greifswald

    Geboren in Berlin, aufgewachsen in Berlin und Brandenburg. Tauschte zum Studieren freiwillig Metropole gegen Metropölchen.

  • Porträt von Lilly Biedermann Redakteurin Katapult MV in Greifswald

    Redakteurin in Greifswald

    Geboren und aufgewachsen in Sachsen. Ist zum Studieren vom tiefen Osten in den kalten Osten nach Greifswald gezogen.

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