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Sport

Auf geht’s nach Tokio

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Goalball, Para Judo, Rollstuhlfechten, Schwimmen, Leichtathletik, Dressurreiten und Para Radsport – das sind die sieben von insgesamt 22 Disziplinen, in denen die Athlet:innen aus Meck-Vorp in einer Woche in Japan zu den Paralympischen Spielen antreten, also zum internationalen Wettkampf für Menschen mit Behinderungen. Sie sind Teil des 137-köpfigen deutschen Paralympic-Teams. Insgesamt werden zu den Wettkämpfen 4.400 Sportler:innen aus rund 160 Nationen erwartet.

In diesem Jahr gibt es zwei neue Disziplinen: Para Badminton und Para Taekwondo. Aus Meck-Vorp tritt aber niemand in diesen Sportarten an. Auch sind es diesmal weniger Athlet:innen von hier als bei den letzten Paralympics 2016 – da starteten 16 beim internationalen Wettkampf in Rio de Janeiro. Auf der engeren Auswahlliste standen im Juli noch 17, sagt Lars Pickardt, Geschäftsführer des Verbands für Behinderten- und Rehabilitationssport MV. Letztendlich habe es dann doch nicht für alle gereicht. Aber die Erfolgschancen des jetzigen Kaders seien gar nicht so schlecht.

Die Goalballer Reno Tiede aus Rostock und Felix Rogge aus Neubrandenburg haben mit ihrer Mannschaft als amtierende Europameister relativ gute Aussichten auf eine Medaille, sagt Pickardt. Para-Judoka Ramona Brussig vom PSV Schwerin kam bisher von keinem Wettkampf ohne Medaille zurück, hatte sich zuletzt aber im Training etwas verletzt. Für Dressurreiterin Saskia Deutz vom SV Robinson Fleesensee sind die Paralympics in Tokio eine Premiere. Auch der Verband ist froh und stolz, dass sie antreten kann. Im Mannschaftswettbewerb könnte auch sie eine Medaille holen. Grundsätzlich sei es aber nach der anderthalbjährigen coronabedingten Wettkampfpause schwierig, eine sichere Einschätzung zu geben, so Pickardt.

Spiele anders als sonst

Der Großteil des MV-Teams ist heute nach Japan aufgebrochen. Bis Ende der Wochen sollen alle im Olympischen Dorf angekommen sein. Rund 90 Prozent der deutschen Mannschaft sowie alle Trainer:innen und Betreuer:innen sind gegen Corona geimpft, heißt es vom Deutschen Behindertensportverband. Dennoch bestand eine Testpflicht vor Abflug und die Teilnehmer:innen mussten alle Kontakte in einer App notieren. Das Olympische Dorf dürfen sie nur zu Training und Wettkampf verlassen. In den Stadien und Hallen ist kein Publikum erlaubt. Schon 48 Stunden nach ihren Wettkämpfen müssen die Sportler:innen aus Japan wieder ausreisen.

Auch wenn es ganz andere Paralympische Spiele werden als die bisherigen, freue sich der Kader aus Meck-Vorp auf die bevorstehende Zeit, erzählt Pickardt. Schließlich haben die Athlet:innen teilweise seit ihrer Jugend zehn bis zwölf Jahre auf diese Chance hintrainiert.

Nachwuchs dringend erbeten

Der Landesverband für Behinderten- und Rehabilitationssport beobachtet schon seit einigen Jahren rückläufige Zahlen junger Nachwuchstalente. Das sei aber nicht nur im Behindertensport so. Das Problem sei flächendeckend, so Pickardt. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Situation noch verschärft. Deshalb ist es ihm wichtig, dass Kinder und Jugendliche das Interesse an Sport wiederfinden. Dabei setzt er nicht auf den Aufbau möglichst vieler Behindertensportgruppen, sondern möchte die Vereine im Land viel mehr motivieren, alle miteinzubeziehen. Und so letztendlich neben der Selbstständigkeit auch die Toleranz zu fördern.

Aus Meck-Vorp sind am Start:

Reno Tiede // Goalball, RGC Hansa Rostock

Felix Rogge // Goalball, RGC Hansa Rostock

(erster Wettkampf: 25.8., 17.30-18.45 Uhr)

Carmen Brussig // Para Judo, PSV Schwerin

Ramona Brussig // Para Judo, PSV Schwerin

(erster Wettkampf: 27.8., 10.30-13.30 Uhr)

Kai Kruse // Para Radsport, PSV Rostock

Robert Förstemann // Para Radsport, PSV Rostock

(erster Wettkampf: 25.08., 11.45-12.41 Uhr)

Saskia Deutz // Dressurreiten, SV Robinson Fleesensee

(erster Wettkampf: 26.8., 17.09-19.54 Uhr)

Sylvi Tauber // Rollstuhlfechten, TuS Makkabi Rostock

(erster Wettkampf: 25.8., 10.30 -11.50 Uhr)

Denise Grahl // Schwimmen, SC Empor Rostock

(erster Wettkampf: 27.8., 10.30-10.41 Uhr Uhr)

Lindy Ave // Leichtathletik, HSG Uni Greifswald

(erster Wettkampf: 28.8., 10.34-10.38 Uhr)

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Autor:innen

Redaktionsleitung bei KATAPULT MV.

Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach Meck-Vorp.

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