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Netzentgelte

Ausbau erneuerbarer Energien lässt Strompreis steigen

Die sogenannten Netzentgelte sind zum 1. Januar bundesweit gestiegen. Besonders stark betroffen ist Mecklenburg-Vorpommern. Und das, obwohl die erneuerbaren Energiequellen Strom eigentlich günstiger machen.

Die Strompreise klettern. Bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr betrug der durchschnittliche Preis 2022 bundesweit knapp 40 Cent pro Kilowattstunde. Im Januar 2023 liegt der Strompreis bereits bei 48,2 Cent pro kWh. Im Januar 2021 waren es noch 29,27 Cent pro kWh.

Die gestiegenen Strompreise hängen direkt mit einem Anstieg der Netzentgelte zusammen, die etwa ein Viertel des Strompreises ausmachen. Dabei handelt es sich um die Kosten, die jede Stromkundin für die Nutzung der Infrastruktur an die Netzbetreiberin zahlen muss. Mit den Netzentgelten wird die Versorgungssicherheit finanziert. Ausbau, Wartung und Betrieb des Stromnetzes gehören ebenso dazu wie der Ausgleich verlorener Energie beim Transport und der Umspannung im Netz.

In MV heißen die Netzbetreiberinnen Wemag und E.DIS Netz. Die Verbraucherinnen haben das Problem der weiten Fläche – wenig Industrie, wenig Bevölkerung. Entstehende Kosten werden durch die Anzahl der Stromkundinnen geteilt, die dann im Bundesvergleich stärker betroffen sind. Auch die Infrastruktur der erneuerbaren Energie wirkt sich auf die Netzentgelte aus, da sie regional sehr verschieden und in MV mit vielen Solar- und Windenergieanlagen bereits jetzt stark ausgebaut ist.

Verbraucherinnen finanzieren Infrastruktur mit

Obwohl Strom- und Energiegewinnung mit Wind- und Photovoltaikanlagen vergleichsweise günstig sind, bringt der Auf- und Ausbau der Netzinfrastruktur hohe Kosten mit sich, die von den Netzbetreiberinnen und ihren Kundinnen mitfinanziert werden. Die Wemag möchte bis Ende 2025 den kompletten Energiebedarf ihrer Endkundinnen mit erneuerbaren Energien decken. Dafür sollen weitere Windkraft- und Photovoltaikanlagen mit einer geplanten Investitionssumme von über 750 Millionen Euro errichtet werden. Allein bis 2025 wolle die Wemag ihr Versorgungsnetz für 330 Millionen Euro ausbauen.

Über die Netzentgelte wird dieser Ausbau von den Kundinnen mitgetragen. So kommt es, dass Menschen in ländlichen Gebieten wie MV mit einem umfangreichen Ausbau erneuerbarer Energien besonders hohe Strompreise zahlen. Während Verbraucherinnen in Grimmen und Greifswald weit über 60 Cent je Kilowattstunde zahlen müssen, kostet eine Kilowattstunde Ökostrom in Stuttgart weniger als 50 Cent. „Das ist ungerecht“, findet auch die Politik in Person von Landeswirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Er warnt, dass zu hohe Stromnetzentgelte den Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern benachteiligen und belasten. Laut Karsten Bourwieg, Vorsitzender der achten Kammer der Bundesnetzagentur, steht in MV je nach Einzugsgebiet eine Steigerung des Netzentgelts von bis zu 50 Prozent im Raum.

Werden die Netzentgelte neu gestaltet?

Der prognostizierte Ausbau erneuerbarer Energien zeigt deutlich nach oben. Die Nachfrage nach Ökostrom wächst auch in MV immer weiter. Die Energiewende gibt die Richtung vor. Deshalb hat Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Brandenburg im letzten Jahr eine Neugestaltung der Netzentgelte auf Bundesebene angeregt, um entstehende Netzkosten fairer zu verteilen. Eine Aufteilung in Strompreiszonen könnte ein Lösungsansatz sein, der Regionen entlastet, in denen viel erneuerbare Energie produziert und ins Netz eingespeist wird. Doch noch gibt es offenbar keine entsprechende Bewegung in der Preisgestaltung.

Strompreisbremse ab März

Die von der Bundesregierung beschlossene Strompreisbremse greift ab März und soll Haushalte und kleinere Unternehmen entlasten. Auch rückwirkend für die Monate Januar und Februar. Der Preis pro Kilowattstunde ist dann auf 40 Cent brutto gedeckelt. Dies gilt für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs und wird über die Versorger mit dem monatlichen Abschlag verrechnet.

Damit soll vor allem die Energiepreissteigerung in Folge der Verknappung von Gas durch den russischen Krieg in der Ukraine abgefangen werden. Doch ein langfristiges Finanzierungskonzept ist die Strompreisbremse nicht. Tatsächlich könnte sie sogar bei einigen Anbietern Anreiz für eine drastische Erhöhung der Strompreise zum Jahresbeginn gewesen sein.

Quellen

  1. Verivox (Hg.): Strompreisentwicklung in Deutschland, auf: verivox.de.
  2. Verivox (Hg.): Verbraucherpreis-Index Strom, auf: verivox.de.
  3. Autor nutzt generisches Femininum.
  4. Bundesnetzagentur (Hg.): Netzentgelte, auf: bundesnetzagentur.de.
  5. Ebd.
  6. Roth, Torsten: Wemag baut Öko-Stromgeschäfte deutlich aus: Mehr Windräder, mehr Photovoltaik-Anlagen, auf: svz.de (23.1.2023).
  7. Stadtwerke Stuttgart (Hg.): Jetzt Tarife für Ökostrom und Erdgas berechnen, auf: stadtwerke-stuttgart.de.
  8. Ministerium für Wirtschaft (Hg.): Verteilung der Netzentgelte, auf: regierung-mv.de (8.12.2022).
  9. Beckmann, Anna-Lou: Stromnetzgebühren in MV steigen stark an, auf: ndr.de (1.11.2022).
  10. Roth, Torsten: Wemag baut Öko-Stromgeschäfte deutlich aus: Mehr Windräder, mehr Photovoltaik-Anlagen, auf: svz.de (23.1.2023).
  11. NDR (Hg.): Länder im Norden fordern günstigeren Strom als im Süden, auf: ndr.de (24.9.2022).
  12. Bundesregierung (Hg.): Gas- und Strompreisbremse, auf: bundesregierung.de (1.1.2023).

Autor:innen

  • Freier Redakteur

    Ist KATAPULT MVs Inselprofi und nicht nur deshalb gern am Wasser. Nutzt in seinen Texten generisches Femininum.

  • Redakteurin in Greifswald

    Geboren in Berlin, aufgewachsen in Berlin und Brandenburg. Tauschte zum Studieren freiwillig Metropole gegen Metropölchen.

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