Der gerichtliche Streit zwischen dem Land Mecklenburg-Vorpommern und Genting Hong Kong um die sofortige Auszahlung eines Kredites von 78 Millionen Euro an den asiatischen Konzern geht in die nächste Runde. Nach mehrstündiger Verhandlung vor dem Landgericht Schwerin will die Kammer am kommenden Montag ihre Entscheidung verkünden.
Das Darlehen über 78 Millionen Euro wurde kurz nach dem Insolvenzantrag der MV-Werften vom Land gekündigt. Gentings Anwälte wollen nun geltend machen, dass der Kredit mit den MV-Werften nichts zu tun habe, sondern dem Genting-Konzern gewährt worden sei. Seit der Kreuzfahrtkrise durch Corona stecke Genting in Schwierigkeiten, argumentierten seine Anwälte am Dienstag vor dem Landgericht Schwerin.
Demgegenüber steht ein 70-jähriger Wirtschaftsmagnat, der sein Geld neben der Kreuzfahrtbranche mit Onlineglücksspiel, Palmölplantagen, Kraftwerken in China oder auch dem größten Hotel der Welt in Las Vegas verdient. Lim Kok Thay und der Mischkonzern Genting sind auf der ganzen Welt im Big Business. Auf den MV-Werften wollte der malaysisch-chinesische Milliardär mit der „Global Dream“ nun eigentlich das größte Kreuzfahrtschiff der Welt bauen lassen.
Tan Sri Lim Kok Thay – so sein voller Name – folgt in der Unternehmensführung der Genting Group auf seinen Vater, den Gründer Lim Goh Tong. Der hatte damals sogar eine ganze Bergkuppe nach dem Genting-Konzern benannt. Seit 1965 sind die „Genting Highlands“ ein Touristenmagnet auf 1.800 Metern Höhe mit Hotels, Einkaufszentren, Freizeitparks, Casinos, Golfplätzen und Resorts im Bundesstaat Pahang. Das Las Vegas Malaysias.
Das Magazin Inside Asian Gaming nannte Lim Kok Thay „die einflussreichste Person im asiatischen Spielgeschäft“, für seinen Beitrag zur Reise- und Freizeitbranche. Mittlerweile beläuft sich sein geschätztes Vermögen laut dem US-Magazin Forbes auf 2,6 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) – sein privates Großraum-Langstreckenflugzeug, eine Boeing 777, mitgerechnet.
Den Kauf der MV-Werften durch Genting Hong Kong sei „strategisch“ gewesen. Lim Kok Thay ließ damals verkünden, das Investment in den Bau der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt werde sich auszahlen. Die Corona-Pandemie machte der Branche und dem Konzern jedoch einen Strich durch die Rechnung. Der Werftenpoker des Milliardärs ist bislang noch nicht entschieden.
Quellen
- Forbes (Hg.): #11 Lim Kok Thay, auf: forbes.com.↩