Zum Inhalt springen

OB-Wahl Rostock

Vorwurf: Darf Uhde wegen des Wahlkampfes kein Impfarzt mehr sein?

Von

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Karte von MV. Wo Robert Uhde als Oberbürgermeister kandidiert hat: Stadt Rostock. Wo Robert Uhde als Impfarzt gekündigt wurde: Laage im Landkreis Rostock.

Artikel teilen

Für den ehemaligen Einzelbewerber Robert Uhde hat der OB-Wahlkampf scheinbar Nachwehen: Er wird nicht weiter als Impfarzt am Impfzentrum des Landkreises Rostock am Flughafen Laage beschäftigt. Er sieht „politische Erwägungen“ als Grund für diese Entscheidung.

Sein direkter Vorgesetzter während der Tätigkeit als Impfarzt sei der erste Stellvertreter des Landrates des Landkreises Rostock Stephan Meyer (CDU). Im Wahlkampf war einer seiner 16 Kontrahent:innen der Einzelbewerber Michael Ebert, der unter anderem von der CDU unterstützt wurde. An diesem hatte Uhde auf Podiumsdiskussionen öffentlich Kritik geäußert und Transparenz zu seiner Rolle bei der Stasi der DDR gefordert.

Beispielsweise auf der Podiumsdiskussion des Wirtschaftsrates der CDU am 25. Oktober sowie auf der des Stadtschülerrates an der Christophorusschule Rostock (CJD) am 27. Oktober. „Am Folgetag wurde ich als Impfarzt von meinem direkten Vorgesetzten im Landkreis, Herrn Vizelandrat Stephan Meyer und CDU-Mitglied, telefonisch aufgefordert, meine Kritik an Herrn Ebert einzustellen“, erinnert sich Uhde. Außerdem hätte Meyer darauf verwiesen, dass es auch eine Zeit nach dem Wahlkampf gebe. Direkt nach der Wahl sei er dann vom Dienstplan des Impfstützpunktes gestrichen worden, „auf telefonische Anordnung von Herrn Meyer“, wie Uhde sagt.

Vize-Landrat Stephan Meyer dementiert

Doch Vize-Landrat Meyer zeigt sich enttäuscht über die Vorwürfe, die er unberechtigt nennt. Uhde würde nicht aus politischen Gründen mehr eingesetzt werden, sondern aufgrund mangelnden Bedarfs: Insgesamt seien zehn Ärzt:innen seit März 2021 in Laage durch Honorarverträge am Impfstützpunkt beschäftigt. Dieses selbst sei allerdings ein „Auslaufmodell“ und würde nur bis zum 30. April 2023 vom Land finanziert. Daher werden die Honorarverträge mit insgesamt vier der zehn Ärzt:innen beendet, so Meyer. 

Die Terminplanungen bis April stünden bereits, mehr als sechs Ärzt:innen werden nicht benötigt. „Wir haben noch vier Monate. Ein Monat hat vier Wochen und wir haben pro Woche drei Tage geöffnet“, rechnet Meyer vor. „Da brauche ich nur drei oder vier Impfärzte in einem Monat.“ Die meisten Impfärzt:innen wollten in der Regel am Stück eingesetzt werden.

Außerdem hätte das Impfzentrum mit der Dienstplanung nicht den Wahlkampf abwarten können. „Wir müssen langfristig planen, alle anderen Ärzte arbeiten in Kliniken oder sind anderweitig gebunden.“ Die Entscheidung sei außerdem eine Gerechtigkeitsfrage, sagt Meyer. Uhde sei einer der am meisten beschäftigen Impfärzt:innen in Laage gewesen. Daher sei es nur fair, seinen Vertrag mit als erstes zu kündigen, so Meyer. Uhde gibt an, mit über 150 Diensten in Laage im Einsatz gewesen zu sein. Jede Stunde wird mit 100 Euro vergütet. 

Auch habe er Uhde nicht dazu aufgefordert, die Kritik an Michael Ebert zu unterlassen, sagt Meyer. „Ein Verweis auf eine Zeit nach dem Wahlkampf habe ich vielleicht gesagt, aber dann in einem anderen Kontext.“

Uhde möchte aus arbeitsrechtlicher Sicht gegen den Jobverlust vorgehen und hat seinen Anwalt eingeschaltet. 


Mehr zur OB-Wahl in Rostock gibt es auf unserer Themenseite.

MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo!

Autor:innen

Geboren in Rostock.
Aufgewachsen in Rostock.
Studierte in Rostock. Und Kiel.

Neueste Artikel

Angriffe auf Unterkünfte von Asylsuchenden und Ausländer:innen 1992: MV-Karte und Verlaufsdiagramm der Anzahl.

19.09.2024

Das versuchte Pogrom von Wismar

Das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 war nicht der plötzliche Ausbruch rassistischer Gewalt, für den es immer gehalten wird. Es war Teil alltäglicher Aggressionen unter anderem gegen Asylsuchende und Obdachlose, die stetig eskalierten. Es war nicht ihr Höhepunkt, sondern wirkte wie das Startsignal zu weiteren Angriffen auf Asylunterkünfte in ganz MV. Ein Beispiel dafür sind die siebentägigen Attacken auf eine Unterkunft in Wismar-Friedenshof keinen Monat später.

17.09.2024

Polizist attackiert KATAPULT-MV-Journalisten

Auf dem CSD in Wismar wurde unser Chefredakteur von einem Polizisten mit einem Schlagstock attackiert. Das ist ein gewaltsamer Angriff auf die Pressefreiheit und auch einer auf eine friedliche Person. Was bedeutet das für den Journalismus? Wie sollen Pressevertreter:innen für alle erkennbar ihre Arbeit machen, wenn gleichzeitig Hunderte Rechtsextreme durch die Stadt ziehen?

15.09.2024

Rechtsextreme stören ersten CSD in Wismar

Am 14. September fand zum ersten Mal ein CSD in Wismar statt. Etwa 2.100 Menschen haben für queere Rechte friedlich demonstriert – wurden aber von rund 200 Rechtsextremen dabei gestört.