Frieden schaffen – aber wie?
Das sagen Schwerins Bürgermeisterkandidierende
Von Peter Scherrer
Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Rico Badenschier (SPD, Amtsinhaber)
Kriege seien unter anderem auch immer „Kämpfe um Ressourcen“, findet Badenschier. Aus diesem Grund sieht er eine „nachhaltige Energieversorgung“ als „konkret lokalen“, aber auch „stärksten Beitrag für eine friedlichere Welt“ an. Schwerin gehe mit der städtischen Fernwärmeversorgung durch Geothermie bereits einen großen Schritt Richtung Energieunabhängigkeit. Das trage auch dazu bei, sich unabhängiger von „Despoten“ zu machen, so der Amtsinhaber.
Obwohl alle Frieden möchten, gebe es laut Badenschier unterschiedliche Meinungen darüber, wie dieser erreicht oder aufrechterhalten werden könne. Er persönlich halte „das Appeasement der letzten Jahre leider für gescheitert“. Dazu gebe es allerdings auch andere Meinungen, die etwa auf den traditionellen Ostermärschen geäußert werden könnten und sollten. Von den Medien erwarte er dahingehend „eine ausgewogene Berichterstattung“.
Regina Dorfmann (Bündnis 90/Die Grünen)
Für die Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Schweriner Stadtvertretung kann die Landeshauptstadt zu einer friedlichen Welt beitragen, indem vor Krieg und Gewalt geflohene Menschen willkommen geheißen und ihnen ein neues Zuhause geboten werde. Gemeinsamkeiten von Russ:innen und Ukrainer:innen, zum Beispiel das gemeinsame Gebet in der russisch-orthodoxen Kirche in Schwerin, gelte es zu unterstützen.
Dass Menschen traditionell für den Frieden auf die Straße gehen, verdiene jede Unterstützung, meint Dorfmann. „Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verlangt aber meines Erachtens nach einem deutlichen Adressaten bei einer solchen Kundgebung, und der heißt für mich Wladimir Putin“, betont Dorfmann.
Leif-Erik Holm (AfD)
Den „Weltfrieden“ könne man in Schwerin nicht gewinnen, erklärt Holm, Landessprecher der AfD und stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Aber „eine friedliche Welt“ beginne „vor der eigenen Haustür“. Dazu gehöre seiner Ansicht nach auch, die Meinungen anderer auszuhalten.
Die einen würden sich vor der Klimakatastrophe fürchten, andere den dritten Weltkrieg verhindern wollen. Für Holm gibt es „viele weitere dramatische Probleme wie die Energiekrise, die massive Teuerung oder die ungebremste illegale Einwanderung“. Die Geschichte, wie 1989 in der DDR, habe gezeigt, dass sich nichts geändert hätte, stünde man „nur stumm protestierend hinter der Gardine“, so Holm.
Martin Steinitz (Aktionsgruppe Stadt- und Kulturschutz (ASK))
Schwerin habe nur wenige Mittel, den Krieg in der Ukraine zu beeinflussen, aber indem man Flüchtenden „ein Dach über dem Kopf“ und ein menschenwürdiges Leben ermögliche, leiste auch die Landeshauptstadt einen Beitrag, die Auswirkungen des Krieges erträglicher zu machen, meint der ASK-Kandidat. Flüchtenden müsse ermöglicht werden, in eigene vier Wände zu ziehen, fordert der 33-Jährige.
Zur Meinungsfreiheit gehöre es auch, andere Meinungen zu tolerieren, hinterfragen und kritisieren zu können. Er empfiehlt, sich genau anzusehen, mit wem und unter welchem Motto man auf die Straße gehe. Natürlich sei es „generell wichtig, dass auf Friedensdemos die Verantwortlichen der entsprechenden Konflikte auch beim Namen genannt werden“, so Steinitz.
Daniel Trepsdorf (Die Linke)
Auch wenn „die Nato in den Neunzigerjahren politische Fehler bei der Einbindung Russlands in eine neue globale Friedensordnung gemacht“ habe, trete dies in den Hintergrund, denn der Aggressor Putin habe sein Land in einen mit „äußerst brutaler Gewalt geführten Angriffskrieg gegen die Ukraine geführt“, meint der Kandidat der Linken. Konkret könne das Forum ziviler Friedensdienst zum Beispiel mit Beratungs- und Begenungsforen beider Zivilgesellschaften der Kriegsparteien, durch das Entsenden von Fachkräften zur Traumabewältigung und dem Aufbau von Initiativen zur Stärkung der Demokratie helfen. Aussöhnungsprozesse und Entwicklungskooperation müssten weiter angestoßen werden.
Trepsdorf bedauert, „dass einige prägende Köpfe, die die gute Tradition der Ostermärsche in Schwerin lange Zeit prägten, in eine einseitig-dogmatische Haltung abgedriftet sind, die die initiale Kriegsschuld Russlands nicht anerkennt“.
Thomas Tweer (parteilos)
„Wir wollen auch in Schwerin mit unserer eigenen Meinung von anderen akzeptiert und nicht verurteilt werden. Deshalb müssen wir mehr Mut haben, miteinander über die verschiedenen Sichtweisen zu diskutieren. Es gibt nicht immer nur die eine Lösung. Das gilt in der Weltpolitik wie auch hier in Schwerin.“
Tweer betont vor allem das Recht der Menschen, auf Kundgebungen und Demonstrationen zu gehen, „um für ihre Sache einzustehen und auf ihre Sorgen und Ängste aufmerksam zu machen“. Wichtig sei dabei, dass friedlich demonstriert werde, so der 53-jährige Geschäftsführer der Diakonie in Westmecklenburg. Tweers Kandidatur wird von der Schweriner CDU, FDP und der Wählergemeinschaft der Unabhängigen Bürger unterstützt.
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haut als freier Journalist in Schwerin für KATAPULT MV in die Tasten. Manchmal knipst er auch.