Die Fahrradstraße ist in Rostock gut gemeint, jedoch laut einem ersten Zwischenfazit nicht ganz so gut gemacht. Seit knapp einem Jahr dürfen Fahrradfahrerinnen nebeneinander auf der Langen Straße fahren. Autofahrerinnen sollten sich dem Radverkehr unterordnen. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Umsetzung offenbar kompliziert.
Nun hat die Stadt die Auswirkungen auf den Verkehr und die Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmerinnen bewertet und kommt zum Ergebnis, dass die gemeinsame Nutzung der Fahrbahn von allen Beteiligten ein hohes Maß an gegenseitiger Rücksichtnahme erfordere. Auch, weil die Fahrbahn den geregelten Sicherheitsabstand bei Überholvorgängen von mindestens 1,5 Meter nicht zulässt.
So erleben Radfahrende auf der Straße erst ab einer gewissen Gruppenstärke ein gesteigertes Sicherheitsempfinden, urteilt die Stadt. Trotz des klar geregelten Vorrangs für den Fahrradverkehr komme es immer wieder zu knappen Überholmanövern und Drängeln durch einige Kfz-Fahrende. Dennoch sieht das Amt für Mobilität nach knapp einem Jahr Projektlaufzeit eine Verbesserung: „Dank der Fahrradstraße gibt es nun mehr Klarheit“, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Ob alle Verkehrsteilnehmerinnen das Prinzip Fahrradstraße verstehen, ist allerdings fraglich. Mit Warnblinkanlage auf der deutlich markierten Radspur parken? Kein Problem für Autofahrerinnen. Gegenseitige Beleidigungen? Check.
Radfahrerinnen brauchen auf der für sie priorisierten Fahrradstraße eine gewisse Kühnheit, um das eigene Recht einzufordern. Doch letztlich bleiben Radfahrerinnen auch hier ein untergeordnetes Glied in der Hierarchie der Straße. Allein schon aus Selbstschutz.
Stadt hofft auf wachsendes Bewusstsein
Immerhin: Gefahrensituationen zwischen ein- und ausparkenden sowie abbiegenden Autos und Radfahrerinnen konnten reduziert werden, berichtet das Amt für Mobilität von einem positiven Trend.
Da sich das Mobilitätsverhalten nur langsam ändere, „erhoffen wir uns von der Verstetigung auch ein wachsendes Bewusstsein und eine Gewöhnung an das neue Miteinander in der Langen Straße“, sagt Stefan Krause, Leiter des Amtes. Zusätzliche Piktogramme sollen die Verkehrsteilnehmenden noch deutlicher darauf aufmerksam machen, dass Fahrradfahrerinnen Vorrang genießen.
Das Amt für Mobilität wird den Verkehr in der Langen Straße weiterhin im Blick behalten und bewerten, heißt es. Perspektivisch könne eine getrennte Führung zwischen Rad- und Autofahrerinnen notwendig werden.
Weiterführende Artikel
Rostocker Fahrradstraße, was bisher geschah:Durchfahrtssperre für Autos an der Langen StraßeDoch keine Durchfahrtssperre für Autos
Quellen
- Autor verwendet generisches Femininum.↩
- Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Hg.): Lange Straße bleibt Fahrradstraße, auf: rathaus.rostock.de (3.4.2023).↩