Zum Inhalt springen

Rostock

Fahrradstraße bleibt Fahrradstraße

Von

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Artikel teilen

Die Fahrradstraße ist in Rostock gut gemeint, jedoch laut einem ersten Zwischenfazit nicht ganz so gut gemacht. Seit knapp einem Jahr dürfen Fahrradfahrerinnen nebeneinander auf der Langen Straße fahren. Autofahrerinnen sollten sich dem Radverkehr unterordnen. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Umsetzung offenbar kompliziert.

Nun hat die Stadt die Auswirkungen auf den Verkehr und die Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmerinnen bewertet und kommt zum Ergebnis, dass die gemeinsame Nutzung der Fahrbahn von allen Beteiligten ein hohes Maß an gegenseitiger Rücksichtnahme erfordere. Auch, weil die Fahrbahn den geregelten Sicherheitsabstand bei Überholvorgängen von mindestens 1,5 Meter nicht zulässt.

So erleben Radfahrende auf der Straße erst ab einer gewissen Gruppenstärke ein gesteigertes Sicherheitsempfinden, urteilt die Stadt. Trotz des klar geregelten Vorrangs für den Fahrradverkehr komme es immer wieder zu knappen Überholmanövern und Drängeln durch einige Kfz-Fahrende. Dennoch sieht das Amt für Mobilität nach knapp einem Jahr Projektlaufzeit eine Verbesserung: „Dank der Fahrradstraße gibt es nun mehr Klarheit“, heißt es aus der Stadtverwaltung.

Ob alle Verkehrsteilnehmerinnen das Prinzip Fahrradstraße verstehen, ist allerdings fraglich. Mit Warnblinkanlage auf der deutlich markierten Radspur parken? Kein Problem für Autofahrerinnen. Gegenseitige Beleidigungen? Check.

Radfahrerinnen brauchen auf der für sie priorisierten Fahrradstraße eine gewisse Kühnheit, um das eigene Recht einzufordern. Doch letztlich bleiben Radfahrerinnen auch hier ein untergeordnetes Glied in der Hierarchie der Straße. Allein schon aus Selbstschutz.

Stadt hofft auf wachsendes Bewusstsein

Immerhin: Gefahrensituationen zwischen ein- und ausparkenden sowie abbiegenden Autos und Radfahrerinnen konnten reduziert werden, berichtet das Amt für Mobilität von einem positiven Trend.

Da sich das Mobilitätsverhalten nur langsam ändere, „erhoffen wir uns von der Verstetigung auch ein wachsendes Bewusstsein und eine Gewöhnung an das neue Miteinander in der Langen Straße“, sagt Stefan Krause, Leiter des Amtes. Zusätzliche Piktogramme sollen die Verkehrsteilnehmenden noch deutlicher darauf aufmerksam machen, dass Fahrradfahrerinnen Vorrang genießen.

Das Amt für Mobilität wird den Verkehr in der Langen Straße weiterhin im Blick behalten und bewerten, heißt es. Perspektivisch könne eine getrennte Führung zwischen Rad- und Autofahrerinnen notwendig werden.


Weiterführende Artikel

Rostocker Fahrradstraße, was bisher geschah:
Durchfahrtssperre für Autos an der Langen Straße
Doch keine Durchfahrtssperre für Autos

MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo!

Fußnoten

  1. Autor verwendet generisches Femininum.
  2. Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Hg.): Lange Straße bleibt Fahrradstraße, auf: rathaus.rostock.de (3.4.2023).

Autor:innen

ist KATAPULT MVs Inselprofi und nicht nur deshalb gern am Wasser. Nutzt in seinen Texten generisches Femininum.

Neueste Artikel

18.04.2024

Mission Dokumentation

Der Fotograf Martin Maleschka zieht seit zwanzig Jahren durch die ostdeutschen Bundesländer auf der Suche nach Baukunstwerken aus der DDR-Zeit. Er dokumentiert mit seiner Kamera, was noch erhalten wird, macht Fotos, wo einst Kunst war und heute nichts mehr geblieben ist. Auf einer gemeinsamen Spurensuche in Grimmen wird deutlich, was Maleschka antreibt – das kontinuierliche Verschwinden eines Teils seiner Heimat.

17.04.2024

Demokratie beschützen heißt Kultur beschützen

MVs Kulturlandschaft steht einer unmittelbaren Bedrohung gegenüber, wenn antidemokratische Positionen in der Kommunalwahl an Einfluss gewinnen. In Greifswald wurde erst kürzlich gegen mehrere Kultureinrichtungen von antidemokratischen Gruppierungen gehetzt. Diese seien „versiffte Buden“, „Brutstätten linker Subkulturen“ oder „kommunistische Kaderschmieden“. Warum schweigen so viele Kunst- und Kulturschaffende im Land?

17.04.2024

„Einen Blindflug können wir uns nicht leisten“

Elisabeth Mann Borgese und Maria S. Merian sind von Rostock aus auf den Weltmeeren unterwegs. Dabei sind nicht die Wissenschaftlerinnen persönlich auf hoher See, sondern zwei Forschungsschiffe, die nach ihnen benannt sind. Außerdem schippert die „Deneb“ von der Hansestadt aus über die Ostsee. Mecklenburg-Vorpommern ist mit Forschungsschiffen vielfältig aufgestellt. Forschende aus ganz Deutschland unternehmen auf ihnen Fahrten in die entlegensten Winkel der Ozeane. Die Planung der Missionen dauert oft mehrere Jahre.