Mitte Januar wurde in Lubmin das umstrittene LNG-Terminal von Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsidentin Schwesig feierlich eröffnet. Anwohner:innen aus Lubmin und Umgebung kritisieren schon wenige Tage nach der Inbetriebnahme den Lärm, der von dem verarbeitenden LNG-Tanker Neptune ausgeht. Auch verschiedene Umweltinitiativen sprachen sich gegen das Terminal und die Entscheidung der Bundesregierung aus, erneut in fossile Energien zu investieren.
Obwohl die Deutsche Regas noch Mitte Januar von gesicherten Verträgen mit anderen Lieferanten sprach, stammt die neue Lieferung wider Erwarten aus den USA und wurde mittels Fracking gewonnen. Dieses – in Deutschland verbotene – Verfahren verwendet chemische Flüssigkeiten, die mit hohem Druck in tief liegende Gesteinsschichten gepresst werden, um so Gas und Öl zu lösen. Fracking gilt als umweltschädlich und hat besonders auf Trinkwasser negative Auswirkungen.
Vier Tanker für eine Lieferung
Etwa 155.000 Kubikmeter Flüssiggas wurden vom LNG-Tanker Cool Voyager quer über den Atlantik bis in die Ostsee vor Rügen transportiert. Das Schiff brauchte knapp zwei Wochen für die Überfahrt.
Vor dem Hafen Mukran angekommen, wurde die Ladung an die Seapeak Hispania übergeben. Der spanische LNG-Tanker kann wegen seines Tiefgangs von mehr als elf Metern nicht in den Lubminer Hafen einfahren und dient als vorübergehendes Zwischenlager.Die letzte Strecke zwischen der Ostküste Rügens und Lubmin muss von kleineren Schiffen übernommen werden. Eines davon ist der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker Coral Furcata. Das 137 Meter lange Schiff mit einem maximalen Tiefgang von 5,30 Metern erreichte den Lubminer Hafen am 29. Januar.
Mit einer Kapazität von nur 10.000 Kubikmetern Flüssiggas muss die Costal Furcata allerdings 16-mal zwischen Rügen und Lubmin pendeln, um die gesamten 155.000 Kubikmeter der US-amerikanischen Lieferung zu transferieren. Das entspricht einer Gesamtstrecke von über 600 Kilometern.
Jahresprognose erfordert enormen Schiffsverkehr
Aus einem Kubikmeter LNG können 600 Kubikmeter Erdgas gewonnen werden. Die LNG-Lieferung der Cool Voyager wird demnach in etwa 93 Millionen Kubikmeter Gas regasifiziert. Das entspricht knapp 2,1 Prozent des Jahresdurchlaufs, mit dem die Deutsche Regas für das Lubminer Terminal rechnet.
Um das Jahresziel zu erfüllen, müssen 49 Tanker mit ähnlicher Kapazität wie die Cool Voyager LNG bis in die Ostsee transportieren. Um die flüssige Fracht schließlich in den Lubminer Hafen zum verarbeitenden Tanker Neptune zu bringen, müssen täglich zwei kleinere Tanker einlaufen. Das entspräche einer Gesamtstrecke von 55.480 Kilometern für 2023. Die Verarbeitung der 155.000 Kubikmetern Flüssiggas zu einspeisfähigem Gas dauert eine Woche.
Quellen
- Deutsche Regas (Hg.): LNG-Terminal „Deutsche Ostsee“ offiziell eröffnet, auf: deutsche-regas.de (14.1.2023).↩
- KATAPULT MV (Hg.): Laut, dreckig und von Scholz abgesegnet, auf: katapult-mv.de (14.1.2023).↩
- Deutsche Regas (Hg.): LNG-Lieferanten für Lubmin stehen fest, auf: deutsche-regas.de (13.1.2023).↩
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (Hg.): Fracking, auf bmwk.de.↩
- Marine Traffic (Hg:): Seapeak Hispania, auf: marinetraffic.com.↩
- Marine Traffic (Hg.): Coral Furcata, auf: marinetraffic.com.↩
- Zukunft Gas (Hg.): LNG – Flüssiges Erdgas, auf: gas-info.de↩
- Deutsche Regas (Hg.): LNG-Lieferanten für Lubmin stehen fest, auf: deutsche-regas.de (13.1.2023).↩
- E-Mail von Deutsche Regas am 2.2.2023.↩