Nur eineinhalb Meter entfernt von den Toilettenkabinen warte ich auf den Beginn der Ökokloführung. Ich bin überrascht: Es stinkt nicht. Eine gelbe Klobürste schiebt sich in mein Blickfeld. Sie wird von einem braungebrannten Arm durch die Luft gewedelt. Dieser gehört Malte, der die Anwesenden begrüßt und sich als Chief Shit Advisor von Goldeimer vorstellt.
Gute Geschäfte
„Zwischen 15- und 25 Prozent der kommunalen Energieversorgung werden in den Kläranlagen aufgewendet, um das Abwasser wieder aufzubereiten – also die Fäkalien vom Trinkwasser zu trennen“, leitet Malte ins Thema ein. Bis vor wenigen Jahren wurde der Klärschlamm landwirtschaftlich genutzt. „Darin sind häufig Schwermetalle enthalten“, gibt der Chief Shit Advisor zu bedenken. Seit 2017 regelt daher ein neues Gesetz, dass diese Schlämme nicht weiter landwirtschaftlich eingesetzt werden dürfen. „Seitdem werden die Abfälle Lkw-weise durch die Republik zu den Mono-Klärschlamm-Verbrennungsanlagen transportiert.“ Durch die Vernichtung gehen die Nährstoffe aus den Fäkalien jedoch irreversibel verloren. Aus diesem Grund hat sich Goldeimer von Kanalisation und Kläranlage losgesagt: „Wir wollen die menschlichen Ausscheidungen in den Kreislauf zurückführen.“ Die Fäkalien des KATAPULT-Festivals werden nach Eberswalde zum Partnerunternehmen Finizio gebracht: der ersten Fäkal-Kompostieranlage Deutschlands.
Wie Trockenklos uns den A**** retten
Wir laufen um die Toilettenkabinen herum, um das „Back Office“ zu bestaunen, wie Malte den hinteren Bereich der Kabinen nennt. „Letztlich funktioniert die Toilette ausschließlich durch die Schwerkraft“, erklärt er. Unter den Kabinen stehen fünf Eimer, in denen die Fäkalien gesammelt werden. „Der untere Teil der Mülltonnen ist ausgestattet mit Stroh. Das nennen wir unseren ökologischen Schwamm.“ Auf dem KATAPULT-Festival wird der Urin, anders als die festen Ausscheidungen, über Schläuche in die Kanalisation eingeleitet. „Das bringt gerade auf Großveranstaltungen den Vorteil, dass wir 80 Prozent des Fäkal-Volumens reduzieren und die Tonnen nicht so häufig wechseln müssen. Außerdem stinkt es weniger.“
Stuhlgang – das Highlight des Tages
Wieder auf der Vorderseite der Kabinen angekommen, entdecke ich eine Holzkiste mit Stroh. „Das streut man nach dem Toilettengang über seine Sch****. So wird die Geruchsbildung verhindert“, erklärt Malte stolz. Insgesamt möchte Goldeimer den Toilettengang als Erlebnis gestalten: Es läuft Musik und die Türen sind bemalt. „Das hilft, über das Tabuthema Toilette ins Gespräch zu kommen“, erklärt Malte. Und ins Gespräch kommen die Teilnehmenden der Ökokloführung wirklich. Viele sind begeistert von dem nachhaltigen Konzept. So auch der Festivalbesucher Philipp. Er meint: „Normalerweise sind Festivaltoiletten ein Graus. Aber hier ist das total anders.“