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F.C. Hansa Rostock

Hansa-Fans mit homophoben und diskriminierenden Bannern

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Lesedauer: ca. 3 Minuten

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Das im Vorfeld durch die Polizei als Risikospiel eingestufte Aufeinandertreffen von Hansa Rostock und dem FC St. Pauli entpuppt sich nun als Risikospiel der ganz anderen Art. Während die Polizei eine positive Bilanz des Abends rund ums Stadion zieht, bleibt das Verhalten der Rostocker Fankurve im Stadion unkommentiert. So wurde das ausverkaufte Ostseestadion mit seinen 26.000 Zuschauer:innen gestern nicht nur Ort eines Rostocker Triumphs. Es war ebenfalls Schauplatz von geduldeter Homophobie und Diskriminierung auf Seiten des Gastgeber-Clubs.

Auf der Tribüne waren nicht nur die üblichen Fanplakate zu sehen. Zahlreiche Fans hielten ein langes Banner mit einer verunglimpfenden Äußerung gegen den Spielgegner St. Pauli. Dazu war ein Plakat mit einer Sonnenblume und dem Schriftzug „Lichtenhagen“ angebracht. Vor dem Hintergrund des 30. Jahrestags des Pogroms in diesen Tagen ist das mindestens provokant und fraglich, wenn nicht sogar verharmlosend. Eindeutig homophob ist ein drittes Plakat.

Wie das Polizeipräsidium Rostock mitteilte, sind die Sicherheitskräfte und Ordner:innen des Fußballvereins dafür zuständig, Taschen und auch Banner zu kontrollieren. Wie die Plakate dennoch ins Ostseestadion gelangt sind, ist unklar. Die Stadionordnung verbietet politisches, diskriminierendes und provokantes Verhalten der Gäste. Warum die Banner nicht entfernt und damit letztlich auch geduldet wurden, muss sich der Verein nun als Frage gefallen lassen.

Vor dem Hintergrund dieser Vorkommnisse im Ostseestadion wird die Frage nach einer Reaktion des Vereins drängender. Dieser äußerte sich bisher jedoch noch nicht dazu, war auch für eine Anfrage von KATAPULT MV nicht erreichbar. „Nach dem Spiel wurde mit den Fans natürlich noch ordentlich gefeiert“, hieß es nur im Nachgang des Spiels auf der Hansa-Seite. Kein Wort zu den Plakaten einiger eigener Fans.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass diese durch Diskriminierung auffallen. So existiert zum Beispiel seit längerem ein Flyer, der die „Regeln der Süd-Tribüne“ zusammenfasst. In einer Regel werden explizit Frauen diskriminiert, ihnen der Zugang zu bestimmten Bereichen der Tribüne untersagt.

In Fan-Foren und Social-Media-Kanälen distanzieren sich mittlerweile viele Hansafans von den Bannern. Auch auf deren Anfragen und Kommentare hat der Verein bislang nicht reagiert.

Aktualisierung vom 22. August 2022: Reagieren muss Hansa Rostock nun aber auf den Deutschen Fußball Bund (DFB). Wie
dieser am Nachmittag mitteilte, wird aufgrund der Banner beim gestrigen Heimspiel nun ein Ermittlungsverfahren gegen den Verein eingeleitet. In seinem Statement nahm der DFB sowohl Bezug auf einen homophoben Plakatspruch als auch zum „Lichtenhagen“-Aufdruck, der „Assoziationen an fremdenfeindliche Übergriffe auf das sogenannte Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen“ vermittelt habe. Im Verfahren wird auch der Verein die Möglichkeit der Stellungnahme erhalten.

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Fußnoten

  1. Deutscher Fußball Bund (Hg.): DFB-Kontrollausschuss ermittelt nach Bannern in Rostock, auf: dfb.de (22.8.2022).

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