Wegen der "Stadtbild"-Aussage von Bundeskanzler Merz demonstrierten 600 Menschen am 27. Oktober in Rostock gegen Rassismus.
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„Stadtbild“

Hunderte bei Kundgebung gegen Rassismus in Rostock

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Am Montagabend organisierten der Migrantenrat Rostock und das Bündnis Rostock Nazifrei eine Kundgebung vor dem Rathaus der Hansestadt. Unter dem Motto „Wir sind das Stadtbild – Wir sind die Töchter“ versammelten sich laut den Veranstalter:innen mehr als 600 Menschen auf dem Neuen Markt. Anlass der Kundgebung waren die rassistischen Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz.

Im Zuge bundesweiter Protestaktionen gingen gestern Hunderte Menschen in der Hanse- und Universitätsstadt auf die Straße. Die kurzfristig angemeldete Kundgebung sollte ein klares Zeichen setzen gegen gesellschaftliche Spaltung durch Pauschalisierung von Migranten sowie die politische Instrumentalisierung von Frauen.

Die erst kürzlich gewählte neue Vorsitzende des Rostocker Migrantenrates, Maria Lichtermann, die auch die Moderation übernahm, eröffnete die Veranstaltung mit ihrem Redebeitrag. Darin ging Lichtermann insbesondere auf die „gefährliche Rhetorik“ des Bundeskanzlers ein, die Ausgrenzungen begünstige, statt tatsächliche und strukturelle Probleme zu lösen.

Maria Lichtermann, Vorsitzende des Rostocker Migrantenrates, eröffnete die Kundgebung mit ihrem Redebeitrag.
Maria Lichtermann, Vorsitzende des Rostocker Migrantenrates, eröffnet die Kundgebung.

In knapp anderthalb Stunden gab es sieben weitere Redebeiträge, darunter von Flora Menniken, Vorsitzende des Landesfrauenrates MV, der Linksjugend-Vertreter Mio, Elena Pintus von den Rostocker Jusos, der Vorständin des CSD-Vereins Frieda Kopp gemeinsam mit Tochter Emma sowie der Aktivistin Lünne vom Bündnis 8. März Rostock. Die Redner:innen betonten die enge Verflechtung von Rassismus und Sexismus, sprachen sich klar gegen Hetze aus und dagegen, Opfer von Gewalt und das „Stadtbild“ als politisches Schlachtfeld zu missbrauchen. Die Redner:innen wandten sich in ihren Beiträgen direkt an Merz und die CDU. „Wer der AfD wirklich entgegentreten will, darf ihre Sprache nicht übernehmen“, forderte Menniken vom Landesfrauenrat.

Unter den 600 Teilnehmenden der Protestaktion waren auch einige Vertreter:innen der SPD, der Linken und der Grünen Jugend. Und die CDU? Die Christlich Demokratische Union war zwar nicht anwesend, formulierte allerdings einen Instagram-Post, der vor der Kundgebung veröffentlicht wurde. Darin verurteilen Kreisvorsitzender Christian Konarski und die stellvertretende Kreisvorsitzende Chris Günther die angekündigte Demonstration als „Empörung“ und „linke Skandalisierung“ und forderten „ehrliche Debatten“ und Argumente.1 Von Letzteren gab es gestern reichlich vor dem Rathaus.

Das Problem sei nicht das Stadtbild, sondern das Menschenbild, stellen Frieda Kopp und ihre Tochter Emma im gemeinsamen Redebeitrag fest. Die Schilder der Demonstrierenden geben ihnen Recht.

Es sei die Aufgabe der Regierung, administrativ zu arbeiten und problemlösende Strukturen zu schaffen, anstatt gesellschaftlich zu spalten, begründete Imam-Jonas Dogesch vom Bündnis Rostock Nazifrei die Motivation und Dringlichkeit der angemeldeten Kundgebung. Das ehemalige Mitglied des Migrantenrates kritisierte außerdem, dass wichtige Gelder für Frauenhäuser, Soziales und Präventivmaßnahmen von der Regierung gestrichen würden.

Die Kundgebung selbst verlief weitestgehend friedlich und – bis auf eine kurzzeitige Unstimmigkeit unter ein paar Demonstrierenden – ohne größere Zwischenfälle. Während der Veranstaltung gab es keine Störungen oder Übergriffe rechtsextremer Gruppen. Zum Ende der Kundgebung wurden die Teilnehmenden der Demonstration dennoch durch die Redner:innen zur Vorsicht beim Verlassen der Innenstadt aufgerufen, weil Gruppen rechtsextremer Jugendlicher in der Nähe gesichtet wurden.

Teilnehmende der Kundgebung erhellen zusammen den Marktplatz als Zeichen der Solidarität.
  1. @cdurostock: Beitrag vom 27.10.2025, auf: instagram.com. ↩︎

Autor:in

  • Redakteur in Rostock

    An der Küste MVs aufgewachsen und wieder angekommen; feiert Wind- und Wetterfeste, wie sie fallen. Dazwischen Anthropologe und Kulturaktivist.

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