Transparenz

KATAPULT ist insolvent

… wenn KATAPULT die nächsten 14 Tage nicht explodiert. Wir haben eine radikale Idee.

Als Gründer und Herausgeber von KATAPULT hatte ich immer eine Angst, die meistens sehr fern schien. Es war die Sorge, unseren Mitarbeitenden in schlechten Zeiten kein Gehalt zahlen zu können. Genau das ist jetzt eingetreten. Wir stecken in einem so großen Loch, dass wir ohne Hilfe nicht mehr herauskommen.

Als wir KATAPULT 2015 gegründet haben, wollten wir alles besser machen als die anderen: menschlicher, lockerer, ehrlicher. Deshalb habe ich die große KATAPULT-Hypertransparenz ausgerufen und Firmendaten veröffentlicht, die sonst niemand rausgibt. Das war einfach. Es ging immer nach oben. Mehr Geld, mehr Reichweite, mehr Mitarbeitende. Aber seit letztem Jahr geht’s abwärts. Möglicherweise müssen wir unseren Buchverlag schließen. Wenns schlecht läuft, vielleicht sogar das gesamte KATAPULT. Wir versuchen alles, um das zu verhindern!

Von vorne

Unser Buchverlag hat dieses Jahr deutlich mehr Ausgaben als Einnahmen. Rechnet man eins und eins zusammen, ergibt das minus. Im Verlag sind derzeit sechs Leute angestellt. Das Magazin hat dem Verlag bereits Geld geliehen, aber das ist nun auch nicht mehr möglich.

Papierpreis, Inflation, Krieg – es gibt mindestens 50 schlechte Ausreden für unsere Situation, aber die sind alle egal, denn in Wirklichkeit haben wir Fehler gemacht. Fertig.

Welche? Wir haben zu viele Bücher gedruckt; Romane und polnische Literatur veröffentlicht, für die wir kein Publikum haben; dafür auch noch kaum Marketing gemacht; in zu viele Projekte investiert und zugleich in manche zu wenig Liebe reingesteckt; kein Geld für Notsituationen wie diese angespart; in den Sozialen Medien nachgelassen: zu aggressiv kommuniziert, zu vorhersehbar gedacht. Der niedliche Witz ist verlorengegangen, der lässige Umgang mit Karten oft unlässig geworden. Es gibt noch weitere Fehler und wir werden sie in den kommenden Tagen alle nennen.

Dass ich die Probleme nicht direkt beim Entstehen erkannt habe, habe ich als Herausgeber zu verantworten. Aber es hat auch einen Vorteil: Äußere Umstände wie Papierpreis, Inflation und Krieg können wir kaum beeinflussen – unser Handeln schon.

Zur Übersicht

KATAPULT besteht aus vier Medien, die 2022 diese Jahresumsätze hatten:

  • KATAPULT-Magazin (+ KNICKER): 3.014.611 €
  • KATAPULT-Buchverlag: 656.282 €
  • KATAPULT MV: 417.040 €
  • KATAPULTU (Ukraine und Geopolitik): ca. 300.000 €

Dem Verlag fehlten 2022 um die 290.000 Euro. Das ist viel. In diesem Jahr ist das Minus sogar noch größer geworden. Es fehlen aktuell insgesamt etwa 450.000 Euro. Auch im Magazin ist es mittlerweile problematisch. Wir konnten die August-Gehälter unserer Mitarbeitenden nicht wie geplant bezahlen.Auch unsere Journalismusschule mussten wir auf unbestimmte Zeit verschieben, weil wir sie momentan schlichtweg nicht finanzieren können. Es schmerzt unfassbar, weil das Projekt für unsere Region wichtig ist. Das gilt in noch größerem Maße auch für KATAPULT. Ob wir als Medienhaus insgesamt scheitern, werden die nächsten Wochen zeigen.

Wie gehts jetzt weiter?

Eins ist klar: Wir werden nicht mit der Transparenz aufhören. Im Gegenteil. Wir werden noch transparenter, als wir es waren, obwohl das gegen jede Intuition spricht und uns viele davon abraten. Wenn wir abkratzen, dann so, dass ihr zugucken könnt.

Deshalb veröffentlichen wir in den kommenden Tagen alles: Geschäftszahlen, eine Erklärung zu den Zahlen, unsere größten Fehlentscheidungen und natürlich auch unsere Ideen, wie wir da langfristig wieder rauskommen wollen. Die Insolvenz-Transparenz von KATAPULT beginnt jetzt.

Wir haben also noch nicht aufgegeben. Wir versuchen alles, was geht: Kosten senken, bessere Bücher machen, Werbung an der richtigen Stelle, kreativere Online-Arbeit und tausend Aktionen. Auch diese Ideen der Verbesserung veröffentlichen wir die nächsten Tage.Ist das jetzt schon die radikale Idee? Nein.

Wie könnt ihr helfen?

Wenn ihr uns unterstützen wollt, hilft erst einmal alles, was uns Geld bringt. Falls ihr sowieso immer mal ein KATAPULT-Abo abschließen wolltet, aber nie einen Anlass dafür gefunden habt: Jetzt ist er da. Jetzt würde es was bewirken. Wir wären euch aus tiefstem Herzen dankbar. Abos gibt es für:

  • KATAPULT-Magazin, unser Flaggschiff
  • KATAPULT MV, Lokalzeitung mit Fokus auf rechten Bewegungen und sozialer Ungleichheit
  • KATAPULTU, ein Geopolitik-Magazin, das aus KATAPULT Ukraine entstanden ist

Aus KATAPULT-Perspektive sind Abos eine stabile Einnahmequelle, weil man mit der wiederkehrenden Zahlung gut planen kann. Sie finanzieren uns dauerhaft.

Und wenn ihr einfach unseren Shop leerkauft? Das hilft auch. Wir haben einen insolventigen Insolvenzshop gebaut – nur für euch – also für uns. Wenn ihr dort einkauft, könnt ihr später mal euren Enkeln zu Weihnachten sagen, dass ihr bei der großen KATAPULT-Insolvenz dabei wart. Ist das nicht was? Hier seht ihr, welche Insolvenzartikel uns am meisten helfen:

  • KATAPULT-Grashalm (Vorsicht: kann nix) – 5 € (Gewinn in €: 5)
  • Literaten-Quartett – 10 € (8)
  • Überraschungs-Baumsamen – 15 € (14)
  • Hässlich bemalter KATAPULT-Beutel – 20 € (19)
  • Selbstbemalte Insolvenz-Tasse – 25 € (22)
  • Bücherpaket „Sex im Wald“ – 40 € (30)
  • KATAPULT-Abfuck-Pulli – 70 € (40)
  • KATAPULT-Bücherabo – 100 €/Jahr (75)

Wir nennen euch ab jetzt unsere Gewinnspannen. In diesem Fall ist es der Gewinn ohne die Einberechnung unserer Arbeitskraft. Gewinnabsichten hat KATAPULT sowieso nicht.

Wenn ihr richtig durchziehen wollt, dann kauft ihr unser ganz besonderes Paket „Fröhlich in die Insolvenz – ICH NEHM ALLES!“ für nur 284 Euro. Da spart ihr dann im Paket einen ganzen Euro! Der Vorteil liegt also auf der Hand. Wer das macht, den ernenne ich offiziell zum KATAPULT-Gerichtsvollzieher und male ihm einen fetten Kauz ins Waldbuch. Hier lang.

War das jetzt die radikale Idee? Auch nicht.

Die radikale Idee

Ich schreibe hier einen unbequemen Artikel, rufe die große Transparenz aus und bitte euch um Hilfe. Ist das gut? Ich hoffe. Aber ich denke, es reicht nicht. Es behandelt das Symptom, aber es löst das Problem nicht. Deshalb kommt nun die radikale Idee:

Was passiert, wenn man sich als Unternehmen verschuldet? Man bekommt drei anzugtragende Unternehmensberater ins Haus, denen man 40.000 Euro zahlt, die man nicht hat, um von den Schulden wieder runterzukommen. Was für ein Widerspruch. Klar, die sehen toll aus. Die können mit Zahlen. Ehrlich: Ihr wisst, wie kritisch ich Unternehmensberater (alle männlich) sehe. Wir müssen und werden deren Hilfe annehmen. Aber:

Irgendwas stimmt nicht, irgendwas muss gedreht werden, irgendwas muss anders, ich nehme ein Störgefühl wahr, groß, es schreit: „Scheiße, hier stimmt was nicht“! Irgendwas ist nicht in Ordnung. Alle männlich – schon wieder – und ich ja auch! Verdammt. Diese Unternehmensberater. Eloquent, gute Leute, aber scheiße. Ich kenn die nicht, die kennen uns nicht. Ich habs, ich bin mir jetzt sicher – ich will die nicht. Zumindest nicht nur.

Wen möchte ich in dieser beschissenen Zeit stattdessen? Euch.

Die KATAPULT-Lesenden. Als Unternehmensberatung. Ohne Anzug. Besser noch: als KATAPULT-Berater:innen. Wer kennt KATAPULT besser als ihr? Ihr seid mit uns groß geworden. Nee warte: Wir sind mit euch groß geworden. Oder beides! Manche kennen uns seit Ausgabe eins, meine Oma war die erste Abonnentin und DESHALB WERDET IHR UND MEINE OMA UNS AB JETZT BERATEN!

Weil ihr euch auskennt. Weil ihr unsere Entwicklung mitgemacht habt. Weil wir den Kontakt zu euch verloren haben und wir euch zurück wollen. Ich möchte eure Ideen, eure Hinweise, eure Kooperation! Werdet unsere Insolvenzverwalterin, werdet unser Berater, werdet unsere Geschäftspartnerin!

Was brauchen wir dafür? Wir brauchen einen Ort, an dem wir entweder gemeinsam abkratzen oder KATAPULT auf ein neues Level hieven – ein soziales Medium, damit auch alle mitlesen können. Welches nehmen wir? Facebook ist alt, Instagram eindimensional, Twitter war gut, ist aber derzeit zu menschenfeindlich und verantwortungslos. Ja, was machen wir denn nun?

In dieser Situation gibts eigentlich nur eins: Wir gründen unser eigenes soziales Medium! Es wird das große KATAPULT-Insolvenz-Medium und vielleicht auch noch mehr. Ich werde dort Tag und Nacht aktiv sein.

Denn ich will nicht nur eure Hinweise, ich will mehr, ich will euch als Kooperationspartner. Ihr wollt einen KATAPULT-Pop-up-Shop in eurer Stadt aufmachen? Los geht’s! Wir machen halbe-halbe. Ihr wollt uns einfach mal mitteilen, was ihr mögt und was nicht? Na ich bin schon gespannt. Ihr habt einen Heißluftballon und wollt ein riesen KATAPULT-Banner über Duisburg flattern lassen? Los geht’s! Ein Zeppelin machts auch! Ihr wollt unsere Lokalzeitung in Wismar auf dem Marktplatz verteilen? Los geht’s! Ihr habt noch viel bessere Ideen? Her damit!

Die Gründungszeit von KATAPULT ist vorbei. Wenn wir noch eine Chance haben wollen, dann müssen wir nun entscheiden, was aus KATAPULT eigentlich werden soll, und dafür brauchen wir euch. Meldet euch in unserem kleinen niedlichen sozialen Netzwerk an. Zunächst wird das unser KATAPULT-Insolvenzmedium, aber vielleicht wird es ja irgendwann das neue alte Twitter.

Wie heißt das Medium eigentlich? Kwitter. Selbst ausgedacht. Welches Logo hat es? Einen Wurm. Vorerst. Ihr könnt direkt nach der Anmeldung neue Namen (Quitter? Schnatter?) und Logos einreichen und über die jetzigen Vorschläge abstimmen. Denn Kwitter wird demokratisch. Wir entwickeln, was dort abgestimmt wird.

Wer sich noch heute anmeldet, bekommt bei Kwitter automatisch den Titel „Early Worm“ verpasst. Ich warte auf euch, aktualisiere alle 3 Sekunden meinen Bildschirm und gucke, ob uns jemand den ersten Tweet … äh … Kweet geschrieben hat.

Was uns hilft – zusammengefasst

  • Abos oder Abo-UpgradeKATAPULT-Magazin hierKATAPULT MV hierKATAPULTU hier
  • Shop leerkaufen hier
  • bei Kwitter anmelden hier

Jeder Euro, jede Mail, jede Anmeldung bei Kwitter, jede Idee hilft uns.

(Hinweis: Unser Geflüchtetenheim mit 20 Plätzen bleibt bestehen. Unsere zweite Geflüchtetenunterkunft für 120 Menschen wird weiterhin geplant.)ENDE

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