„L’Amour toujours“ von Gigi D’Agostino
Ein Lied als Symbol für heiteren Alltagsrassismus
Von Victoria Flägel
Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Erst auf einer Veranstaltung am Pfingstwochenende in Banzkow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) sowie am Wochenende darauf auf dem Bertha-Klingenberg-Platz in Schwerin sangen mehrere Personen zu dem Popsong „L’Amour toujours“ des italienischen DJs Gigi D’Agostino rassistische Parolen. Die Kriminalinspektion Schwerin ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Zum Fall in Banzkow am 18./19. Mai bitten die Ermittelnden weiterhin dringend um Zeugenhinweise: telefonisch unter 038208 / 888 2224 oder über die Onlinewache.
Rassistische Gesänge nicht neu
Das erste Mal sorgten die rassistischen Gesänge „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ am 14. Oktober auf einem Erntefest in Bergholz (Vorpommern-Greifswald) für Aufsehen. KATAPULT MV berichtete zuerst. Anfang dieses Jahres kam es zu einem weiteren Vorfall auf einer Abiparty in Neukalen (Mecklenburgische Seenplatte). Nach ähnlichen Vorfällen deutschlandweit hat vor allem das Video einer Party an Pfingsten im Club Pony in Kampen auf Sylt deutschlandweit Empörung ausgelöst. Der Staatsschutz ermittelt.
Derzeit ermittelt die Polizei zum Fall Neukalen und die Staatsanwaltschaft zum Vorfall in Bergholz. In der Vergangenheit gab es weitere Vorfälle, in denen die Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ ohne Bezug zum Lied von D’Agostino – teils nichtöffentlich – gerufen wurde: zweimal 2023 in Greifswald, einmal 2024 in Stralsund sowie auf einer Gegenveranstaltung zu einer Demokratiedemonstration in Pasewalk im Februar 2024. Viele weitere Fälle dürften der Polizei unbekannt sein.
Die Aussage „Ausländer raus“ allein ist keine Volksverhetzung, dafür müssen weitere Begleitumstände hinzukommen, wie das Verwenden von NS-Kennzeichen, beispielsweise dem Hitlergruß oder der Reichskriegsflagge.
Rassismus als Trend
Begonnen als Gag in Neonazikreisen, wurde das umgedichtete Lied zum Internetphänomen und ist mittlerweile ein Symbol für heiteren und enttabuisierten Alltagsrassismus. Der 25 Jahre alte Song findet sich in Deutschland in unterschiedlichen Versionen mittlerweile sogar auf Platz 1 und 2 der Downloadcharts bei iTunes und wird mit den rassistischen Parolen auf Feiern und auf der Straße gegrölt. Die Polizei rät, sich in solchen Fällen sofort von dem Geschehen zu entfernen und in jedem Fall die Veranstalter:innen oder die Polizei zu informieren.
Übrigens, wer diesen geschmacklosen Ohrwurm nicht loswird: „Arschlöcher raus“ passt auch gut auf die Melodie.
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Autor:innen
Geboren in Rostock.
Aufgewachsen in Rostock.
Studierte in Rostock. Und Kiel.