Filmfest im Rostocker Stadthafen

„Lieferissimo“ – Traumprinz in orangefarbener Rüstung?

In „Lieferissimo“ kommt der vermeintliche Prinz ohne Pferd daher. Stattdessen mit einer Pizza Bufala mit Dinkelmehl und einem gemischten Salat ohne Croutons. Doch gibt es ein Happy End inklusive „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“?

Einigen von euch ist es vielleicht schon passiert: Man begegnet einem attraktiven Menschen – und verknallt sich auf den ersten Blick. Die Situation kann noch so banal sein, innerlich malt ihr euch schon das erste Date, den ersten Kuss und mehrere Jahre Beziehung aus. Und während man sich selbst schon am Traualtar sieht und Streichinstrumente eine gefühlvolle Melodie spielen, wird man durch ein fragendes „Ist alles okay bei dir?“ abrupt aus den Tagträumereien gerissen.

So ergeht es auch dem Protagonisten des Kurzfilms Lieferissimo. Er heißt Tom und wird an der Tür von einem überdurchschnittlich schönen Lieferboten überrascht. Eigentlich ist klar, was nun zu tun ist, aber in solchen Momenten kann der Pragmatismus schon mal aussetzen. Und so vergisst Tom völlig, den hübschen Boten nach seiner Telefonnummer zu fragen. Verdammt, was nun?

Da klopft die „Liebe seines Lebens“ schon von allein an seine Tür, er hätte sie sich nur noch greifen müssen – aber ohne Telefonnummer auch kein Date, kein Kuss, keine Beziehung … die gemeinsame Zukunft scheint verbaut.

Um sich diese zurückzuholen, greift Tom, unterstützt von seinem Mitbewohner, zu immer verzweifelteren Maßnahmen. Wird es ihm gelingen, seinen Drahtesel-Ritter in strahlendem Lieferissimo-Orange für sich zu gewinnen?

Lieferissimo ist ein Film, dessen Charme man nur schwer widerstehen kann. In nur acht Minuten nimmt Regisseur Kilian Bohnensack das Genre der romantischen Komödie gewitzt auf die Schippe und wird dem Publikum dabei sicherlich den einen oder anderen Lacher entlocken. Ein Kurzfilm, der sich wie ein kleiner, leckerer Snack (oder doch wie ein gemischter Salat ohne Croutons?) leicht genießen lässt. Er funktioniert gerade so gut, weil er nicht versucht, sonderlich tiefgründige Fässer aufzumachen: Stattdessen weiß Bohnensack genau, welchen Zweck dieser Film erfüllen soll und, wichtiger noch, mit welchen Mitteln man das erreicht. Somit hat der Münchner hier einen absolut stimmigen, runden Film geschaffen, den man sich nicht entgehen lassen sollte

Diese Rezension entstand im Rahmen der unabhängigen filmab!-Redaktion zum FiSH-Filmfest im Stadthafen Rostock vom 28. April bis 1. Mai 2022 in Kooperation mit KATAPULT MV. Hier stellen sich die jungen Redakteur:innen vor: Das ist die filmab!-Redaktion 2022

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