Zum Inhalt springen

Rechtsextremismus

Neonazis wollen Gedenktag instrumentalisieren – und scheitern

Von

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Karte von MV: Wo am 27. Januar an Opfer der Nazis erinnert wird: überall; wo Nazis protestieren: Loitz (25. Januar), Grevesmühlen (26. Januar), Güstrow (nicht am 27. Januar)

Artikel teilen

Gestern versammelten sich 700 Menschen, darunter Rechte und Rechtsextreme, in Grevesmühlen. Einige versuchten, das Sitzungsgebäude des Kreistages Nordwestmecklenburg zu stürmen. Die Polizei war mit 120 Einsatzkräften vor Ort und konnte das verhindern. Drinnen beschlossen die Mitglieder auf einer Dringlichkeitssitzung den Bau eines Containerdorfes für bis zu 400 Geflüchtete in der nahegelegenen Gemeinde Upahl. Die Polizei leitete zwei Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Zünden von Pyrotechnik und je ein Ermittlungsverfahren wegen schweren Hausfriedensbruchs sowie Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ein.

Am Tag zuvor hatten Rechtsextreme unter anderem der Brigade 12 Pommern eine Diskussionsveranstaltung in Loitz über eine Unterkunft für 36 Geflüchtete mit verfassungsfeindlichen Aussagen für menschenverachtende und rassistische Propaganda genutzt. Zuvor kündigte mindestens ein Loitzer – Mario Kehrle, der noch vor einem Jahr durch seine Proteste gegen Energiepreise von sich reden machtein einem offenen Brief Selbstjustiz an.

Und heute – am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – wollten Rechtsradikale unter dem Motto „Schuldkult als Ersatzreligion?“ durch Güstrow marschieren. Eingeladen waren „nur weltanschaulich gefestigte Aktivisten“. Das Ordnungsamt des Landkreises Rostock versah die Demo nun mit einer drastischen Auflage: Sie muss an einem anderen Tag stattfinden. Die geplante Gegen- und Gedenkveranstaltung des Bündnisses Güstrow für alle findet dennoch ab 16.30 Uhr am Borwinbrunnen statt.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es: „Hunderte Rechtsextreme in Grevesmühlen“.

MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo!

Fußnoten

  1. DPA (Hg): Tumulte vor Kreistag: Strafverfahren in Nordwestmecklenburg / NDR (Hg.): Flüchtlingsunterkunft in Upahl kommt – Tumulte vor Kreistag, auf: ndr.de (27.1.2023) / NDR (Hg.): Proteste in Grevesmühlen gegen Flüchtlingsunterkunft, auf: ndr.de (26.1.2023) / Polizeiinspektion Wismar (Hg.): Versammlungsgeschehen vor der Malzfabrik in Grevesmühlen, auf: presseportal.de (26.1.2023).
  2. Schulz, Philipp: Loitzer Bürger reden über Drohbrief gegen Flüchtlingsheim: „Da steh ich voll dahinter“, auf: ostsee-zeitung.de (21.1.2023) / Schulz, Philipp: B 194 gesperrt: Lkw-Fahrer demonstrieren bei Loitz wieder gegen Spritpreise, auf: ostsee-zeitung.de (24.3.2022).
  3. DPA (Hg.): Neonazi-Demo darf nicht am Holocaust-Gedenktag stattfinden.
  4. rostock.nazifrei: Beitrag vom 26.1.2023, auf: instagram.com.

Autor:innen

Geboren in Rostock.
Aufgewachsen in Rostock.
Studierte in Rostock. Und Kiel.

Neueste Artikel

07.12.2023

Propalästinensische Demo am jüdischen Lichterfest

Am 8. Dezember findet in Schwerin eine Demonstration unter dem Motto „Frieden in Palästina“ statt. Es ist die erste propalästinensische Demo in der Landeshauptstadt seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Zeitgleich feiert die jüdische Gemeinde das Lichterfest Chanukka.

06.12.2023

O Tannenbaum

Dieses Jahr steht in Schwerin der größte Weihnachtsbaum von MV.

05.12.2023

Städte müssen sparen – vor allem bei Jugend und Sozialem?

In den kommunalen Haushalten quietscht es derzeit an allen Ecken und Enden. Nachdem der Landkreis Vorpommern-Greifswald im Herbst eine Haushaltssperre ausrief, verhängte nun auch Schwerin eine solche für das kommende Jahr. In Greifswald musste der Haushalt noch einmal überarbeitet und erneut beschlossen werden. Für Aufregung sorgte dabei eine Liste an Kürzungen – vor allem für den Jugend- und Sozialbereich. Diese konnten nun vorerst abgewendet werden.