Stadthafen Rostock

Der schönste Parkplatz Meck-Vorps

Die Hansestadt wünscht sich einen hübscheren Heimathafen. In den letzten 30 Jahren gab es unzählige Bürgerschaftsbeschlüsse, engagierte Initiativen und erarbeitete Konzepte, die dazu beitragen wollten. Doch zuletzt hieß es von der Stadt, dass die Umgestaltung mehr als zehn weitere Jahre dauern werde. Kosten ungewiss. Woran haperts?

Grau, trostlos und einsam liegt er da, der Rostocker Stadthafen. Wo im Sommer das Leben pulsiert, an Kiosken, Restaurantschiffen und Seecontainern in Liegestühlen Cocktails geschlürft werden, wo zu Hochzeiten der Coronapandemie bis zu zehntausend Feierwütige zeitgleich Kupp spielen, Bier trinken und grillen und wo im Hochsommer für einige Tage auf der Hansesail bis zu eine Million Besucher:innen auf Mehrmaster starren – ist im Herbst und Winter mal so gar nichts los. Auf der Haedgehalbinsel stehen im Dezember große Trucks der Schaustellenden, die am Bussebart und in Stadtmitte die Besucher:innen des Weihnachtsmarkts bespaßen. Nebenan am Christinenhafen parken ganzjährig über 600 Autos und Wohnmobile.

Foto von der Haedgehalbinsel
Haedgehalbinsel

Doch der Stadthafen ist nicht nur Bummelmeile, Freiluftkneipe und Veranstaltungsstätte. Er ist mit seiner eigentlichen Funktion auch Geldgeber für die Stadt und nicht zu vergessen eine Verkehrsfläche für Schiffe. Bereits seit der Wende soll der Stadthafen und mit ihm eine ganzjährige Aufenthaltsqualität für Einheimische und Tourist:innen entwickelt werden. Es gab unzählige Pläne, Großprojekte und Visionen. Alle liegen derzeit auf Eis.

Keimzelle der Stadt Rostock

Seit dem Mittelalter konzentrierte sich Rostocks Handel auf den Seeweg. Die gesamte Stadt war auf den Hafen in der Warnowbucht ausgerichtet. Um 1910 wurde der Hafen ausgebaut: Es entstanden die drei Kilometer lange Kaianlage, 100 Hektar Industriegelände und eine tiefere Fahrrinne für größere Schiffe.

Zu DDR-Zeiten wurde der Stadthafen zum zentralen Umschlagplatz des Seehandels. Doch er gehörte nicht zum Stadtgebiet, sondern war vom Rest der Stadt durch einen Zaun mit Wachtürmen getrennt. Durch die Eröffnung des Fischereihafens in Marienehe 1950 und insbesondere des Überseehafens 1960 verlor der Hafen in der Stadtmitte zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung. 1992 wurde der Güterumschlag weitgehend eingestellt.

Nach der Wende entdeckten die Hansestädter:innen ihren Heimathafen wieder. Die Kaianlagen wurden entfernt und der Stadthafen als Aufenthaltsort für Privatpersonen entwickelt. Es entstanden Restaurants, Clubs, Theaterspielstätten und Einzelhandel. Bis Anfang der 2000er lag das Portcenter ein schwimmendes Kaufhaus – auf Höhe Kabutzenhof an der Kaikante.

„Rostocks Zukunft wird sich immer irgendwie um den Hafen drehen und wie man mit diesem historischen Areal umgeht“, prophezeit der Historiker Ullrich Klein. Und seine Geschichte sieht man dem Hafen noch heute an: eine Betonwüste direkt an der meistbefahrenen Straße des Landes. Nur wenige charmante Industriedenkmäler sind erhalten geblieben: das Mönchentor, der Lokschuppen der Hafenbahn aus den 1850ern, Kräne aus den 1950er- und 60er-Jahren. Im Haedgehafen liegen kleine Museumsschiffe. Alte Verwaltungsgebäude, Lager- und Werfthallen werden heute als Veranstaltungsstätten und Restaurants genutzt. Auf der Ostseite des Hafens stehen noch Getreidesilos aus den 1930er-Jahren. Dort hat unter anderem die Deutsche Seereederei Büros und die Kreuzfahrtreederei Aida, einer der größten Arbeitgeber der Stadt, ihren deutschen Hauptsitz.

Projekte seit Jahrzehnten nicht umgesetzt

1995 stellte die Bürgerschaft der Hansestadt den ersten Rahmenplan zur Gestaltung des Stadthafens auf. Zehn Jahre später wurde er aktualisiert. Der damals frisch ins Amt gewählte Oberbürgermeister Roland Methling schrieb in der Beschlussvorlage: „Von einem abgeschlossenen gewerblich genutzten Gelände hat sich der Stadthafen zu einem für jedermann frei zugänglichen und gestalteten Gebiet entwickelt.“ Und ergänzte prophetisch: „Die Erfahrung des Umgangs mit dem Stadthafen (…) zeigt, dass der Umbau der Hafen- und Uferzonen eine Daueraufgabe ist.“ Schon damals wurde Wert auf flexible städtebauliche Strukturen gelegt. Das sollte sich bis heute, 28 Jahre später, nicht ändern.

2012 entwickelte dann der Agenda-21-Rat, ein Beirat der Bürgerschaft für nachhaltige Stadtentwicklung, Visionen für das sogenannte Rostocker Oval – von einer Steigerung der Attraktivität des Ufers über die Anbindung der Stadtteile des Nordostens ans Wasser bis hin zu einer Brücke über die Warnow. Alles Pläne, die noch heute bekannt klingen, aber nie umgesetzt wurden.

2013 beschloss die Bürgerschaft, dass ein neues Theater am Stadthafen entstehen soll – entweder im Christinenhafen oder am Bussebart. Seit der Wende hat die Rostocker Stadtvertretung mehrfach einen Theaterneubau beschlossen: zum ersten Mal 1993, ein weiteres Mal 2002 gefolgt von einem erneuten Beschluss 2013 und einem wiederholten Grundsatzbeschluss 2015. Die letzte Entscheidung dazu fällte die Bürgerschaft erst diesen November.

Außerdem sollte das Areal um den Stadthafen „maritim“ belebt werden. Will heißen: Schiffe in den Hafen holen, und das ganzjährig. Grund dafür war ein massiver Schiffeschwund: Schon 1989 wurde das ehemalige Pionierschiff Vorwärts in Rostock-Marienehe verschrottet. 2013 sank das ehemalige Ausbildungs- und spätere Jugendherberge- und Hotelschiff Georg Büchner auf dem Weg zum Abwracker nach Litauen. Auch der Eisbrecher Stephan Jantzen lag zwischen 2014 und 2016 nicht im Stadthafen. 2014 verließ außerdem das Kultur-, Musik- und Konzertschiff Stubnitz seinen Heimathafen Richtung Hamburg, weil die Bedingungen in Rostock den Betrieb unmöglich machten. Und das bis heute.

Maritime Meile gescheitert

Der Maritime Rat, eine Bürgerinitiative, erarbeitete ab 2014 ein erstes umfangreiches Konzept für eine „Maritime Meile“ mit Sport-, Spiel- und Grünflächen. Durch eine „behutsame Bebauung“ des Stadthafens sollte im Christinenhafen ein „maritimes Erlebniszentrum“ entstehen. An der Projektgruppe beteiligt waren neben dem Rat Bürgerschaftsfraktionen, Ortsbeiräte, die Verwaltung sowie die städtische Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau sowie die Industrie- und Handelskammer.

Bis Ende 2016 sollte ein Konzept mit konkreten baulichen Maßnahmen erstellt werden, 2018 – zum 800. Stadtgeburtstag – sollten wesentliche Bestandteile des Vorhabens realisiert sein. Doch umgesetzt wurde nichts. Denn die Maritime Meile wurde Anfang 2017 zusammen mit der zweiten Aktualisierung des Rahmenplans zur Gestaltung des Stadthafens auf unbestimmte Zeit verschoben. Grund dafür waren die Überschneidungen der Pläne mit denen für den IGA-Park. Insbesondere sollte das Traditionsschiff Dresden nach dem Wunsch des Maritimen Rates in den Stadthafen verlegt werden. Beim ersten Bürgerentscheid der Hansestadt im Herbst 2017 lehnte eine Mehrheit dies jedoch ab. Die EU-Programme liefen 2020 aus und die bis zu 90 Prozent Fördermittel für die Hafengestaltung rieselten der Hansestadt wie Sand durch die Finger.

Legendäre Bundesgarten-Ciao

Im Mai 2018 beschloss die Bürgerschaft, sich für die Bundesgartenschau 2025 zu bewerben, und beendete damit vorerst alle anderen Pläne zur Umgestaltung des Stadthafens. Die Buga wurde als „Turbo“, „Motor“ und „Initialzündung“ für die Stadtentwicklung gefeiert. Mit einem Rundumschlag sollte das ganze Gebiet um die Unterwarnow – vom Stadthafen bis zu den Ufern in Dierkow und Gehlsdorf – umgestaltet werden. Im August 2018 erhielt die Hansestadt als einzige Bewerberin den Zuschlag für die Blumenschau.

Nach dem Siegerentwurf eines Gestaltungswettbewerbs vom Mai 2021, an dem bis heute festgehalten wird, soll die Betonwüste an der Kaikante in eine grüne, hügelige (und wie der damalige OB Claus Ruhe Madsen vermutlich sagen würde: hyggelige) Dünenlandschaft verwandelt werden. Diese sollte gleichzeitig zum Hochwasserschutz beitragen. Darüber hinaus war eine bis zu zwei Meter hohe Spundwand vom Matrosendenkmal bis zur Silohalbinsel geplant. Nicht schön, aber günstig. Die Bauarbeiten sollten eigentlich dieses Jahr beginnen.

Rostock-Plan

Im Juni 2022 dann der große Knall: Madsen (damals parteilos) und MVs Bauminister Till Backhaus (SPD) verkündeten das Aus der Gartenschau. Und damit lagen alle Projekte um das Warnowrund auf Eis, ihre Finanzierung war offen. Wieder einmal alles auf Anfang.

Doch im Frühjahr dieses Jahres verständigten sich Stadt und Land darauf, fünf Buga-Projekte unabhängig von der Gartenschau zu verwirklichen: den Neubau des Volkstheaters am Bussebart, das Archäologische Landesmuseum am Christinenhafen, die Warnowbrücke nach Gehlsdorf, das „Warnowquartier“ im Osthafen und den Umbau des Stadthafens samt Hochwasserschutz. Die Bauprojekte firmieren fortan unter dem Namen „Rostock-Plan“. Mit 40 Millionen Euro wollte die Landesregierung die 62 Millionen Euro teure Umgestaltung der Betonwüste bezuschussen. Mit 411 Millionen Euro waren alle Vorhaben zusammen veranschlagt. Mittlerweile kann man den Kosten beim Wachsen zuschauen.

Rostock ohne Plan

Dann stellte sich heraus, dass der Flutschutz schlecht geplant war: Bei hohem Wasserstand der Warnow und starkem Regen steht schon heute die Straße Am Strande unter Wasser. Die geplante Mauer würde das Abfließen von Regenwasser aus Stadtmitte und Kröpeliner-Tor-Vorstadt in die Warnow, die sogenannte Binnenentwässerung, zusätzlich verhindern. Daher müsste das Entwässerungssystem am Stadthafen gänzlich erneuert werden. Die Stadt kündigte daraufhin an, dem für die technische Umsetzung des Küstenschutzes zuständigen Landesamt bis Ende dieses Jahres einen neuen Plan für den Hochwasserschutz vorzulegen.

Doch das ist nicht geschehen. Im September strich Schwerin die Fördermittel für die Umgestaltung des Stadthafens, damit der Hochwasserschutz prioritär umgesetzt wird. Das Aussehen des Areals sei zweitrangig. Art und Höhe der Förderung zur Aufwertung des Stadthafens stehen nun wieder in den Sternen. Mindestens zehn Jahre würde ein Umbau des Stadthafens dauern, Kosten unklar, heißt es von der Stadt. Bis Ende des Jahres soll eigentlich der Plan für den Hochwasserschutz stehen. Bis 2027 soll er umgesetzt werden, damit im Anschluss die bauliche Verschönerung des Hafens beginnen kann. Aktuell befinde sich das Verfahren in der Prüfung mit den Fachbehörden, heißt es dazu auf Anfrage aus dem Rathaus: „Die Klärung von technischen Lösungen zum Hochwasserschutz und der Binnenentwässerung gestaltet sich sehr umfangreich. Mögliche Lösungsansätze müssen beleuchtet und geprüft werden, vor allem auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Umsetzung.“ 

Die Umsetzung der seit Jahrzehnten geplanten Umgestaltung des Stadthafens sei laut dem zuständigen Senatsbereich Infrastruktur, Umwelt und Bau „keinesfalls gescheitert“: Sie sei lediglich „äußerst komplex und bedarf einer enormen Planungstiefe und regelmäßigen Abstimmungen mit den zuständigen Fachämtern und Behörden.“ Solch komplexe Bauvorhaben bedürften eines hohen zeitlichen Planungsvorlaufs, und die Umgestaltung des Stadthafens befinde sich noch in einer sehr frühen Planungsphase.

Matrosendenkmal nein, Toilettenhäuschen ja

Doch nicht nur das ganz große Projekt, sondern auch die kleinen Verschönerungsmaßnahmen kommen an der Kaikante nicht voran und zermürben die Engagierten. Beispiel: Matrosendenkmal. Die Skulptur selbst, die seit 1977 auf Höhe Kabutzenhof an der Warnow steht und an den Kieler Matrosenaufstand von 1918 erinnert, ist gesichert und saniert. Doch die Umgestaltung des Areals um das Denkmal herum ist vom Hochwasserschutz abhängig. Seit zehn Jahren ist das Gelände um die beiden nackten Matrosen nun schon eingezäunt. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Foto vom Matrosendenkmal
Matrosendenkmal

Schon der Maritime Rat wollte 2017 – nach der Pleite mit der Maritimen Meile – mit kurzfristig umsetzbaren Einzelmaßnahmen den Stadthafen beleben und aufwerten. Unter anderem mit Toiletten, Spiel- und Sportflächen, Infotafeln, Rastplätzen und Sitzgelegenheiten. Umgesetzt wurden sie – richtig – bis heute nicht. Ausnahme: Nachdem Partywütige im Corona-Sommer 2021 den Stadthafen allabendlich zum Open-Air-Club umfunktioniert hatten, wurde ein neues Toilettenhäuschen aufgestellt.

Foto vom Toilettenhäuschen
Toilettenhäuschen

Mein Hafen, dein Hafen

Für diese kleinen Verschönerungen sind auch Sascha Hofman und Samuel Drews vor fünf Jahren angetreten und haben die Containerbar Rost Dock gegründet, die seitdem im Sommer auf der Haedgehalbinsel Durstige und Kulturhungrige verköstigt. 2020 entwickelten die beiden zusammen mit dem städtischen Hafenamt die Initiative MeinHafenDeinHafen (MHDH). Sie entstand aufgrund der allabendlichen Partys mit Tausenden Feiernden am Hafen während der Pandemie und um dem daraus resultierenden Lärm, Müll und Mangel an Toiletten zu begegnen. Mit an Bord sind unter anderem der Circus Fantasia, das Kunst- und Medienhaus Frieda 23 und andere Unternehmen und Privatpersonen. Dass bei MHDH Verwaltung und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, sei besonders, betonte Stadtforscherin Hilke Berger von der Hafencity-Universität Hamburg auf der zweiten Konferenz für lebendige öffentliche Räume in Rostock Anfang September im Rost Dock.

Wo im Sommer in Liegestühlen Cocktails geschlürft werden, parken im Winter die Schaustellenden des Weihnachtsmarktes.

Seitdem wurden Hochbeete gepflanzt, Pfandkisten für leere Flaschen aufgestellt, Taschenaschenbecher verteilt, Stromkästen und Hafenschweine bemalt. Hafenschweine sind Betonblöcke, die am ganzen Stadthafen verteilt sind, um Autos den Weg an die Kaikante zu versperren.

Hafenschwein mit Fischmotiv (Fotos: Patrick Hinz)

Immer wieder kurzfristige Einzelmaßnahmen

Und so fällte die Bürgerschaft diesen Sommer erneut eine Entscheidung zur mantraartig wiederholten Belebung des Stadthafens. Erneut mit kurzfristigen Einzelmaßnahmen. MHDH und andere Initiativen sollen in die Erarbeitung eines Konzepts einbezogen werden. „Die in den letzten Jahren von der Initiative ‚MeinHafenDeinHafen‘ gesammelten Wünsche und Forderungen der Zivilgesellschaft für eine verbesserte Nutzung des Warnow-Stadthafen-Bereiches stellen eigene Ideen und Engagement sowie die Beteiligung der Rostocker*innen in den Fokus. Dieses Modellvorhaben ermöglicht eine niedrigschwellige, gemeinschaftsorientierte Entwicklung des Areals“, heißt es in dem Antrag von Linker, SPD und Grünen. Wichtig sei, dass die Maßnahmen flexibel und mobil seien, sodass sie zu Großveranstaltungen wie der Hansesail und für Bauarbeiten wieder entfernt werden können.

So erklärte auch Rostocks Bausenatorin Ute Fischer-Gäde auf der Fachkonferenz in der Containerbar im September, dass der Stadthafen sich sukzessive entwickeln müsse und dabei veränderbar bleiben solle. Ein Problem sahen die Beteiligten der Konferenz aber auch darin, gemeinwohlorientierte Projekte an einem Ort zu ermöglichen, der primär eine wirtschaftliche Flächennutzung vorsehe. Rostocks Chefstadthafenplaner Robert Strauß erklärte, wie kompliziert Flächenumnutzungen seien.

So wie es derzeit aussieht, wird der Rostocker Stadthafen also auf absehbare Zeit im Winter weiterhin grau, trostlos und einsam daliegen.

Kommentar: Das große Schweigen

Der Stadthafen soll also seine Hafenfunktion behalten und für Großveranstaltungen weiterhin zur Verfügung stehen. Gleichzeitig soll er die Stadt vor Hochwasser schützen und gemütlich sein, und zwar für Alt und Jung, für Touris und Einheimische, für Feierwütige und Entspannungssuchende. Hinzu kommen immer wieder Planungsfehler, die die Kosten explodieren lassen und Projekte verzögern, sogar verhindern.

Bei so vielen unterschiedlichen Einzelinteressen kickt Rostocks Krankheit voll rein: Großprojekte werden so lange zerredet, bis sie scheitern. Tschüss Buga! Aber hallo Volkstheater! Zumindest noch. Mittlerweile sind viele Beteiligte müde und frustriert. Es gab in den letzten Jahren Konzepte, Gutachten und Bürgerbeteiligungen. Doch noch sieht es im Herzen Rostocks im Grunde so aus wie vor 80 Jahren. Und nach aktuellem Stand wird das auch noch 80 Jahre so bleiben. Von übertünchtem Beton mal abgesehen.

Niemand ist zufrieden mit dem Stadthafen. Abseits der in den Sand gesetzten Buga und anderer Visionen und Großprojekte versuchen Engagierte seit Jahrzehnten, das Areal mit Kleinigkeiten aufzurüschen. Angemalte Hafenschweine, Stromkästen und Pflastersteine, Blumenkästen, bepflanzte Beete. Doch mittlerweile sind alle Beteiligten desillusioniert und frustriert. Und vielleicht haben sie sogar aufgegeben. Zumindest scheint niemand darüber sprechen zu wollen, zumindest nicht mit mir.

Von 15 Angefragten – von der Stadtverwaltung über Bürgerschaftsfraktionen bis hin zu Initiativen und Unternehmen – haben mir zwei geantwortet. Entweder war die ganze Stadt mit den Querelen um den Theaterneubau beschäftigt – noch so ein Thema, das seit 1993 immer wieder diskutiert wird. Oder KATAPULT MV ist einfach zu klein und unbedeutend, als dass sich Zeit und Aufwand für eine Stellungnahme lohnen würden. Oder aber da ist etwas im Busch. Aber solange niemand mit mir spricht, werde ich es nicht erfahren.

Dieser Artikel erschien in unserer Dezemberausgabe.

Quellen

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  2. Tourismuszentrale Rostock (Hg.): Stadthafen, auf: rostock.de / Metropolregion Hamburg (Hg.): Industriekultur – Hafenanlagen Stadthafen Rostock, auf: metropolregion.hamburg.de / Ostsee.de (Hg.): Stadthafen Rostock, auf: ostsee.de / Mediencolleg Rostock (Hg.): Der Rostocker Stadthafen 2022. Eine Reise durch die Jahrhunderte in 10 Minuten, auf: mediencolleg-rostock.de.
  3. Ostsee.de (Hg.): Stadthafen Rostock, auf: ostsee.de.
  4. Rostock-Album (Hg.): Beitrag vom 18.4.2020, 11:26 Uhr, auf: facebook.com.
  5. Mediencolleg Rostock (Hg.): Der Rostocker Stadthafen 2022. Eine Reise durch die Jahrhunderte in 10 Minuten, auf: mediencolleg-rostock.de.
  6. Ostsee.de (Hg.): Stadthafen Rostock, auf: ostsee.de / Metropolregion Hamburg (Hg.): Industriekultur – Hafenanlagen Stadthafen Rostock, auf: metropolregion.hamburg.de.
  7. Ostsee.de (Hg.): Stadthafen Rostock, auf: ostsee.de / Labude-Gericke, Claudia: Altes Silo im Rostocker Stadthafen wird modernisiert, auf: ostsee-zeitung.de (13.1.2023).
  8. Hansestadt Rostock (Hg.): 0383/05-BV, auf: ksd.rostock.de (7.12.2005).
  9. Hansestadt Rostock (Hg.): Agenda 21-Rat diskutiert Stadtentwicklung im Rostocker Oval, auf: rathaus.rostock.de (9.10.2012) / Hansestadt Rostock (Hg.): 2014/AN/0295-01 (SN), auf: ksd.rostock.de (22.10.2014).
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  11. Hansestadt Rostock (Hg.): 2014/AN/5399, auf: ksd.rostock.de (4.3.2014).
  12. Tuszynska, Katarzyna; Möller, Martin; Opel, Jürgen: So versank die „Georg Büchner“: Bilder des Untergangs, auf: ndr.de (5.5.2023).
  13. maritimemeile-rostock.de / Technische Flotte Rostock (Hg.): Eisbrecher „Stephan Jantzen“ (2009-2012 / ab 2018), auf: technische-flotte-rostock.de.
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  19. Hansestadt Rostock (Hg.): 2016/AN/2354, auf: ksd.rostock.de (16.12.2016).
  20. Hansestadt Rostock (Hg.): 2017/BV/2431, auf: ksd.rostock.de (21.2.2017).
  21. Maritimer Rat (Hg.): Abschlussbericht der Projektgruppe „Maritime Meile im Stadthafen Rostock“, S. 14, auf: ksd.rostock.de (Juni 2015) / MV 1 (Hg.): Maritime Meile, auf: youtube.com (13.2.2016).
  22. Hansestadt Rostock (Hg.): 2018/BV/3684, auf: ksd.rostock.de (24.4.2018).
  23. Flägel, Victoria: Buga in Rostock: Eine Chronik des Scheiterns, in: KATAPULT MV Ausgabe 9, S. 1 (Juli 2022).
  24. Rostock-heute (Hg.): Grüne Dünen für Rostocks Stadthafen, auf: rostock-heute.de (21.5.2021) / Rostock-heute (Hg.): Hochwasserschutz im Stadthafen – Pläne vorgestellt, auf: rostock-heute.de (8.6.2022) / Hübbe, Morten; Hinz, Patrick: Das Meer schafft Tatsachen, auf: katapult-mv.de (21.4.2022).
  25. Hübbe, Morten: Viel zu tun für OB Kröger in der Hansestadt, auf: katapult-mv.de (22.6.2023).
  26. MV1 (Hg.): Betonwüste Rostocker Stadthafen – Ministerium streicht 40 Millionen Euro Fördermittel, auf: youtube.com (12.9.2023) / Meyer, Andreas: Schwerin streicht alle Fördermittel: Rostocks Stadthafen bleibt Betonwüste, auf: ostsee-zeitung.de (3.9.2023).
  27. Farbacher, Aline: Neuer Plan für Hochwasserschutz im Rostocker Stadthafen soll bis Ende 2023 stehen, auf: svz.de (19.5.2023) / Farbacher, Aline: Zwischen Beton und grünen Dünen: Wie soll sich der Stadthafen in Rostock entwickeln?, auf: svz.de (1.9.2023).
  28. E-Mail von der Hanse- und Universitätsstadt Rostock am 22.11.2023.
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  30. Luczak, Thomas: Rostocker Vereine beklagen: „Stadt lässt maritimes Erbe verrotten“, auf: ostsee-zeitung.de (1.10.2023).
  31. Hansestadt Rostock (Hg.): 2017/IV/2820, auf: ksd.rostock.de (15.6.2017).
  32. E-Mail von Sascha Hofman vom 14.1.2023.
  33. Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde (Hg.): #MeinHafenDeinHafen, auf: rostock.de / Kleine Wördemann, Gerald: Nach „Rostocker Oval“ und „Rostock-Plan“: Bürgerschaft schlägt neues Stadthafen-Konzept vor, auf: ostsee-zeitung.de (17.6.2023).
  34. Dokumentation zur 2. Fachkonferenz für lebendige öffentliche Räume in Rostock, S. 6.
  35. Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde (Hg.): #MeinHafenDeinHafen, auf: rostock.de.
  36. Hansestadt Rostock (Hg.): 2023/AN/4331, auf: ksd.rostock.de (7.6.2023).
  37. Dokumentation zur 2. Fachkonferenz für lebendige öffentliche Räume in Rostock, S. 6.
  38. Ebd., S. 7, 11.

Autor:in

  • Bild von KATAPULT MV Redakeurin Victoria Flägel

    Redakteurin in Rostock

    Geboren in Rostock. Aufgewachsen in Rostock. Studierte in Rostock. Und Kiel.