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Straßensozialarbeit in Schwerin

„Wir sind nicht das Ordnungsamt“

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Mittwochnachmittag: Die Straßensozialarbeiter:innen Felix und Manuela stehen vor dem Schweriner Schloss. „Manchmal könnte sich die Stadt mehr um die Menschen und weniger um die Gebäude sorgen“, meint Felix. Aus Sicht der Straßensozialarbeit fehle es in Schwerin an einem Programm zur Umsetzung von Jugendkultur. Es gebe nur wenige Angebote für junge Menschen in der Landeshauptstadt – auch und besonders mit Blick auf die Bewerbung als Weltkulturerbe, die keinerlei Gedanken zur Jugendkultur enthält.

Aufgabe der Streetworker:innen ist Spazierengehen und Reden. Im Fachjargon nennen sie das: aufsuchende Arbeit. Dabei steht weniger das Gehen im Vordergrund als vielmehr das Reden. Der Fokus richtet sich zum Beispiel auf folgende Fragen: Wen sieht man oft auf den Straßen? Wem geht es gut? Wer kann Unterstützung brauchen? Die Straßensozialarbeiter:innen versuchen sich nicht aufzudrängen, jedoch immer als Ansprechpartner:innen bereitzustehen. Die Problemlagen junger Menschen sind vielfältig. Themen sind zum Beispiel eine drohende Obdachlosigkeit oder der Missbrauch von Rauschmitteln.

Die meisten jungen Menschen kennen Felix und Manuela. Gescherzt wird viel. Oft kommt auch das nächste Treffen im Paulskirchenkeller zur Sprache. Das nächste ist gleich am folgenden Tag geplant.

Felix und Manuela begleiten junge Menschen unter anderem in Konfliktsituationen mit Anwohner:innen. Wenn etwa durch öffentliche Partys Müll, Lärm oder Ähnliches entsteht. Manuela erklärt: „Wir sind nicht das Ordnungsamt. Wir unterstützen die Jugendlichen und wollen dabei helfen, den öffentlichen Raum für alle zu gestalten. Da müssen die Interessen der jungen Menschen genauso wie die der Rentner berücksichtigt werden.“ Felix und Manuela helfen dabei, diese Spannungen abzubauen.

Der Paulskirchenkeller am Donnerstagabend – Wirkungsort für junge Menschen, die ihre Lebenswelt selbst gestalten möchten. Hier findet ein Gespräch mit Blick auf die kommende Kommunalwahl in Schwerin statt. Junge Menschen vom Kinder- und Jugendrat, Fridays for Future und anderen Organisationen sprechen über die Möglichkeiten, die Kandidierenden zu einer Gesprächsrunde einzuladen. Thema soll ausdrücklich das fehlende Angebot der Stadt für Jugendliche sein. Was planen die Kandidat:innen, um mehr Möglichkeiten für junge Menschen im „Rentnerparadies“ Schwerin zu schaffen?

Felix und Manuela sind wichtig für die jungen Menschen in Schwerin und unterstützen sie in allen Lebenslagen, die nicht selbst gemeistert werden können. Persönliche Probleme, Zukunftsängste und andere Sorgen können mit den beiden besprochen werden. Manchmal finden sich gemeinsam Lösungen, oft helfe es auch, sich jemand anderem anzuvertrauen, der einem einfach nur zuhört.

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Autor:innen

Freier Fotograf in Schwerin.

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