Am Sonntagmorgen wurde das „Bsieben“ in Brand gesteckt, eine Bar für Queere und Freund:innen in der nördlichen Altstadt Rostocks. Sie gilt seit 16 Jahren als Treffpunkt und Safespace der Szene.
Etwa eine Stunde nachdem die letzten die Bar verlassen hatten, warf ein Unbekannter eine Scheibe mit einem Stein ein. Hinterher flogen Brandsätze, die Flammen müssen sich schnell im kleinen Raum ausgebreitet haben. Die Bar, die Tische, die Stühle – alles besteht aus Holz.
Der mutmaßliche Täter wurde von Passant:innen beobachtet, Anwohner:innen riefen die Feuerwehr und begannen den Brand zu löschen. So wurden weder Gäste noch Anwohner:innen des Wohnhauses, in dem sich die Bar befindet, verletzt. Der mutmaßliche Brandstifter konnte fliehen. Der Sachschaden liegt bei etwa 100.000 Euro. Wann die Kneipe wieder in Betrieb gehen könne, wisse Inhaber Andreas Szabó noch nicht. Mit der Versicherung seien sie noch in Klärung. „In Deutschland läuft das alles nicht ganz so schnell“, sagt er augenzwinkernd. „Aber man muss fairerweise auch sagen: Es war ein Sonntag.“
Klar ist: Er macht weiter. Und appelliert: „Lasst euch nicht einschüchtern. Seid laut, geht raus, hängt Regenbogenflaggen aus den Fenstern, zeigt wie bunt und vielfältig die Gesellschaft ist.“ Auf der Webseite der Bar hat er einen Spendenaufruf gestartet, mit einem Link zum Paypal-Konto. Das helfe dabei, seine Angestellten weiter bezahlen zu können.
1.800 Menschen auf Solidemo
Es ist nicht der erste Brandanschlag auf das Bsieben. Beim ersten Mal, Mitte September, blieb es aber bei einem Versuch. Ein vermuteter Zusammenhang mit dem am selben Tag stattfindenden Christopher Street Day in Wismar konnte bisher nicht bestätigt werden.
Am Montagabend zeigten sich zwischen 1.5001 und 1.800 Menschen solidarisch mit dem Bsieben und queeren Menschen auf der Spontandemonstration des CSD-Vereins. Unter den Redner:innen war auch Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Die Linke), selbst ehemals Mitglied im Vorstand des Vereins.
Polizei bittet um Mithilfe
Wer Hinweise zur Tat oder zu mutmaßlichen Tätern geben kann, wendet sich bitte an den Kriminaldauerdienst der Polizeiinspektion Rostock unter der Telefonnummer 0381 / 4916 1616 oder an jede andere Polizeidienststelle.2
- Polizeipräsidium Rostock (Hg.): Versammlungsgeschehen im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Rostock, auf: presseportal.de (4.11.2024). ↩︎
- Polizeipräsidium Rostock (Hg.): Verdacht der schweren Brandstiftung in Rostock
Die Polizei sucht Zeugen, auf: presseportal.de (3.11.2024). ↩︎