Wild- und Hausschweine stehen, seitdem die sogenannte Afrikanische Schweinepest (ASP) 2007 in Georgien nachgewiesen wurde, europaweit unter Beobachtung. Die Viruskrankheit brach zuerst südlich der Sahara aus und ist mittlerweile in fast allen europäischen Ländern angekommen. Die tödliche Krankheit betrifft ausschließlich Schweine, einen Impfstoff gibt es (anders als für die klassische Schweinepest) noch nicht. Auch in Meck-Vorp wird das Virus gefürchtet.
„Die Gefahr der ASP-Einschleppung über wandernde Wildschweine muss auf ein Minimum verringert werden”, sagt Meck-Vorps Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). Aus diesem Grund wurde im vergangenen Jahr ein 64 Kilometer langer Zaun entlang der deutsch-polnischen Grenze gezogen – von Usedom bis zur Uckermark. Für 1,2 Millionen Euro. Die Kosten übernahm das Land.
Auch in Brandenburg und Sachsen wurde so ein Zaun entlang der Grenze zu Polen aufgestellt. Was noch fehlte, waren 2,5 Kilometer südlich der A11 bis nach Brandenburg. Diese Lücke wird derzeit geschlossen. Der Bau hat in dieser Woche begonnen. Für 100.000 Euro, die ebenfalls das Land bezahlt.
Das heißt: Kostete im letzten Jahr ein Kilometer Wildschutzzaun noch rund 18.740 Euro, ist ein Kilometer des 2,5 Kilometer langen Lückenfüller-Zaunes ganze 40.000 Euro wert. Insgesamt sind alle Zaunteile entlang der gesamten Trasse gleich hoch: 1,50 Meter in die Höhe, 30 Zentimeter im Boden.
Doppelt hält besser
Der Zaunbau ist damit aber noch nicht abgeschlossen: geplant ist ein zweiter Zaun, der parallel zum ersten verlaufen soll. Nach Angaben von Jörg Dechow vom Landesforst MV sollen zwischen beiden Zäunen mindestens 100 bis 200 Meter Abstand liegen. Darin entstehe eine sogenannte „weiße Zone“, die von Wildschweinen freigehalten werden soll. Der Landkreis Vorp-Greif betitelt es als „Pufferzone“. Mehrmals pro Woche sollen Jäger:innen diesen Bereich nach Wildschweinen absuchen. Bis zum zweiten Zaunbau werde es aber noch eine Weile dauern, weil noch Genehmigungen ausstünden, so Dechow.
Mit diesem Konzept von Doppelzaun und Korridor soll die Einschleppung der Tiersuche aus Polen verhindert werden. Brandenburg plane übrigens ebenfalls einen zweiten Zaun, so Minister Backhaus.
Nach Angaben des Friedrich-Löffler-Instituts wurden im ersten Halbjahr in Europa 9.018 ASP-Fälle bei Wild- und Hausschweinen gemeldet, davon 1.916 in Polen. In Deutschland sind etwa 1.800 Fälle aus Sachsen und Brandenburg bestätigt. Noch ist Meck-Vorp frei von der Schweinepest. Ende Juli hatte es Ausbrüche in zwei brandenburgischen Betrieben gegeben, die ersten innerhalb Deutschlands.
Zaun grenzt nicht nur Schweine aus
Kritik kommt derweil vom Nabu MV: Der Drahtzaun weise zwar Löcher auf, durch die kleine Tiere wie Marder, Füchse oder Hasen problemlos hindurchschlüpfen können. Neben Wildschweinen ist aber auch für andere, größere Tierarten wie Rehe, Rot- und Damhirsche am Zaun Schluss.
Der Zauntyp wird seit Jahren auch als Verbissschutzzaun an Jungbäumen eingesetzt. Der Zaun unterbinde auf vielen Hundert Kilometern Länge die Wanderbewegungen etlicher Arten, sagt Nabu-Landesvorsitzender Stefan Schwill. „Tiere, die aufgrund ihrer Größe den Zaun überspringen könnten, tun das oft nicht oder nur dann, wenn sie das unbedingt müssen. Insofern werden hier Lebensräume in großem Maßstab zerschnitten.“
Zudem bezweifelt Schwill die Sinnhaftigkeit des Zaunes: Die Ausbreitung der Schweinepest ist seiner Einschätzung nach nicht von wandernden Wildschweinen oder anderen Wildtieren verursacht worden, sondern unmittelbar durch den Menschen. Und zwar in erster Linie durch Tier- und Futtermitteltransporte sowie andere Warenströme.
Handlungsanweisungen eher an den Menschen
Das sieht auch der Landesbauernverband so. Vor allem auf Rastplätzen etwa an Autobahnen lassen viele Menschen ihre Müll- und Essensreste offen liegen. Das locke die Tiere an, so eine Sprecherin. Das höre sich erst mal simpel an, aber genau damit habe das Virus die Chance, sich über Waren- und Personentransporte zu verbreiten.
Ob und wie lange die Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest nach Meck-Vorp zu verhindert werden kann, wird sich zeigen. Dann auch, ob über das Wildschwein oder den Menschen.