Der Landesturnverband, die Gesellschaft für Schiffsarchäologie, der Jugendbeirat Sassnitz, der Radio 98eins e. V. oder der TSV Rühn – sie sind nur einige Beispiele, die von der Deutschen Stiftung Ehrenamt in MV finanziell gefördert wurden.
Diese setzt sich zum Ziel, ehrenamtliches Engagement zu unterstützen. Und das nicht nur finanziell. Sie berät Initiativen und Vereine auch bei Rechtsfragen, Fördermittelakquise und in Sachen IT.
In MV hat die Stiftung im vergangenen Jahr 177 Projekte gefördert – mit rund 1,2 Millionen Euro, sagt Mitarbeiter Henrik Flor. Bundesweit waren es 2.760 Projekte. Das ehrenamtliche Engagement in MV sei aber im deutschlandweiten Vergleich gar nicht so schlecht, ist sogar Spitzenreiter im Ranking der neuen Bundesländer. 42,8 Prozent der Bevölkerung sind ehrenamtlich engagiert. Insgesamt gibt es mehr als 12.000 Vereine im Land. Bei den Zahlen beruft sich die Stiftung auf die letzte Datenerhebung von 2016. Ein aktueller Bericht wird im März dieses Jahres erwartet. Flor schätzt, dass durch die Pandemie die Zahlen etwas gesunken sein könnten, auch bundesweit.
Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb müssen ehrenamtlich Engagierte unbedingt weiter motiviert werden, betont er. Aus diesem Grund wurde die Stiftung 2020 auch gegründet, als eine Maßnahme der Bundesregierung. Mit ihr sollte gesellschaftliches Engagement mehr Anerkennung bekommen und eine zentrale Anlaufstelle bei Fragen haben.
Hohe Dichte an Karnevalsvereinen in MV
Die Ehrenamtsstiftung agiert deutschlandweit. In MV als klassischem Flächenland mit geringer Bevölkerungsdichte komme dem Ehrenamt eine besondere Bedeutung zu, sagt Flor. Es gebe aber auch besondere Hürden, wie beispielsweise lange Anfahrtswege. In Mecklenburg-Vorpommern beobachte die Stiftung ein buntes Potpourri an ehrenamtlichen Projekten und Vereinen, vor allem aber Sportvereine, Kultur- und Musikinitiativen, so Flor. Was ihm dabei aber auch aufgefallen ist: Für ein norddeutsches Bundesland sei hier die Dichte an Karnevalsvereinen recht hoch.
Seit den 90er-Jahren sei die Engagementquote besonders stark angestiegen – in allen Altersgruppen, vor allem aber bei der älteren Generation ab 65 Jahren. Problematisch seien nach wie vor besonders organisatorische Themen, wie eine bessere räumliche Ausstattung, der Versicherungsschutz und unbürokratische Kostenerstattungen. Dazu gehen besonders viele Anfragen bei der Stiftung ein. Auch gebe es oft den Wunsch, dass Behörden und Ämter die ehrenamtliche Arbeit stärker anerkennen.
In den letzten Jahren beobachtet die Stiftung landesweit zudem zwei gegenläufige Tendenzen: Zum einen die Überalterung der Mitglieder, mit der viele Vereine zu kämpfen haben. Zum anderen gründen sich immer mehr neue, kleine Vereine. Letzteres sei gut und müsse dringend weiter vorangetrieben werden, so die Stiftung. Das stärke auch persönlich das Selbstvertrauen, denn so könne jeder etwas bewegen – „in der Nachbarschaft genauso wie fürs Weltklima“, meint Flor.
Ab heute neue Fördermöglichkeiten
In diesem Jahr gibt es die ersten neuen Förderprogramme der Stiftung: Vereine und Initiativen, die sich für Kinder- und Jugendprojekte einsetzen, können über ZukunftsMUT finanzielle Unterstützung beantragen. Das Programm ist sogar Teil des bundesweiten Corona-Aufholpakets zur Unterstützung von Familien.
Bis zu 2.500 Euro können Vereine mit dem Mikroförderprogramm bekommen und 100xDigital soll ehrenamtliche Projekte beim digitalen Ausbau unterstützen. Das hat zum Beispiel der TSV Rühn im vergangenen Jahr beantragt, erzählt der sportliche Leiter Tom Dittmann. Für kleine Vereine sei der Aufwand, Anträge zu bearbeiten und alle Nachweise zu erbringen, zwar relativ hoch, es sei aber machbar. 18.000 Euro hat der Sportverein bei Bützow von der Ehrenamtsstiftung bekommen. Damit konnte der Verein seine Trainer mit Tablets ausrüsten und das Büro modernisieren.
Das Greifswalder Lokalradio „radio 98eins“ hat schon mehrfach eine Förderung erhalten. Zuletzt im Jahr 2020 insgesamt 2.400 Euro. Davon hat sich der Verein technische Ausrüstung für Außenveranstaltungen anschaffen können. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Tom Güldner waren die Zusammenarbeit mit der Stiftung sowie die Antragstellung sehr unkompliziert. Für Vereine gebe es „sehr unkompliziert recht hohe Beträge“.
Im März startet schon das nächste Projekt: Mit Engagiertes Land soll das Ehrenamt im ländlichen Regionen stärker vorangetrieben werden. Damit die Quote des ehrenamtlichen Engagements in MV auch weiterhin hoch bleibt.