Die Grafik zeigt zwei Fotos gegenüber gestellt. Ob die Mahnwache am Bützower Bahnhof mit rund 150 Teilnehmenden. Unten das Aufgebot der AfD mit rund 50 Teilnehmenden.

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Demonstration

150 Menschen gegen AfD-Flaggen in Bützow

Am Bahnhofsgebäude von Bützow (Landkreis Rostock) sind seit einiger Zeit AfD-Flaggen gehisst. Da das Gebäude in Privatbesitz ist, können weder die Stadt noch die Bahn etwas dagegen tun. 150 Menschen haben sich zu einer Mahnwache getroffen, um ein Zeichen dagegen zu setzen. Die Veranstaltung rief aber auch um die 50 Rechtsextreme auf den Plan.
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Der Bützower Bahnhof steht seit einiger Zeit im Fokus. Grund dafür sind drei AfD-Fahnen auf dem Dach des Bahnhofsgebäudes, welches in Privatbesitz ist. Dazu kommt ein Video des AfD-Landtagsabgeordneten Martin Schmidt, in dem es heißt, Bützow sei „erobert“.1 Am Freitag fand deshalb eine Mahnwache vor dem Gebäude statt, organisiert vom Bündnis Buntes Land.

Bützows Bahnhof im Juni 2025: Der Inhaber des Gebäudes hisste mehre AfD-Flaggen auf dem Dach. Im Gebäude finden regelmäßig Veranstaltungen der rechtsextremen Partei statt.

„Bützow bleibt bunt“

An dieser Mahnwachen nahmen laut Polizeiangaben rund 150 Personen verschiedener Gruppierungen teil.2 Neben der SPD waren beispielsweise auch Vertreter:innen der Omas gegen Rechts vor Ort. In den Redebeiträgen wurde immer wieder Bezug auf das Video von Schmidt genommen. Von einer „Eroberung“ könne keinesfalls gesprochen werden, so ein Redner. Die AfD hat in der Bützower Stadtvertretung zwei von 19 Sitzen.3

Ein Bützower Bürger sagte in seinem Redebeitrag, der Bahnhof sei eigentlich ein Zeichen für Offenheit und Vielfalt. Reisende können nicht wissen, dass das Gebäude in Privatbesitz ist. Der Imageschaden der Stadt sei durch die Fahnen immens. Er und weitere Redner:innen forderten vom Besitzer des Bahnhofsgebäudes – den Campingplatzbetreiber Poppe Gerken – auf, die Flaggen zu entfernen. Konstantin Schulz vom Bündnis Buntes Land warnte vor den gefährlichen Machtfantasien der AfD, die durch das Wort „Eroberung“ ausgedrückt werden. Als Umsteigebahnhof sei Bützow außerdem in ganz Norddeutschland bekannt. „Die Willkommenskultur, für die sich viele in Bützow eingesetzt haben, wird hier mit Füßen getreten“, so Schulz.

Die Mahnwache versammelte sich gegen 17 Uhr vor dem historischen Bahnhofsgebäude.
Ein Plakat auf einer Mahnwache in Bützow am 20.6. Darauf steht "Bützow bleibt demokratisch, bunt und weltoffen".
Philipp da Cunha spricht auf der Mahnwache vor dem Bahnhof in Bützow.
Philipp da Cunha (SPD) sagt, dass der Bahnhof das Eingangstor zur Stadt sei. Er fordert den Besitzer des Gebäudes deshalb auf extremistische Symbole – also die AfD-Flaggen – zu entfernen.

Rechtsextremes Gegenaufgebot

Zeitgleich versammelten sich am Bützower Bahnhof rund 50 Personen – mutmaßlich aus dem rechtsextremen Spektrum. Die Polizei wertete die unangemeldete Zusammenkunft allerdings nicht als Versammlung, da von der Gruppe kein „Versammlungscharakter“ ausging. Sie begründeten das mit dem Fehlen von Meinungsäußerungen. Zwar gab es weder Sprechchöre noch Reden, aber einige Teilnehmende trugen ihre politische Meinung auf T-Shirts und Plakaten – darunter AfD-Logos, Wehrmachtssymbole und Szenemotive.

Im Laufe der Versammlung teilte sich die Gruppe außerdem auf und provozierte Demonstrierende. Zusätzlich kam es zu Handgreiflichkeiten gegen einen Journalisten von KATAPULT MV.

Leon E. (Mitte) trat gegenüber der Polizei als Ansprechpartner auf. Auf seinem Facebook-Profil posiert der Bützower mit AfD-Politiker Maximilian Krah.
Das Foto zeigt Personen in Bützow, die sich mit T-Shirts und Flaggen klar gegen die angemeldete Mahnwache vor dem Bahnhof positionieren.
Personen am Rande der angemeldeten Kundgebung präsentieren ihre Position.
Während der Veranstaltung griff eine Person in die Kamera und versuchte Bildaufnahmen zu verhindern.
Es wurden außerdem Portraitaufnahmen von Journalist:innen angefertigt.

Teile der Gruppe nennen sich ihrer Kleidung zufolge Bützower Jungs. Diese gelten laut Medienberichten als rechtsextreme Kameradschaft.4 Einige Personen vor Ort nahmen außerdem bereits 2014 an einem „Bützow wehrt sich“-Protest teil, der damals maßgeblich von der rechtsextremen NPD unterstützt wurde.5 Mit Robert Haß war ein regional bekannter AfD-Funktionär vor Ort, der bereits in der Vergangenheit im Schulterschluss mit anderen rechtsextremen Akteur:innen auffiel. Anfang des Jahres besuchte er eine Lesung des österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner bei Rostock. Zuvor scheiterte als er Bürgermeisterkandidat in Laage (Landkreis Rostock).6

Laut Polizeiangaben blieb die Veranstaltung ruhig. Einzig ein Böllerwurf auf ein Polizeifahrzeug wurde zur Anzeige gebracht.

Mehrere Personen trugen T-Shirts mit dem Schriftzug Bützower Jungs.
Auch andere Kleidungsstücke mit mit dem Schriftzug Bützower Jungs waren auf der Veranstaltung zu sehen.
Ein zweites Mal versuchte ein Teilnehmer der rechten Demo in unsere Arbeit einzugreifen und griff nach der Kamera.
Insgesamt elf Beamt:innen der Polizeiinspektion Güstrow sicherten die Versammlungslage. Dazu kamen zwölf Bundespolizist:innen zur Absicherung des den An- und Abreiseverkehrs am Bahnhof .
Ein Teil der rechten Teilnehmer wechselten die Straßenseite und drohten anderen Demonstrierenden.
Bahnhofsinhaber Poppe Gerken (rosa Hemd) begrüßte gegen 17:45 Uhr mehrere Teilnehmer:innen der rechten Demo.
AfD-Politiker Robert Haß (rechts) beobachtet die Demo des Bündnis Buntes Land.

  1. NDR (Hg.): Flaggen auf: Bützower Bahnhof sorgen für Wirbel, ndr.de (19.6.2025). ↩︎
  2. Polizeipräsidium Rostock (Hg.): Gemeinsame Pressemitteilung der Polizeiinspektion Güstrow und der Bundespolizeiinspektion Rostock anlässlich einer Versammlungslage in Bützow, auf: polizei.mvnet.de (20.6.2025). ↩︎
  3. Gemeindewahlleiter Frank Endjer: Bekanntmachung des Gemeindewahlleiters über das Wahlergebnis der Stadtvertretungswahl in der Stadt Bützow am 09.06.2024, auf: buetzow.de (1.4.2025). ↩︎
  4. Röpke, Andrea: Hitlergruß und Hetze, auf: endstation-rechts.de (5.5.20214). ↩︎
  5. Endstation Rechts (Hg.): „Bürgerdemo“ in Bützow: Ohne NPD geht nichts, auf: endstation-rechts.de (19.7.2014). ↩︎
  6. Biedermann, Lilly: Geheimes Treffen der rechtsextremen Szene bei Rostock, auf: katapult-mv.de (4.3.2025). ↩︎

Autor:innen

  • Porträt von Lilly Biedermann Redakteurin Katapult MV in Greifswald

    Redakteurin in Greifswald

    Geboren und aufgewachsen in Sachsen. Ist zum Studieren vom tiefen Osten in den kalten Osten nach Greifswald gezogen.

  • Chefredakteur

    Geboren in Vorpommern, aufgewachsen in Mecklenburg. Einziger KATAPULT-Redakteur mit Traktorführerschein UND Fischereierlaubnis.

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