Der Bützower Bahnhof steht seit einiger Zeit im Fokus. Grund dafür sind drei AfD-Fahnen auf dem Dach des Bahnhofsgebäudes, welches in Privatbesitz ist. Dazu kommt ein Video des AfD-Landtagsabgeordneten Martin Schmidt, in dem es heißt, Bützow sei „erobert“.1 Am Freitag fand deshalb eine Mahnwache vor dem Gebäude statt, organisiert vom Bündnis Buntes Land.

„Bützow bleibt bunt“
An dieser Mahnwachen nahmen laut Polizeiangaben rund 150 Personen verschiedener Gruppierungen teil.2 Neben der SPD waren beispielsweise auch Vertreter:innen der Omas gegen Rechts vor Ort. In den Redebeiträgen wurde immer wieder Bezug auf das Video von Schmidt genommen. Von einer „Eroberung“ könne keinesfalls gesprochen werden, so ein Redner. Die AfD hat in der Bützower Stadtvertretung zwei von 19 Sitzen.3
Ein Bützower Bürger sagte in seinem Redebeitrag, der Bahnhof sei eigentlich ein Zeichen für Offenheit und Vielfalt. Reisende können nicht wissen, dass das Gebäude in Privatbesitz ist. Der Imageschaden der Stadt sei durch die Fahnen immens. Er und weitere Redner:innen forderten vom Besitzer des Bahnhofsgebäudes – den Campingplatzbetreiber Poppe Gerken – auf, die Flaggen zu entfernen. Konstantin Schulz vom Bündnis Buntes Land warnte vor den gefährlichen Machtfantasien der AfD, die durch das Wort „Eroberung“ ausgedrückt werden. Als Umsteigebahnhof sei Bützow außerdem in ganz Norddeutschland bekannt. „Die Willkommenskultur, für die sich viele in Bützow eingesetzt haben, wird hier mit Füßen getreten“, so Schulz.



Rechtsextremes Gegenaufgebot
Zeitgleich versammelten sich am Bützower Bahnhof rund 50 Personen – mutmaßlich aus dem rechtsextremen Spektrum. Die Polizei wertete die unangemeldete Zusammenkunft allerdings nicht als Versammlung, da von der Gruppe kein „Versammlungscharakter“ ausging. Sie begründeten das mit dem Fehlen von Meinungsäußerungen. Zwar gab es weder Sprechchöre noch Reden, aber einige Teilnehmende trugen ihre politische Meinung auf T-Shirts und Plakaten – darunter AfD-Logos, Wehrmachtssymbole und Szenemotive.
Im Laufe der Versammlung teilte sich die Gruppe außerdem auf und provozierte Demonstrierende. Zusätzlich kam es zu Handgreiflichkeiten gegen einen Journalisten von KATAPULT MV.




Teile der Gruppe nennen sich ihrer Kleidung zufolge Bützower Jungs. Diese gelten laut Medienberichten als rechtsextreme Kameradschaft.4 Einige Personen vor Ort nahmen außerdem bereits 2014 an einem „Bützow wehrt sich“-Protest teil, der damals maßgeblich von der rechtsextremen NPD unterstützt wurde.5 Mit Robert Haß war ein regional bekannter AfD-Funktionär vor Ort, der bereits in der Vergangenheit im Schulterschluss mit anderen rechtsextremen Akteur:innen auffiel. Anfang des Jahres besuchte er eine Lesung des österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner bei Rostock. Zuvor scheiterte als er Bürgermeisterkandidat in Laage (Landkreis Rostock).6
Laut Polizeiangaben blieb die Veranstaltung ruhig. Einzig ein Böllerwurf auf ein Polizeifahrzeug wurde zur Anzeige gebracht.







- NDR (Hg.): Flaggen auf: Bützower Bahnhof sorgen für Wirbel, ndr.de (19.6.2025). ↩︎
- Polizeipräsidium Rostock (Hg.): Gemeinsame Pressemitteilung der Polizeiinspektion Güstrow und der Bundespolizeiinspektion Rostock anlässlich einer Versammlungslage in Bützow, auf: polizei.mvnet.de (20.6.2025). ↩︎
- Gemeindewahlleiter Frank Endjer: Bekanntmachung des Gemeindewahlleiters über das Wahlergebnis der Stadtvertretungswahl in der Stadt Bützow am 09.06.2024, auf: buetzow.de (1.4.2025). ↩︎
- Röpke, Andrea: Hitlergruß und Hetze, auf: endstation-rechts.de (5.5.20214). ↩︎
- Endstation Rechts (Hg.): „Bürgerdemo“ in Bützow: Ohne NPD geht nichts, auf: endstation-rechts.de (19.7.2014). ↩︎
- Biedermann, Lilly: Geheimes Treffen der rechtsextremen Szene bei Rostock, auf: katapult-mv.de (4.3.2025). ↩︎