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Filmfest im Rostocker Stadthafen

Angeln nach der passenden Idee!

Kreativität ist schwieriger, als es zunächst scheint. Von der Idee zum Meisterwerk braucht man viel Kraft und Energie. In Anlehnung an ein Zitat von David Lynch sind Ideen wie Fische, sie müssen erst gefangen werden. Andreas Dürr widmet sich dem wohl kompliziertesten Schritt – wie komme ich eigentlich zu meiner Idee?

Jede:r kennt es – das Überlegen, wie beginne ich den Text und was möchte ich eigentlich ausdrücken. Sei es nun ein Brief, eine Mail an die Chefin oder für eine Hausarbeit. Je nach Anliegen hat die jeweilige Textsorte auch ihre Relevanz für den Alltag oder das Berufsleben. Ein kreativer Text ist in seiner Form frei und unbelastet von jeder Abhängigkeit zu anderen Menschen, jedoch steht dieser zusätzlich noch vor anderen Herausforderungen. Es braucht zunächst eine Idee. Eine Idee, die eine Welt erschaffen und das Thema der Handlung vorgeben soll. Sie zu finden, nimmt oft viel Zeit in Anspruch.

Andreas Dürr porträtiert in seinem Kurzfilm Fishing eine junge Schriftstellerin, die den Kreativitätsprozess für sich beansprucht und noch keine ausgereifte Idee in Worte fassen kann. In ihrer Vorstellung treten die Ideen als Fische auf, sodass sie gezwungen ist, auf die Jagd nach der Kreativität zu gehen. Eine Jagd, die wohl surrealer und fantastischer nicht sein könnte. Dabei erlebt der Zuschauer eine Reise durch die Filmgeschichte. Bildgewaltig durchschreitet die Protagonistin jedes Tor in eine andere Dimension. Dreimal setzt die Autorin an, um ihre Geschichte zu Papier zu bringen und dreimal verirrt sie sich in andere Welten, die an große Klassiker erinnern. An den Animationsfilm Große Haie, kleine Fische aus dem Jahr 2004. Die Piratenreihe Fluch der Karibik mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Den Science-Fiction-Film Tron Legacy von Regisseur Joseph Kosinski.

Diese Anspielungen sind für Filmliebhaber:innen ein unerwarteter Fanservice, der Freude bereitet. Es beeindruckt mich, wie Andreas Dürr es schafft, mich von einer Sekunde auf die nächste in eine andere Welt zu ziehen und das in einer derart nachvollziehbaren Rahmenhandlung. Beim Schreiben wird stetig neu angesetzt. Ein Satz, der eben noch gut funktioniert hat, klingt beim weiteren Schreiben abgedroschen und schon wird sich umorientiert – eine neue Handlung beginnt. Der Film balanciert in diesem Rahmen perfekt zwischen eigenen Impulsen und Einflüssen aus anderen Genres der Filmlandschaft. Die Verknüpfung der Welt von Jack Sparrow mit dem Spielekosmos und der Unterwasserwelt ist einzigartig und überzeugt.

Jeder auftauchende Fisch dient als Metapher für eine Idee. Je größer der Fisch, desto spektakulärer die Handlung. Die Evolution vom harmlosen Goldfisch zum ausgewachsenen Hai symbolisiert auch die Ernsthaftigkeit der Idee. Ob der Hai nun die wahre Idee ist, bleibt offen. Diese Darstellungsweise bezieht sich auf ein Zitat von David Lynch, das auch Bestandteil des Kurzfilms ist und diesen sogar einleitet. „Everything that we do starts with an idea. We don’t know what to do unless we have an idea. So ideas are like fish, and you don’t make the fish, you catch the fish.“ Oder kurz: Die Suche nach der Idee ist die Jagd nach dem Fisch.

Fishing ist die fantastische Reise einer jungen Schriftstellerin, dessen Problematik nachvollziehbar ist und die eigene Lebenswelt widerspiegelt. Der Kurzfilm wird allen Cineast:innen gefallen. Die Hommage ist gelungen und macht Lust auf mehr! Also Popcorn raus und viel Spaß beim Filmschauen. Es lohnt sich.

Diese Rezension entstand im Rahmen der unabhängigen filmab!-Redaktion zum FiSH-Filmfest im Stadthafen Rostock vom 28. April bis 1. Mai 2022 in Kooperation mit KATAPULT MV. Hier stellen sich die jungen Redakteur:innen vor: Das ist die filmab!-Redaktion 2022.

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