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Internationaler Frauentag

Blumen oder Frauenrechte

Demonstrieren, saunieren, Blumen verteilen oder zu Schlagermusik tanzen - es gibt viele Möglichkeiten, den Internationalen Frauentag am 8. März zu zelebrieren. Neben den zahlreichen Veranstaltungen, die an diesem Tag stattfinden, sollte man einen Blick auf die Statistiken werfen. Frauen verdienen durchschnittlich weniger, sind häufiger Opfer von häuslicher Gewalt und können medizinisch in bestimmten Regionen schlechter versorgt werden. Warum am Freitag nicht allen zum Feiern zumute ist.

Ein Freizeitbad in Sellin lädt am 8. März zur „Frauentags-Mitternachtssauna“. Was die Verknüpfung zum Frauentag ist, außer die Überschneidung des Datums, wird aus der Ankündigung nicht ersichtlich. Ähnlich verhält es sich mit den zahlreichen Frauentagspartys oder Frauentagsbrunches im Land. 

Dabei ist es weder Schlagermusik, noch ein besonderer Aufguss, den Frauen in MV benötigen: Seit Jahren steigt die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt. Die meisten von ihnen sind weiblich. Stellen mit Hilfsangeboten gegen diese Gewalt gibt es nicht flächendeckend im Land. Die, die es gibt, haben eine unzureichende Finanzierung und zu wenig Personal. Eine Verbesserung dieser Zustände ist jedoch nicht in Sicht.

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Ungleiche Bezahlung

Bundesweit betrachtet gibt es einen kleinen Schritt nach vorn für die Gleichberechtigung: der Equal Pay Day hat sich um einen Tag nach vorne verschoben. Dieser beschreibt den Tag in Deutschland, bis zu dem Frauen theoretisch arbeiten müssten, um denselben Lohn zu bekommen wie Männer. Während eine Frau also zusätzlich bis zum 6.3.24 arbeiten müsste, könnte ein Mann bereits ab 1.1.24 die Beine hochlegen und beide hätten für 2023 gleich viel verdient. 2023 fand dieser Tag noch am 7. März statt. Im Bundesdurchschnitt ist der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen also ein bisschen kleiner geworden. 

In MV gibt es allerdings einen Schritt zurück. Von sechs auf sieben Prozent stieg das sogenannte Gender Pay Gap im Jahr 2023. Der Wert beschreibt den Abstand zwischen dem Entgelt von Männern und Frauen. Frauen in MV verdienen also durchschnittlich sieben Prozent weniger als Männer. Am größten ist der Unterschied übrigens bei Personen, die mit einer Promotion oder Habilitation arbeiten. Durchschnittlich 24 Prozent brutto je Stunde bekommen Männer in diesem Bereich mehr. 

Außerdem wird unbezahlte Arbeit im Haushalt zum größeren Teil von Frauen übernommen. So wenden laut einer neuen Studie Frauen in Deutschland durchschnittlich neun Stunden pro Woche mehr als Männer für sogenannte Care Arbeit auf. Diese schließt sowohl klassische Haushaltstätigkeiten, Kinderbetreuung, als auch ehrenamtliches Engagement mit ein.

Schlechte Regionale Gesundheitsversorgung

Auch die Abdeckung gewisser medizinischer Behandlungen ist in MV unzureichend. Bei dem Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch müssen Schwangere in MV beispielsweise lange Wege auf sich nehmen, denn nicht in allen größeren Städten gibt es medizinische Einrichtungen, an denen der Eingriff durchgeführt wird. In den ländlichen Gebieten ist die Lage noch prekärer. 

Auch Endometriose-Patientinnen müssen mit langen Anfahrtswegen rechnen. Wer mit dieser unheilbaren Unterleibserkrankung zertifizierte Expert:innen aufsuchen möchte, findet diese bisher nur in Anklam und Greifswald. Notwendige Behandlungen wie Operationen werden teilweise überhaupt nicht in MV durchgeführt. 

Und jetzt?

Frauen in MV sind also durchschnittlich häufiger Opfer von häuslicher Gewalt, bekommen weniger Lohn, arbeiten häufiger unbezahlt und können sich nicht immer auf eine regionale medizinische Versorgung verlassen. Am Internationalen Frauentag kann man sich diese Fakten noch einmal vor Augen führen. Ob am 8. März nun demonstriert oder zu Schlagermusik getanzt wird, ein Feiertag ist es seit letztem Jahr für alle Geschlechter. Gegen die Missstände helfen Blumen und Sauna leider nicht.

Ansätze und Aufklärung bieten allerdings einige Veranstaltungen anlässlich des Internationalen Frauentages. Aktionstage dazu finden beispielsweise in Rostock, Schwerin oder Neubrandenburg statt. In den Schlössern Mirow, Bothmer, Schwerin und Granitz werden Sonderführungen mit dem Fokus auf Frauen in der Geschichte durchgeführt. In Prora oder Stralsund finden thematisch Vorträge statt, die sich feministischen Themen widmen. In einigen Orten gibt es am 8. März zusätzlich Demonstrationen. Beispielsweise in Greifswald oder Rostock.

Quellen

  1. Ahoi Rügen (Hg.): Mitternachtssauna, auf: ahoi-ruegen.com (01.03.2024).
  2. Hansen, Anna; Blöß, Louise; Flägel, Victoria: Keine zusätzliche Unterstützung für Interventionsstellen, auf: katapult-mv.de (14.02.2024).
  3. Statistisches Amt MV (Hg.): Equal Pay Day – Lohnlücke zwischen Geschlechtern gering aber beständig, auf: laiv-mv.de (5.3.2024).
  4. Statistisches Bundesamt (Hg.): Gender Care Gap 2022: Frauen leisten 43,8 % mehr unbezahlte Arbeit als Männer, auf: destatis.de (28.02.2024)
  5. Hansen, Anna: Safe Abortion Day: Wo kann man in MV sicher eine Schwangerschaft beenden?, auf: katapult-mv.de (28.9.2021).
  6. Blöß, Louise: Schmerzen sind eben nicht normal, auf: katapult-mv.de (4.7.2022).
  7. Peter-Weiss-Haus e. V. (Hg.): Ein Tag ist nicht genug, auf: eintagistnichtgenug.de.
  8. Feministisches Bündnis Schwerin: Beitrag vom 3.3.2024, auf instagram.com
  9. Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg: Programm „5. Frauen-Aktionswochen 2024“ auf neubrandenburg.de
  10. Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen MV (Hg.): Veranstaltungen, auf: mv-schloesser.de.

Autor:in

  • Porträt von Lilly Biedermann Redakteurin Katapult MV in Greifswald

    Redakteurin in Greifswald

    Geboren und aufgewachsen in Sachsen. Ist zum Studieren vom tiefen Osten in den kalten Osten nach Greifswald gezogen.

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