Interview

Drei Fragen – drei Antworten … zum Grundwasserspiegel in MV

Der Grundwasserspiegel im Land hat neue Tiefstände erreicht. Dafür verantwortlich sind auch die ausbleibenden Regenfälle in den vergangenen Monaten. Obwohl es nun schon seit Tagen regnet, zeigt sich das in der Bodentiefe bisher wenig. So lassen es zumindest Daten des Helmholtz-Instituts vermuten. Alle Landkreise galten dort in der vergangenen Woche als „dürr“. Angesichts dessen haben wir dem Umweltministerium drei Fragen gestellt. Wie steht es um den Grundwasserspiegel und die Böden im Land?

Nach zwei sehr trockenen Sommermonaten Mai und Juni in MV, die vor allem die Landwirtschaft oft mit zusätzlicher Bewässerung ausgleichen musste, regnet es nun seit Tagen. So stellt sich die Frage nach der Trockenheit, würde man meinen, erst einmal wenig. Die Flora nimmt das Wasser dankbar entgegen. Mitunter erholt sich die Landschaft, etwa Grasflächen. Allerdings können wohl gerade so 60 Zentimeter des Bodens im Land momentan als feucht bezeichnet werden. Geht man tiefer, ist der Boden trocken, wie Daten des Leipziger Helmholtz-Instituts für Umweltforschung zeigen.

So ist in Meck-Vorp der sogenannte Gesamtboden bis zu einer Tiefe von 1,80 Meter in allen Landkreisen „dürr“. Mit der Einschätzung „moderat dürr“ ist die Trockenheit im Kreis Mecklenburgische Seenplatte noch am wenigsten ausgeprägt. In Nordwestmecklenburg und Vorpommern-Rügen dagegen wird der Boden als „außergewöhnlich dürr“ beschrieben.

Diese Einordnung ergibt sich aus dem Vergleich der aktuellen Bodenfeuchtigkeit mit dem Zeitraum 1951 bis 2015. Liegt etwa eine „moderate Dürre“ vor, dann bedeutet dies, dass die aktuelle Bodenfeuchte so niedrig ist wie in 20 Prozent der Jahre im Vergleichszeitraum. Bei schwerer Dürre sind es zehn Prozent, bei extremer Dürre fünf und bei außergewöhnlicher Dürre nur zwei Prozent. Das heißt nicht zwangsläufig, dass bei einer außergewöhnlichen Dürre der Boden „komplett vertrocknet“ ist. Doch in jedem Fall war er in der Vergangenheit deutlich feuchter als jetzt. Das hat auch mit dem sinkenden Grundwasserspiegel zu tun. Sowohl in Mecklenburg als auch in Vorpommern hat er neue Tiefstände erreicht. Drei Fragen dazu an das Landesumweltministerium:

KATAPULT MV: Wie lange müsste es durchschnittlich in MV (durch)regnen, damit der Grundwasserspiegel wieder sein normales Niveau erreicht?

Umweltministerium MV: Dazu liegen keine Berechnungen vor. Zur Grundwasserneubildung tragen lang anhaltende, nicht zu intensive Regenfälle im Winter bei. Noch besser wäre viel Schnee. Die letzten Winter waren jedoch eher durchschnittlich bis zu trocken. Der letzte nasse Winter war 2017/18.

Welcher Landkreis in MV hat einen relativ hohen, welcher einen relativ niedrigen Grundwasserspiegel?

Die Höhe des Grundwasserspiegels kann lokal beziehungsweise regional sehr unterschiedlich ausfallen. Es ist von verschiedenen Standortfaktoren abhängig. Eine Auswertung auf Landkreisebene macht daher keinen Sinn. Aktuell zeigen 30 der 32 mit automatischer Datenfernübertragung ausgerüsteten Grundwassermessstellen landesweit sehr niedrige Pegelstände, nur zwei liegen im normalen Bereich.

Gerade haben wir eine ausgiebige Regenperiode. Kann der Boden überhaupt so viel Wasser aufnehmen und trägt das dann auch zur Erhöhung des Grundwasserspiegels bei?

Grundsätzlich sind sommerliche Niederschläge nicht geeignet, die Wasservorräte wieder aufzufüllen. Die Pflanzen nehmen das Wasser aber dankbar entgegen. Darüber hinaus fällt oft in kurzer Zeit sehr viel Wasser an, das so schnell nicht versickern kann. Die Niederschläge können zudem lokal beziehungsweise regional sehr unterschiedlich ausfallen.

In aktuellen Pressemitteilungen bilanzierte Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) dazu, dass die Wasserstände je nach Region zwar im mittleren Bereich liegen. Allerdings sind inzwischen neue Tiefstände erreicht, womit sich der Abwärtstrend der vergangenen zehn Jahre fortsetzt. Die Regenfälle brächten derzeit zudem mehr Nach- als Vorteile mit sich. Denn zum jetzigen Zeitpunkt erschwere der starke Regen die Arbeit auf den Äckern, auf denen die Ernte zu verderben drohe. Die Ausfälle könnten einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen. Positiv habe sich der viele Regen allein auf die sich erholenden Grünfutterflächen ausgewirkt.

So sah es im Januar aus: Trotz Regens: Böden nach wie vor viel zu trocken

Quellen

  1. Deutscher Wetterdienst (Hg.): Bodenfeuchteanalyse, auf dwd.de (8.8.2023).
  2. Helmholtz-Institut für Umweltforschung (Hg.): Karten Gesamtboden. Mecklenburg-Vorpommern, auf: files.ufz.de (5.8.2023).
  3. Billmayer, Luisa: Wo dieser Sommer immer noch zu trocken ist, auf: zdf.de (5.8.2023).
  4. Helmholtz-Institut für Umweltforschung (Hg.): Was bedeutet Dürre?, auf: ufz.de.
  5. Wie der Agrarwissenschaftler Hans-Jörg Vogel gegenüber dem ZDF äußerte, brauche es etwa in Sachsen-Anhalt für anderthalb Jahre doppelt so viel Regen, wie normalerweise falle, um die Wasserspeicher wieder aufzufüllen.
  6. Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV (Hg.): Sturmtief Zacharias: kaum Schäden im Wald, Grundwasservorräte auf neuem Tiefstand, Sorge um Öltanker, auf: regierung-mv.de (8.8.2023).
  7. Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV (Hg.): Backhaus: Nasser Juli bringt Fluch und Segen, auf: regierung-mv.de (7.8.2023).

Autor:innen

  • Redakteurin in Greifswald

    Geboren in Berlin, aufgewachsen in Berlin und Brandenburg. Tauschte zum Studieren freiwillig Metropole gegen Metropölchen.

  • Max Rieck