FC Hansa Rostock

Es summiert sich

Das im Vorfeld als Hochrisikospiel eingestufte Duell zwischen dem FC Hansa Rostock und dem FC St. Pauli am Sonntag in Hamburg endete mit 1:0 für die Gastgeber. Viel mehr im Fokus standen aber die erneuten Ausschreitungen Rostocker Fans. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Bis auf Stellungnahmen des Vereins und Rückmeldungen der Trainer gab es noch keine weiteren Konsequenzen. Der Deutsche Fußball-Bund prüft jetzt ein mögliches Verfahren. Ein weiteres gegen den Verein ist zudem noch nicht abgeschlossen.

Etwa 3.000 Hansa-Fans waren zum Spiel angereist. Die 29.205 Sitze des Hamburger Millerntor-Stadions waren voll. (1) Bis zur Halbzeit verlief alles relativ ruhig. Dann aber konnte das Spiel erst mit zehn Minuten Verspätung fortgesetzt werden, weil Rostocker Fans Feuerwerkskörper und Pyrotechnik im Stadion zündeten. Unter anderem warfen sie diese auf das Spielfeld sowie in Zuschauerränge der gegnerischen Mannschaft. Dabei wurde ein St.-Pauli-Fan verletzt, vier Polizeibeamte leicht. In einer WC-Anlage des Stadions wurden mehrere Waschbecken zerstört, Wände beschmiert und nach Angaben des FC St. Pauli ein Feuer gelegt. Später wurde ein Ordner von einem Keramikteil eines zerstörten Waschbeckens getroffen und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Laut Polizei wurden mehrere Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung im Stadion und den U-Bahnen sowie um das Abbrennen von Pyrotechnik eingeleitet. Neben der Hamburger Polizei waren insgesamt 1.700 Beamte der Bundespolizei, aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin im Einsatz.

Auch auf dem Rückweg nach Rostock gab es nach Angaben der Bundespolizei weitere Sachbeschädigungen in zwei Regionalbahnen. Demnach wurde in einem Zug die Toilettentür aus den Scharnieren gerissen, in einem anderen insgesamt dreimal die Deckenverkleidung eingeschlagen und ein Sonnenschutz am Fenster zerstört.

Am Montag wurde die Bilanz der Ausschreitungen noch erweitert: Laut FC St. Pauli hätten Anhänger der Gastmannschaft homophobe und teilweise rechtsradikale Sticker hinterlassen. Der Sachschaden wird mittlerweile auf eine mittlere fünfstellige Höhe geschätzt. Die Kosten für die Reparaturen will der Hamburger Verein Hansa Rostock in Rechnung stellen. Außerdem hat St. Pauli Strafantrag wegen Sachbeschädigung gestellt und prüfe weitere Anzeigen, heißt es auf seiner Internetseite. (2)

Die beiden Vereinspräsidenten – Oke Göttlich vom FC St. Pauli und Robert Marien vom FC Hansa Rostock – verurteilten die Ausschreitungen aus den Reihen der Rostocker Fans.

In einem Statement auf der Website des FC Hansa heißt es, die Vereinsführung habe sich „noch vor Ort bei den Verantwortlichen des FC St. Pauli für das inakzeptable Verhalten entschuldigt“. Zudem verurteile der Verein die Ausschreitungen als „klare Grenzüberschreitungen“ und distanziere sich von den Verursacher:innen. Der Verein arbeite bereits an einer Aufarbeitung des Spieltags und kündigt an, nach Identifizierung des Täters entsprechende Konsequenzen zu ziehen. (3)

St. Paulis Vereinsvorsitzender Göttlich betonte, dass der finanzielle Schaden als Strafe nicht mehr ausreiche: „Vielleicht ist es der unmittelbare Punktabzug, über den man intern mal diskutieren muss, wenn Grenzen überschritten sind.“ (4)

Ein Statement vom Deutschen Fußball-Bund gibt es bisher noch nicht. Auf Nachfrage heißt es vom Presseteam, dass der Kontrollausschuss bereits Ermittlungen zu den Vorfällen während des Spiels eingeleitet habe. In einem ersten Schritt seien beide Vereine heute angewiesen worden, Stellung zu den Vorkommnissen zu beziehen. „Zu möglichen Strafhöhen kann man derzeit natürlich noch nichts sagen.“ Die Vorkommnisse bei einzelnen Spielen würden vom DFB stets gesondert betrachtet, heißt es weiter. (5)

Und es sind noch nicht alle Verfahren gegen Hansa abgeschlossen: So war am vergangenen Freitag eine mündliche Verhandlung zu einem Urteil gegen Hansa geplant. Mitte Januar hatte das DFB-Sportgericht den Verein zu einer Geldstrafe in Höhe von 31.200 Euro verurteilt, weil Hansa-Fans im Spiel gegen den FC St. Pauli im August 2022 diskriminierende und menschenverachtende Banner im Stadion gezeigt und Pyrotechnik gezündet hatten. Hansa hatte gegen das Urteil Einspruch erhoben. Auf Antrag von Hansa wurde die geplante Verhandlung am Freitag verschoben. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.(1) FC Hansa Rostock (Hg.): Fehlende Kaltschnäuzigkeit: Hansa unterliegt St. Pauli, auf: fc-hansa.de (26.2.2023).(2) FC St. Pauli (Hg.): FC St. Pauli verurteilt Vorfälle im Hansa-Block, auf: fcstpauli.com (27.2.2023).(3) FC Hansa Rostock (Hg.): Stellungnahme zum Auswärtsspiel beim FC St. Pauli, auf: fc-hansa.de (26.2.2023).(4) FC St. Pauli (Hg.): Verletzte durch Bewurf aus Hansa-Block, auf: fcstpauli.com (26.2.2023).(5) E-Mail vom DFB-Presseteam vom 27.2.2023.(6) Sport 1 (Hg.): Update zum Fan-Eklat bei Hansa, auf: sport1.de (24.2.2023).

Autor:innen

  • Bild von KATAPULT MV Redaktionsleiterin Martje Rust

    Redaktionsleitung

    Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach MV.

  • Bild von Patrick Hinz, Chefredakteuer Katapult MV

    Chefredakteur

    Geboren in Vorpommern, aufgewachsen in Mecklenburg. Einziger KATAPULT-Redakteur mit Traktorführerschein UND Fischereierlaubnis.