Zum Inhalt springen

Bürgerschaftsbeschluss Stralsund

FDP und CDU stimmen für AfD-Antrag gegen geschlechtergerechte Sprache

Von , und

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Artikel teilen

Gestern hat die Stralsunder Bürgerschaft einem AfD-Antrag gegen geschlechtergerechte Sprache mit Unterstrichen, Doppelpunkten oder Sternchen in der Stralsunder Verwaltung zugestimmt.

Die Stadt verfügt bereits seit Längerem über eine Sprachanweisung für geschlechtergerechte Sprache, wie ein Stadtsprecher auf Nachfrage mitteilte. Die Verwaltung ist dazu angehalten, durch die explizite Nennung beider Geschlechter die Gleichstellung von Frauen und Männern auch sprachlich zum Ausdruck bringen.

Brisant: 21 Bürgerschaftsmitglieder stimmten dafür, 17 dagegen. Nach Angaben von Teilnehmer:innen stimmten fast alle Bürgerschaftsmitglieder von CDU, FDP und Bürgern für Stralsund (BfS) zu. Dagegen stimmten die Abgeordneten von Linke, SPD, Grünen, Die Partei sowie zwei Frauen der CDU-Fraktion.

Erstes Mal in der Geschichte der Stralsunder Bürgerschaft

Mit ihrer Unterstützung des AfD-Antrags haben die Stralsunder CDU und FDP heftige Kritik auf sich gezogen. Nach Angaben des Grünen-Stadtvertreters Jürgen Suhr war es das erste Mal in der Geschichte der Stralsunder Bürgerschaft, dass Mitglieder „demokratischer Fraktionen einen Antrag der AfD-Fraktion unterstützten“.

Es sei „ein Tabubruch und nicht hinnehmbar, dass die CDU und die FDP mit der AfD stimmen und deren Antrag zur Mehrheit verhelfen“, heißt es in einer am Freitag in Schwerin verbreiteten Mitteilung der SPD-Landtagsfraktion.

Ähnlich äußerte sich auch Paul Benduhn, Sprecher der Grünen Jugend MV: „Die Brandmauer gegen Rechts ist einmal mehr löchrig wie ein Schweizer Käse.“

Laut einer Mitteilung von AfD-Landeschef Leif-Erik Holm seien die Bürger:innen es leid, „von selbst ernannten Sprachpolizisten vorgeschrieben zu bekommen, wie sie sich politisch korrekt auszudrücken haben.“ Interessante Äußerung, nachdem der Stralsunder Stadtverwaltung auf Antrag seiner Partei die Nutzung von Unterstrichen, Doppelpunkten oder Sternchen in der Sprache verboten wurde.

MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo!

Fußnoten

  1. Telefonat mit der Pressestelle der Hansestadt Stralsund am 17.3.2023.
  2. DPA (Hg.): Antrag gegen Gendern: Kritik für AfD-Unterstützung (17.3.2023).

Autor:innen

Geboren in Rostock.
Aufgewachsen in Rostock.
Studierte in Rostock. Und Kiel.

Geboren in Vorpommern, aufgewachsen in Mecklenburg. Einziger KATAPULT-Redakteur mit Traktorführerschein UND Fischereierlaubnis. Layouter und Chefredakteur.

Redaktionsleitung bei KATAPULT MV.

Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach Meck-Vorp.

Neueste Artikel

Angriffe auf Unterkünfte von Asylsuchenden und Ausländer:innen 1992: MV-Karte und Verlaufsdiagramm der Anzahl.

19.09.2024

Das versuchte Pogrom von Wismar

Das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 war nicht der plötzliche Ausbruch rassistischer Gewalt, für den es immer gehalten wird. Es war Teil alltäglicher Aggressionen unter anderem gegen Asylsuchende und Obdachlose, die stetig eskalierten. Es war nicht ihr Höhepunkt, sondern wirkte wie das Startsignal zu weiteren Angriffen auf Asylunterkünfte in ganz MV. Ein Beispiel dafür sind die siebentägigen Attacken auf eine Unterkunft in Wismar-Friedenshof keinen Monat später.

17.09.2024

Polizist attackiert KATAPULT-MV-Journalisten

Auf dem CSD in Wismar wurde unser Chefredakteur von einem Polizisten mit einem Schlagstock attackiert. Das ist ein gewaltsamer Angriff auf die Pressefreiheit und auch einer auf eine friedliche Person. Was bedeutet das für den Journalismus? Wie sollen Pressevertreter:innen für alle erkennbar ihre Arbeit machen, wenn gleichzeitig Hunderte Rechtsextreme durch die Stadt ziehen?

15.09.2024

Rechtsextreme stören ersten CSD in Wismar

Am 14. September fand zum ersten Mal ein CSD in Wismar statt. Etwa 2.100 Menschen haben für queere Rechte friedlich demonstriert – wurden aber von rund 200 Rechtsextremen dabei gestört.