Normalerweise werden vermehrte Infektionen im Januar und Februar erwartet, erzählt der Direktor der Greifswalder Kinderklinik, Professor Holger Lode. In diesem Jahr beginnt die Welle mit RSV-Infektionen deutlich früher. Das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) verursacht eine Atemwegserkrankung, die besonders schwere Symptome bei Kindern und Säuglingen auslösen kann.
Das RS-Virus ist aber nicht das einzige, das sich derzeit viel früher als sonst weit verbreitet, betont der Kinderarzt: Gleiches gilt für Grippeviren. Und beides führt derzeit vermehrt zu Krankenhausaufenthalten.
Lode erklärt diese frühen Infektionswellen mit der Pandemie: „Wegen der vielen Lockdowns der vergangenen zwei Jahre gab es ein geringeres Infektionsgeschehen.“ Mit den Lockerungen gebe es nun wieder neue Verbreitungsmöglichkeiten von Krankheitserregern, die in Umlauf kommen.
Eine ähnlich saisonal untypische Welle hatte es schon im Sommer 2021 gegeben, erzählt der Kinderarzt: Auch dort sei es zu überraschend vielen RSV-Infektionen gekommen, nachdem die ersten strengen Lockdowns wieder aufgehoben wurden.
Viele hatten schon RS
Da die Atemwegserkrankung aber schon lange zum „Repertoire“ gehöre, sei man an der Uniklinik gut auf solche Fälle vorbereitet. Die meisten Menschen hätten eine RSV-Infektion bereits durchlaufen, in der Regel schon im Kindesalter. Es könne zwar zu Mehrfachinfektionen kommen, so Lode, aber der Körper entwickele – ähnlich wie beim Coronavirus – eine gewisse Immunität.
Mit sieben Patient:innen zwischen einem und fünf Jahren habe die Uniklinik Greifswald eine relativ hohe Zahl an mit dem RS-Virus infizierten Kindern. Keines von ihnen sei aber auf der Intensivstation, betont Lode. Mit Sauerstoffgabe und Inhalationstherapien könnten sie gut stationär behandelt werden. Es sei einiges zu tun, aber die Klinik sei vorbereitet, sollten die Zahlen weiter ansteigen.
Gefährlich könne das Virus bei Kindern mit Vorerkrankungen werden, so der Direktor, und auch für Frühgeborene. Um sie generell vor Infektionen zu schützen, werden sie speziell isoliert, erklärt er weiter. Außerdem erhalten sie eine passive Immunisierung, also eine Injektion mit Antikörpern gegen das Virus.
„Frühgeborene müssen besonders geschützt werden“, betont der Kinderarzt noch einmal abschließend. Für die Ärzte vor Ort sei das aber nichts Unbekanntes.
Ansonsten müsse man nun einfach beobachten, wie sich die Infektionszahlen weiter entwickeln. Insgesamt, bei allen Erregern, die derzeit im Umlauf sind.