In Qualitz, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Baumgart westlich von Bützow, sucht man Wahlwerbung an Laternenmasten vergeblich. Was man dafür findet, ist Kunst. Und zwar von den Einwohner:innen. Bevor im Zuge der Bundestagswahl die Laternen zu einem Schilderwald werden würden, haben sie eine eigene Ausstellung angemeldet und selbstgestaltete Siebdrucke aufgehängt. Die Aktion gibt es in Qualitz schon seit fast acht Jahren, erzählt die Bürgermeisterin der Gemeinde, Astrid Peters (SPD). Diesmal sind sogar alle 40 Laternen des Dorfes „besetzt“.
Die Idee hatte der Verein Allerhand. Früher sei der Ort mit Plakaten der NPD (heute Die Heimat) und rechter Hetze zugepflastert worden, erzählt Vereinsmitglied Heidi Krause. Das wollten die Allerhand-Mitglieder verhindern und haben sich eine kreative Alternative überlegt: Seit 2017 wird der Raum traditionell zu jeder Wahl lieber für Straßenkunst genutzt.
Abgesegnet wird das Ganze von Bürgermeisterin Peters. Sie findet die Idee super, erzählt sie, und gibt jedes Mal gern grünes Licht. Auch aus anderen Ortsteilen machen Leute mit – von jung bis alt. Natürlich gebe es in der Zeit der Wahlkämpfe immer auch kritische Stimmen und auch Peters selbst findet Wahlwerbung wichtig. Generell sind Gemeinden zudem verpflichtet, Orte für Wahlwerbung zu gewährleisten. Aber es gebe ja noch die anderen sechs Ortsteile der Gemeinde gleich nebenan, betont Peters. Und da werde fleißig plakatiert.
Fährt man also derzeit durch Qualitz, findet man noch bis Anfang März die ortseigene Ausstellung – diesmal unter dem Motto „Tiere des Dorfes“. Neben dieser Aktion organisiert der Verein mit insgesamt 35 Mitgliedern regelmäßig Veranstaltungen im ländlichen Raum – von Konzerten über Werkstätten bis zu Weiterbildungskursen. Im vergangenen Jahr bekam er für sein Engagement den Deutschen Nachbarschaftspreis. Bei der Preisverleihung habe man auch von der Plakataktion erzählt, sagt Heidi Krause. Anwesende aus anderen Orten hätten sich zumindest inspiriert gefühlt.