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Geflüchtetenunterkünfte in Vorpommern-Greifswald

Mehr Kinder und Familien als allein reisende Männer

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„Es sind nicht so viele wie im letzten Jahr“, bilanziert Laura-Ann Schröder die Geschenke, die bisher bei ihrer Sammelaktion zusammengekommen sind. Sie leitet die diesjährige Spendenaktion der Kinder- und Jugendinitiative Zora. Seit mehr als zehn Jahren sammelt der Verein zur Weihnachtszeit Geld- und Sachspenden.

In diesem Jahr werden fünf statt der üblichen drei Einrichtungen in Wolgast, Torgelow und Greifswald beschenkt. Eine weitere Unterkunft kam in diesem Jahr in Greifswald dazu, ebenso eine in Plöwen. Eine Unterkunft in Ueckermünde will Landrat Michael Sack (CDU) in der kommenden Woche persönlich zu einer Weihnachtsaktion besuchen. Dort sind in diesem Jahr erstmals Kinder über die Weihnachtszeit untergebracht, die mit ihren Familien nicht auf Wohnungen verteilt werden konnten.

373 geflüchtete Kinder im Landkreis

Insgesamt wohnen im Landkreis aktuell 373 geflüchtete Kinder und Jugendliche in rund 100 Familien. Etwa 27 von ihnen sind ukrainische Kinder. Sie haben einen anderen Schutzstatus und werden nicht in der Zählung der Asylsuchenden aus anderen Ländern aufgeführt. Grundsätzlich gebe es nach wie vor zu wenige Kapazitäten für eine Unterbringung in Wohnungen, heißt es vom Landkreis. Wöchentlich werden ihm rund 30 bis 40 Asylsuchende neu zugewiesen. Hinzu kommen 14-täglich weitere 30 bis 40 ukrainische Geflüchtete. Die Unterkünfte seien zu 100 Prozent ausgelastet. Von einer Vollauslastung spricht man bereits ab 75 Prozent.

Die Situation ist weiterhin angespannt, während das Verständnis in der Bevölkerung etwas abzunehmen scheint. Laut Laura-Ann Schröder von Zora ist die Bereitschaft, für Geflüchtete zu spenden, in diesem Jahr geringer. Dabei sind es nicht weniger Geflüchtete als im Vorjahr. Etwa 200 Kinder stehen für die Einrichtungen, die sie beschenken, auf der Liste.

Neue Koordinierungsrunde als „gemeinsame gute Grundlage“

Einen Erfolg konnten sie in Greifswald in diesem Jahr aber dennoch verbuchen. Landkreis und ehrenamtliche Initiativen taten einen großen Schritt in ihrer Zusammenarbeit: Eine regelmäßig stattfindende Koordinierungsrunde wurde etabliert, bei der die Träger der Unterkünfte, der Landkreis, Geflüchtete aus den Einrichtungen und Ehrenamtliche an einen Tisch kommen. So konnten bereits einige Probleme angesprochen und konstruktiv gelöst werden. Zum Beispiel soll gemeinsam ein Schutzkonzept für die Unterkünfte erarbeitet werden.

„Schutzsuchende“ statt „illegale Migrant:innen“

Aus Syrien, Afghanistan und der Türkei kämen vor allem Familien und viele unbegleitete Jugendliche – ob dezentral oder in den Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Anders, als es in vielen Beiträgen derzeit vermittelt werde, merkt Laura-Ann Schröder von Zora an. Vor allem habe sich durch die Nutzung unzutreffender Bezeichnungen ein sehr negatives Bild in der Bevölkerung verbreitet – von „illegalen Migrant:innen anstatt von Schutzsuchenden“. Dabei sind alle per Gesetz schutzsuchend, bis es eine Entscheidung zum Asylantrag gibt. Die Menschen seien vor Krieg und Terror geflohen, ein großer Teil christlich, erzählt Schröder. In ihren Heimatländern konnten sie ihren Glauben meist nicht ausleben – das sei nun möglich und viele seien dafür dankbar.

Dafür sammelt der Verein noch bis Freitag Spenden, um sie dann über das Wochenende zu verpacken. In der kommenden Woche soll dann alles verteilt werden.

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Fußnoten

  1. E-Mail der Pressestelle Vorpommern-Greifswald vom 6.12.2023.

Autor:innen

Redaktionsleitung bei KATAPULT MV.

Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach Meck-Vorp.

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