Zum vierten Mal fand am 26. Juni in Rostock eine Jobmesse speziell für Zugewanderte, Geflüchtete und internationale Studierende statt. Die Initiator:innen der Sprachschule inlingua in Rostock setzen dabei nicht nur auf Sprachvermittlung, sondern auch den steten Abbau von Unsicherheiten – auf allen Seiten. Ein Besuch vor Ort.
Der lebhafte Andrang bei der Eröffnung der Jobmesse spricht für sich. Stundenlang reißt der Strom motivierter Arbeitssuchender nicht ab, nur selten gelingt ein freier Blick auf die einzelnen Stände. Auf den zwei Etagen der Sprachschule inlingua in der Herweghstraße 1, in der Nähe des Rostocker Hauptbahnhofs, sind für die Veranstaltung sämtliche Räumlichkeiten geöffnet und für die vielfältigen Angebote genutzt. Darunter sind Coachings für Bewerbungsgespräche, verschiedene Fachvorträge und Ausstellungsstände sowie die Möglichkeit, kostenlose Bewerbungsfotos anfertigen zu lassen.
Raum für Integrationskonzepte
Die Angebote hier richten sich besonders an Zugewanderte, Geflüchtete und internationale Studierende. Die spezifische Zielgruppe sei das besondere dieser Messe, erzählt Koordinator Robert Arndt. Sie können vor Ort die Unterstützung durch Sprachmittler:innen in Anspruch nehmen, um den Austausch an den Ständen zu erleichtern. In ihren neongelben Warnwesten sind die Sprachmittler:innen auch im dichtesten Gedränge gut und schnell erkennbar.
Einen solchen Raum zu schaffen sei auch deshalb so wichtig, weil auf anderen Jobmessen die Unternehmen meistens kein Integrationskonzept hätten, so Arndt. Für die Teilnehmenden oft eine frustrierende Erfahrung. Hier könnten sich die Unternehmen besser auf die Zielgruppe vorbereiten. Einige Firmen wurden im Vorfeld von Robert Arndt angefragt und eingeladen, andere hätten sich gezielt für die Veranstaltung angemeldet. Hier sei darauf geachtet worden, dass die Unternehmen gut zu den Profilen und dem Sprachniveau der Besuchenden passen. Denn ein breites Spektrum an Branchen würde entsprechend verschiedene Einstiegsmöglichkeiten für die Bewerber:innen gewährleisten. Tatsächlich scheinen die etwas mehr als zehn ausstellenden Firmen einen Querschnitt der Stadt Rostock darzustellen.
Chancen schaffen
Die Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt wird immer relevanter. Mit Verweis auf den demografischen Wandel werden den anwesenden Unternehmen zur Eröffnung „unternehmerische und strategische Wettbewerbsvorteile“ zugesprochen, weil sie „vorangehen“ und sich der Personalgewinnung auch unter Zugewanderten öffnen.
Dass die meisten Firmen dahingehend immer noch eher zaghaft und zurückhaltend vorgehen, können sowohl die Lehrkräfte von inlingua als auch Julia Speck vom Jobcenter Rostock bestätigen. Viel zu häufig sei die Herkunft der Zugewanderten immer noch negativ konnotiert und ihre Qualifizierungen würden nicht als gleichwertig anerkannt, berichtet Maxi Plückhahn, Schulleiterin von inlingua. Die Sprachbarriere sei für viele nach wie vor die größte Hürde. Im Hinblick auf die Motivation und die Qualifikationen der Arbeitssuchenden werden dadurch noch viel zu oft Chancen und Möglichkeiten verschenkt – darin sind sich alle einig, die die Menschen tatsächlich kennenlernen konnten. Langfristig würden Arbeitnehmer:innen wie Arbeitgeber:innen davon profitieren, mehr Integration in den Arbeitsmarkt zuzulassen und sich mehr zu trauen – auch wenn es dafür noch den einen oder anderen Sprachkurs braucht. Auch darin sind sich sowohl die Fachleute von inlingua als auch vom Jobcenter einig. Was darüber hinaus nötig wäre, um Unternehmer:innen Ängste zu nehmen oder Überforderungen entgegenzuwirken, bleibt jedoch vorerst ein großes Fragezeichen.
Eine kleine Erfolgsgeschichte gibt es am Rande der Veranstaltung trotzdem: Ein Teilnehmender der vorletzten Jobmesse betreut hier mittlerweile selbst einen Firmenstand.
Nächste Chance: Güstrow
Die nächste Jobmesse für Zugewanderte, Geflüchtete und internationale Studierende wird von inlingua am 16. Juli zum ersten Mal in Güstrow (Landkreis Rostock) veranstaltet. Langfristig sei es unabdingbar für die Firmen in der Region, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, meint Robert Arndt. „Wir reden immer vom Fachkräftemangel, die Geburtenrate in Deutschland sinkt; allein deshalb brauchen wir schon zugewanderte Fachkräfte.“ Da käme dann die Messe ins Spiel, meint er. „Total clever“ für jedes Unternehmen, dorthin zu kommen, Leute kennenzulernen und vielleicht sogar neue Mitarbeiter:innen zu finden. Die Akquise der Firmen sei aber im Landkreis Rostock schwieriger gewesen, fasst Arndt zusammen. Dennoch werden sie auch weiterhin jede Möglichkeit nutzen, Unsicherheiten abzubauen und Mut zu machen.