Krieg in der Ukraine
Wie die Fledermausforschung des Friedrich-Loeffler-Instituts für russische Propaganda genutzt wird
Von Martje Rust

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Es ist eine zweijährige Zusammenarbeit zwischen dem veterinärmedizinischen Institut im ukrainischen Charkiw und dem Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) auf der Forschungsinsel Riems, die bei russischen Regierungsmitgliedern nun in den Fokus gerückt ist: Es geht um Forschung an Fledermausparasiten.
Eigentliches Ziel: Krankheitserreger näher bestimmen
Die hauptsächlich gesammelten Zecken und Flöhe aus der Ukraine sollten dabei näher bestimmt werden, vor allem, inwiefern sie sich von bisher bereits untersuchten Arten als Krankheitserreger unterscheiden, erklärt Cornelia Silaghi, Leiterin des Fachinstituts für Infektionsmedizin am FLI. Dazu wurden in der Ukraine 140 Flöhe, Zecken und Fliegen von eingefangenen Fledermäusen gesammelt und zur weiteren Untersuchung zum Forschungsinstitut bei Greifswald verschickt.
Erste Erkenntnisse gab es dazu bereits, sie wurden im vergangenen Jahr auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Veterinärwesen vorgestellt: An den Parasiten konnte das Bakterium Rickettsia nachgewiesen werden, ein Krankheitserreger, der auch auf den Menschen übergehen kann. Fazit: eine erfolgreiche Grundlagenforschung im Bereich der Tierseuchen.
Was daraus gemacht wurde: Fledermäuse als Biowaffen
Das russische Verteidigungsministerium behauptete nun mehrfach, diese Forschung sei ein geheimes Projekt zur Herstellung von Biowaffen. Dass es sich um eine ukrainische Verschwörung handele, um mit Krankheiten infizierte Tiere, wie Fledermäuse, nach Russland zu schicken, wurde auch vom russischen Präsidenten Putin verbreitet – und vom US-amerikanischen Nachrichtensender Fox News.
Das Fachmagazin Science veröffentlichte vergangene Woche einen Artikel, in dem die Falschinformationen richtiggestellt werden. Cornelia Silaghi erhielt nach Angaben des FLI daraufhin neben wenigen anfeindenden Mails auch unterstützende Rückmeldungen, etwa aus dem Auswärtigen Amt.
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Autor:innen
Redakteurin bei KATAPULT MV.
Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach Meck-Vorp.