„Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse“, so hört man es immer wieder, wenn die Stralsunder Wildcats mit einem Aufschlagass punkten können. Auch am Samstagabend ertönte der Ballermann-Hit von Mia Julia etliche Male durch die Diesterweghalle. Vor allem Ex-Nationalspielerin Kathleen Weiß und Kapitänin Anne Krohn konnten mit ihren druckvollen Aufschlägen ordentlich Punkte für das Heimteam sammeln.
Stralsund konnte bereits sehr früh einen komfortablen Vier-Punkte-Vorsprung herausspielen. Madleen Piest und Anne Krohn wurden auf den Außenpositionen sehenswert in Szene gesetzt. Die erste Auszeit von Gästetrainer Jens Tietböhl erfolgte früh und zeigte Wirkung: Berlin kam auf 4:3 ran. Nach dem 6:5 für die Wildcats fielen die Berlinerinnen dann in ein Loch. Die harten Top-Spin-Aufschläge von Anne Krohn setzen die Gäste spürbar unter Druck. Aber auch der Block um Marlene Knoblauch und Pia Schulte-Döinghaus machte seine Arbeit gut: Berlin fand keine Lösung, um wieder in die Partie zu kommen.
Nach dem 10:5 ertönte dann erstmals die Melodie zum Asspunkt durch Anne Krohn: „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse.“ Es sollte nicht das letzte Mal sein. Beim Stand von 12:5 nahm Tietböhl bereits seine zweite Auszeit. Seine Worte zeigten zumindest kurz Wirkung: Zwei Punkte waren das Ergebnis. Mit dem 15:10 durch Anne Krohn endete die Punktejagd in Satz eins für den BBSC. Kathleen Weiß ging an den Aufschlag und dort erstmal nicht wieder weg. Die zehn Punkte in Folge – davon zwei durch ein Ass – führten zum ersten Satzgewinn.
Wildcats-Trainer Robert Hinz, der in der vorletzten Saison in Berlin an der Seitenlinie stand, kannte noch viele Spielerinnen der Gastmannschaft und konnte sein Team gut vorbereiten. Nach dem ersten Satz gab es von ihm nicht viel zu verändern. Die Aufstellung blieb gleich. Der zweite Satz begann ziemlich ausgeglichen. Stralsund ging mit 2:0 in Führung, Berlin glich in der Folge ziemlich schnell aus.
Vor allem die Berliner Abwehrspezialistin Annika Kummer flog das ein oder andere Mal durch die Halle und konnte so einige schwierige Bälle für ihr Team retten. Gegen die Stralsunder Angreiferinnen Madleen Piest, Anne Krohn und Erin Corbett konnte aber auch sie am Ende nicht viel machen. Die Wildcats bauten ihren Vorsprung auf 8:4 aus, brachen allerdings zwischenzeitlich ein wenig ein (8:8), sodass Trainer Hinz seine erste Auszeit nehmen musste. Eine taktische Auszeit ist oft ein gutes Mittel, um den gegnerischen Spielfluss zu unterbrechen. Das funktionierte in diesem Fall zunächst nur bedingt: Berlin ging erstmals in diesem Spiel in Führung (9:10) und bauten diese auf zwei Punkte aus. Madleen Piest und Zuspielerin Kathleen Weiß (im Sommer spielen die beiden auch die Landesmeisterschaften im Beachvolleyball zusammen) holten jedoch die Führung für die Wildcats zurück – und gaben sie auch nicht mehr her.
BBSC-Trainer Tietböhl versuchte durch seine taktische Auszeit den Flow der Wildcats noch mal zu brechen, doch so richtig ins Spiel kamen die Gäste nicht mehr. Dafür stand der Stralsunder Block um Marlene Knoblauch und Anne Krohn zu oft zu gut. Satz zwei ging am Ende mit 25:18 an das Heimteam.
Schon vor dem Spiel konnte man einige Stimmen vernehmen, die sich einen 3:0 Sieg der Wildcats wünschten. In der aktuellen Verfassung ist es diesem Team auch zuzutrauen, dass sie in dieser Saison nicht nur ganz oben mitspielen können, sondern auch einen der ersten drei Plätze für sich beanspruchen werden. Bis zu diesem Spiel sind sie nun acht Partien in Folge sind sie seit Saisonbeginn ungeschlagen, mussten dabei nur vier Sätze und zwei Punkte abgeben. Vor dem dritten Satz versuchten sich die Berlinerinnen noch einmal, sich gegenseitig zu motivieren. Das gelang ihnen nur in Ansätzen: Die ersten beiden Punkte gingen direkt an Berlin. Nachdem sich die Wildcats kurz sammelten, holten sie den Rückstand aber schnell wieder auf und erspielten sich eine gemütliche 14:7-Führung.
Zu gemütlich hätten es die Mädels dann allerdings nicht angehen sollen. Die Berlinerinnen drehten nun auf, verkürzten auf 15:14. Trainer Robert Hinz griff direkt ein: taktische Auszeit. Er wollte einen klaren Abschluss seines Teams, gönnte ihnen aber auch eine kleine Verschnaufpause. Berlin war jedoch nicht sonderlich beeindruckt vom taktischen Mittel und machte dort weiter, wo sie vor der Auszeit unterbrochen wurden. Angelina Meyer, die sonst für die Drittligamannschaft des BBSC aufschlägt, sorgte mit ihrem Ass für den 15:15 Ausgleich. Hinz zog seine zweite taktische Auszeit. Diese war dann schon deutlicher. Er fand klare Worte und forderte sein Team auf, die Bälle auf den Boden zu bringen. Anne Krohn setzte die Anweisung direkt um. Erneute Führung für die Wildcats. Beim Stand von 19:16 ging es in die Crunch-Time. Marlene Knoblauch ließ mit ihrem Ass erneut den Party-Hit erklingen: „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse.“
3:0 gegen den VCO Berlin am Sonntag
Den Vier-Punkte-Vorsprung wollten sich die Wildcats dann nicht mehr nehmen lassen. Mit einem Fehler der Berlinerinnen ging auch der dritte Satz am Ende mit 25:21 verdient an die Heimmannschaft. Die Wildcats konnten somit ihren zweiten Tabellenplatz festigen und den Vorsprung vor dem BBSC am Sonntag sogar noch weiter ausbauen. Im zweiten Spiel an diesem Wochenende empfingen sie den Olympia-Nachwuchs vom VCO Berlin. Diesen konnte das Team von Trainer Robert Hinz ebenfalls mit 3:0 besiegen (25:18, 25:14, 25:16).
Stralsund spielte mit: Tara Fröhlich, Marlene Knoblauch, Pia Schulte-Döinghaus, Ammely Meis, Swantje Basan, Anna-Lena Vogel, Nikole Mchedlishvili, Sabrina Dommaschke, Anne Krohn, Lotte Kühn, Dana Polenz, Madleen Piest, Erin Corbett, Kathleen Weiß
BBSC spielte mit: Isabel Böttcher, Natalie Sabrowske, Angelina Meyer, Katharina Kummer, Roxana Vogel, Annalena Grätz, Annika Kummer, Katharina Haferkamp, Antonia Lutz, Alina Gottlebe-Fröhlich, Priscilla Gatzsche, Stephanie Utz
Fotos: André Gschweng