Deutschland erlebt eine Energiekrise, Forderungen nach dem Weiterbetrieb von Atomkraftwerken, der Öffnung der Gaspipeline Nord Stream 2 und nach anderen fossilen Energieträgern werden immer lauter. Nachdem es aufgrund der Corona-Pandemie zunehmend still um die Klimabewegung geworden war, rief Fridays for Future wieder zum globalen Klimastreik auf, zum ersten Mal nach den Sommerferien.
Dagegen gingen am Freitag in acht Städten in MV nach Polizeiangaben insgesamt mehr als 1.300 Menschen auf die Straße, um den Ausbau erneuerbarer Energien und die Entlastung der Bürger:innen in der Energiekrise zu fordern.
Schwerin
In Schwerin waren 200 Menschen angemeldet. Der Demonstrationszug führte vom Pfaffenteich durch die Innenstadt und wieder zurück.
„Die Zeit der Ausreden ist vorbei“, sagte Liv Nachtigall von fridays for future in ihrer Rede. Sie untermauerte die Forderung der Bewegung nach einem staatlichen Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, um damit die Energiewende zu beschleunigen und deutschlandweit einen kostengünstigen öffentlichen Nahverkehr umzusetzen.
Zudem distanzierte sich Nachtigall von der Unterwanderung der Protestaktion durch „Schwurbler“.
Mehrere Männer hatten kurzzeitig ein Banner entrollt, auf dem die Umweltpolitik der Grünen kritisiert wurde. Auch Thorsten Müller von Freifahrt Schwerin, einer Bürgerinitiative für eine nachhaltige Verkehrswende, hielt eine Ansprache und kündigte an, Unterschriften für ein Bürgerbegehren für einen kostenlosen Nahverkehr zu sammeln.
Fotos: Chris Loose
Greifswald
Auch in Greifswald gab es während der dortigen Demo vereinzelte Gegenstimmen, unter anderem sammelte sich eine Gruppe älterer Menschen am Rand des Protestzuges und versuchte, mit Trillerpfeifen gegenzuhalten. Von 800 angemeldeten Personen kamen rund 400 und zogen durch die Innenstadt. Die Organisator:innen zeigten sich erfreut, dass so viele zusammengekommen waren.
Die Greifswalder fridays for future-Gruppe besteht aus etwa zehn festen Mitgliedern. Unterstützt wurde die Veranstaltung von verschiedenen Initiativen, wie dem Greifswalder Moorbündnis. Auch der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Uni Greifswald, Tiemo Timmermann, hielt eine Ansprache. Gefordert wurde explizit, eine Öffnung von Nord Stream 2 zu verhindern und auch das geplante Flüssiggas-Terminal aufzugeben. Eine Aktivistin sagte dazu: „Das LNG-Terminal in Lubmin wird uns in weitere Abhängigkeit von fossilen Energien stürzen.“
Fotos: Antonia Grabowski
Rostock for Future überreicht Forderungspapier an OB-Kandidierende
Auch Rostock for Future demonstrierte am Freitag gegen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, für die Wärmewende und für die Umsetzung des Bürgerschaftsbeschlusses, bis 2035 klimaneutral zu werden. 200 Menschen waren angemeldet, vor Ort waren schätzungsweise 500 Demonstrierende.
Weder die 2020 in dem Beschluss festgelegten CO2-Reduktionsziele seien eingehalten worden, noch die Kompensationen bei Nichtreduktion erfolgt, kritisiert das Bündnis.
Um das Thema auf die Tagesordnung des aktuellen OB-Wahlkampfes zu setzen, übergaben die Aktivist:innen auf ihrer Demoroute ein Papier mit fünf geforderten Sofortmaßnahmen an vier der 17 Kandidierenden: an Claudia Müller von den Grünen, Carmen-Alina Botezatu von der SPD, Eva-Maria Kröger von der Linken und an Michael Ebert, Einzelkandidat, der von CDU, FDP und UfR gestützt wird.
In ihrem Forderungspapier haben die Aktivist:innen einen Zeitplan für die künftige Oberbürgermeisterin oder den künftigen Oberbürgermeister erarbeitet:
- Im kommenden Jahr soll es zehn volle Stellen für die Rostocker Klimaschutzleitstelle geben.
- 2024 soll ein Programm für energetische Quartierssanierung erarbeitet sein und es nur noch klimaneutrale Bebauungspläne geben.
- Tempo 30 im Stadtgebiet und verkehrsberuhigte Stadtteile im Jahr 2025.
- Der Fernwärmeplan soll 2026 umgesetzt werden.
- Keine weiteren versiegelten Moore; wiedervernässte Moore im Stadtgebiet und mehr Grünflächen im Stadtgebiet im Jahr 2027.
Im letzten Punkt bezieht sich Rostock for Future auf die geplante Überbauung eines Moores für die Erweiterung des Überseehafens.
„Wir wollen heute allen, die sich auf das Amt des Oberbürgermeisters bewerben, klarmachen: Rostock braucht einen Kurswechsel. Trotz Bürgerschaftsbeschlüsse ist die verpflichtende CO2-Reduktion nicht erfolgt. Diese Ignoranz von kommunalen Unternehmen und Verwaltung gegenüber demokratischen Beschlüssen muss nach der Wahl sofort beendet werden!“, forderte Demonstrationsleiter Hannes Scharen.
Das Forderungspapier wurde während der Klimademo an vier OB-Kandidierende ausgehändigt:
Fotos: Victoria Flägel
In Deutschland demonstrierten in mehr als 200 Städten Fridays-for-Future-Gruppen für ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, um damit den Ausbau erneuerbarer Energien voranzubringen und Bürger:innen zu entlasten.