Für insgesamt 160 Menschen ist das ehemalige Europahotel in Greifswald ausgelegt. 130 Geflüchtete sollen dort in den kommenden Monaten unterkommen, sagte Landrat Michael Sack (CDU) heute bei einer Begehung. So könne man noch flexibel bleiben, wenn die Zahl der ankommenden Geflüchteten im Landkreis weiterhin hoch bleibe.
Etwa 2.900 Ukrainer:innen und 1.400 Menschen anderer Nationalitäten befinden sich derzeit im Landkreis. Jede Woche kommen Menschen dazu. Dabei wisse der Landkreis erst knapp zwei Wochen im Voraus, wie viele genau es jeweils sein werden, erklärte Sack.
Bisher sind sie unter anderem in Torgelow, Anklam, Loitz, Plöwen und Ueckermünde untergebracht. Die Kapazitäten der bisherigen Unterkünfte seien erschöpft. Daher wurde auch die ehemalige Grundschule in Loitz als Überbrückungslösung für Geflüchtete genutzt. Da in diesem Jahr die Zahl an Geflüchteten nicht zuletzt wegen der aktuellen Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei voraussichtlich weiter ansteigen wird, müsse man dringend neue Unterkünfte vorbereiten. Dabei hätten größere Städte im Landkreis grundlegend noch Potenzial, um Menschen aufzunehmen.
Wohnungsangebote gesucht
Landkreis und Stadt hoffen dabei auf viele Angebote. Wegen der hohen Zinsen und Materialkosten werde derzeit nicht viel neu gebaut. Nicht nur in den Städten wie Greifswald gebe es daher eine Wohnungsnot. Ähnlich sehe es im gesamten Landkreis aus, so der Landrat. 2016 sei das noch anders gewesen, da habe es noch mehr Leerstand gegeben. Daher würden teilweise auch Abrissgebäude auf eine mögliche Sanierung geprüft. Allerdings sei auch das mit enormen Kosten verbunden.
Daher würden Stadt und Landkreis alles prüfen, um möglichst vielen Menschen Platz zu bieten, sagt Sack. Denn das größte Problem sei der Zeitdruck: Prüfung und Umbau der Angebote sowie Verträge mit betreuenden Institutionen seien nicht so schnell zu organisieren. Für jede Unterkunft müsse der Brand- und Wachschutz geklärt werden. Auch das Innenministerium müsse jedem neuen Standort erst zustimmen, weil es darüber finanziert werde, erklärt der Landrat.
Grundsätzlich wolle der Landkreis Unterbringungen möglichst in den Städten anbieten, um den Geflüchteten Zugang zu integrativen Angeboten zu ermöglichen und eine bessere Anbindung an Ämter und Behörden. In den Städten gebe es eine Fülle an Vereinen, in denen Geflüchtete aufgenommen werden könnten, sagt Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen). Dort könnten Asylbewerber:innen zumindest eine Aufgabe finden, da sie keine Arbeit aufnehmen dürfen und in den Unterkünften kaum Beschäftigung haben. Außerdem, so Landrat Sack, seien Städte wie Greifswald internationaler. So sei es leichter, Anknüpfungspunkte zu finden. An was es aber grundsätzlich mangele, seien Integrationshelfer:innen und Sprachkurse, sagen beide.
Weitere Unterkunft für bis zu 500 Personen geplant
Aber auch eine größere Unterkunft werde derzeit besprochen, um weitere Kapazitäten zu gewinnen. Sie soll bis zu 500 Personen beherbergen. Laut Sack seien aber keine Container wie in Upahl oder Rostock-Marienehe geplant, sondern Gebäude in Modulbauweise. Gespräche dazu laufen. Wo genau die Großunterkunft schließlich stehen soll, sei noch unklar. Weiterhin würden aber auch kleinere Objekte gesucht.
„Wir wollen, dass die Leute vernünftig untergebracht werden“, betont Sack. Alle, die zeitweise oder länger im Landkreis leben, sollen gut ankommen und sich wohlfühlen können, so sein Wunsch. Daher sollen die Unterkünfte möbliert und mit Herd und Kühlschrank ausgestattet sein. In dem ehemaligen Europahotel werde genau das derzeit installiert. In einem Zimmer sollen je zwei Geflüchtete untergebracht werden. Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad, in der ehemaligen Hotelküche entsteht eine Gemeinschaftsküche. So sollen die zeitlich begrenzten Essensausgaben verhindert werden und sich alle selbstständig versorgen können.
Erste Bewohner sollen aus Loitz kommen
Ab Mitte März sollen zunächst die in Loitz untergebrachten Geflüchteten in das Hotel ziehen. Derzeit wohnen sie mit zehn Männern in einem Klassenraum und wohnen auf Feldbetten. Im Hof gibt es einen Duschcontainer. Anfang des Jahres wurden sie als Übergangslösung dort untergebracht, weil die anderen Unterkünfte an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen sind. Aktuell leben in Loitz 57 Syrer. Wöchentlich kommen etwa zehn bis 20 hinzu.
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