Die Karte von MV zeigt, in welchen Gemeinden in MV welche Rufbusse fahren und wo es gar kein Angebot gibt.

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Initiative fordert Verbesserungen beim Rufbus

„Es ist eine Benachteiligung der Menschen, die in Vorpommern-Greifswald leben“

Auf Listen mit MVs Problemen taucht stets die schlechte ÖPNV-Anbindung auf. Eine Chance, Lücken in der Fläche zu schließen, bieten Rufbusse. Warum sie noch keine vollwertige Alternative sind, zeigt eine Initiative aus Vorpommern. Wie sie mithilfe einer Petition den Anstoß für Verbesserungen des Rufbusses „Ilse“ geben will, berichtet Laura Löber im Interview.
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KATAPULT MV: Wie habt ihr euch als Initiative zusammengefunden?
Laura Löber: Wir sind alle junge Menschen aus der Region, die Lust hatten, sich zu vernetzen und zu schauen, was man hier gemeinsam Positives bewegen kann – auch hinsichtlich des aktuellen Rechtsrucks. Immer nur dagegen zu sein, ist schwierig. Wir schauen, was die Themen sind, die uns bewegen, unsere Kinder oder die Menschen im Umfeld. So sind wir auch auf den Ilsebus gekommen.

Der öffentliche Nahverkehr in MV ist kein neues Problem. Was macht den Rufbus zur guten Alternative?
Mit dem Rufbus gibt es grundlegend überhaupt erst mal eine Verbesserung. Er stellt eine Möglichkeit für Jung und Alt dar, mobil zu sein und an gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben. Der Rufbus ist hier total wertvoll, weil er die kleinen Orte anfährt und auch flexibel für die Menschen vor Ort ist – als Erweiterung des Busplans. Eine andere, viel bessere Perspektive sehe ich gerade nicht. Obwohl der Rufbus schon eine Alternative geworden ist, muss er noch verbessert werden.

Um konkret über den Ilsebus zu sprechen: Was muss daran besser werden?
Zum Beispiel die Betriebszeiten. Der Ilsebus ist von 8 bis 18 Uhr und in Vorpommern-Greifswald auch teilweise samstags erreichbar. Es bräuchte aber längere Zeiten – also zum Beispiel ab 6:45 Uhr und bis 20:30 Uhr. So könnten die Menschen an anderen Dingen teilhaben, mit dem Bus zum Beispiel zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass die Vernetzung mit dem Ilsebus zwischen der Mecklenburgischen Seenplatte und Vorpommern-Greifswald noch nicht so funktioniert, wie sie sollte. Zum einen fehlen Anschlusspunkte, zum anderen ist die Region, die der Ilsebus abfährt, relativ klein. Es müssten neue Bereiche ins Betriebsnetz aufgenommen werden, damit er attraktiver wird.

Was meint ihr mit Anschlusspunkten?
In der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Nutzung mit dem Deutschlandticket kostenfrei. Hier in Vorpommern-Greifswald gibt es nur einen Rabatt von zehn Prozent. Das ist keine gute Verknüpfung. Was bezahlt man denn, wenn man in die Seenplatte will? Es wäre schön, wenn man überall hinfahren könnte, es kostenfrei wäre und keine Unterschiede gäbe. Im Endeffekt ist das eine Benachteiligung der Menschen, die in Vorpommern-Greifswald leben.

Das Deutschlandticket ist eine super Möglichkeit, aber hier auf dem Land einfach nicht nutzbar.

Laura Löber

Ein kostenloser Rufbus würde also auch das Deutschlandticket hier attraktiver machen?
Genau. Das Deutschlandticket ist in MV für Rentner:innen zum Beispiel günstiger. Das schafft Teilhabe. Sie könnten, wäre der Ilsebus kostenfrei, dann etwa zu ihren Ärzt:innen fahren. Da man den Bus auch telefonisch buchen kann, ist der Zugang sehr niedrigschwellig. Das Deutschlandticket ist eine super Möglichkeit, aber hier auf dem Land einfach nicht nutzbar. Dabei glaube ich, dass noch mehr Menschen vom Ticket profitieren könnten. Jetzt stellt sich für die Leute aber die Frage, wieso sie das Geld ausgeben sollen, wenn sie das Ticket hier nicht nutzen können.

Ihr fordert bei der Erweiterung des Angebots auch, die Stadt Greifswald aufzunehmen. Dort gibt es aber schon den eigenen Rufbus Friedrich. Wäre das nicht eine Doppelstruktur?
Wir wissen, dass Mitte des Jahres die Lizenzen für die Busse neu ausgeschrieben werden. Es macht keinen Sinn, eine Doppelstruktur zu fahren, sehr wohl aber, dann zu schauen, wann der Friedrich fährt, wann Ilse und wie eine Erweiterung funktionieren könnte.

Wird das Angebot größer oder kostenlos, könnte die Nachfrage womöglich mit den aktuellen Kapazitäten nicht mehr gedeckt werden. Für mehr Fahrzeuge oder Personal muss am Ende jemand bezahlen.
Wir wissen, dass die Kommunen wenig Geld haben. Wir wissen aber auch, dass dieses Jahr ein Sondervermögen im Bundestag beschlossen wurde. Wir hoffen also darauf, dass Kommunen Gelder beantragen können und das Sondervermögen so zur Finanzierung des Ilsebusses beitragen kann. Ein Rufbus ist eine klimafreundliche Maßnahme. So lassen mehr Menschen ihre Autos stehen. Daher denken wir, dass unser Rufbus zu diesem Sondervermögen passt.

Letzte Frage: Die Petition muss das Quorum von 2.000 Unterschriften erreichen. Wie geht es weiter, wenn das geschafft ist?
In unserer Initiative engagiert sich eine Person von der Linkspartei. Über die möchten wir die Petition gerne in den Verkehrsausschuss des Landkreises tragen. So könnte sie sich bei der Neuvergabe des Bussystems niederschlagen und unsere Forderungen dort mit aufgenommen und gehört werden. Vielleicht ist dann auch die Umsetzung auf lange Sicht möglich.


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Autor:in

  • Redakteurin und Betriebsrätin in Greifswald

    Geboren in Berlin, aufgewachsen in Berlin und Brandenburg. Tauschte zum Studieren freiwillig Metropole gegen Metropölchen.

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