Seenotrettung im Mittelmeer

Sea Punks am Rand von Europa

Das Seenotrettungsschiff Sea Punk I konnte Ende vergangenen Jahres zur Überführung ins Mittelmeer auslaufen. Von Greifswald-Wieck aus ging es an der Westküste Europas entlang ins spanische Burriana. Von dort aus soll es Anfang Mai zu den ersten Rettungseinsätzen aufbrechen.

Drei Jahre dauerte es von der Idee bis zum Auslaufen. Vor knapp einem Jahr kauften die Brüder Gerson und Benjamin Reschke einen ehemaligen Fischkutter und bauten ihn in der Greifswalder Museumswerft zum Rettungsschiff um. Das Ziel: mithelfen, Flüchtende im Mittelmeer zu retten. Eigentlich sollte es schon im Sommer 2022 losgehen. Wegen nötiger Auflagen und Nachweise verzögerte sich der Start um mehrere Monate.

Ende November war es dann so weit: Eine elfköpfige Mannschaft, bestehend aus vier Frauen und sieben Männern im Alter von 25 bis 62 Jahren, brachte die Sea Punk I nach Burriana. 16 Tage dauerte die Überfahrt. Es war der erste große Test, nachdem das Schiff mehr als acht Monate lang nicht bewegt worden war. Fazit: Bis auf kleinere technische Probleme habe alles funktioniert, erzählt Gerson Reschke. Die größte Herausforderung sei das Wetter gewesen: „Normalerweise fährt man nicht im Dezember durch die Biskaya“, schmunzelt er. „Aber wir hatten extrem viel Glück – keinen Sturm und maximal drei bis vier Meter hohe Wellen. Das haben wir größtenteils auch gut ausgehalten.“

Die Sea Punk I beim Auslaufen aus dem Hafen Greifswald-Wieck am 23. November 2022.

Die Sea Punk I liegt nun für letzte Einsatzvorbereitungen in einer Werft in Burriana. Eine Verlängerung des Schiffszertifikats, das Ende des Jahres ausgelaufen ist, musste ebenfalls noch neu beantragt werden. Dann soll der umgebaute Kutter auf seine erste Rettungsmission starten. Für Diesel über Lebensmittel bis hin zu Ersatzteilen verschlang die Hinfahrt bereits rund 30.000 Euro. Für den kommenden Einsatz rechnet die Crew mit rund 40.000 Euro. Das Projekt wird aus Spenden finanziert.

Neben Geldern werden für die anstehende Mission zudem noch Besatzungsmitglieder gebraucht: „Besonders Mechaniker:innen und Bootsbauer:innen, die sich mit Metallarbeiten auskennen, und Leute, die sich zutrauen, für eine etwas größere Crew zu kochen, können wir gut gebrauchen“, sagt Reschke. Dann kann es wirklich so richtig losgehen.

Derzeit sind acht zivile Rettungsorganisationen im Mittelmeer unterwegs, um Geflüchtete aus Seenot zu retten. Die meisten liegen im spanischen Hafen Burriana.

Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen kamen im Jahr 2021 insgesamt 3.231 Menschen auf ihrer Flucht über das Mittelmeer nach Europa ums Leben. Von Januar bis August 2022 wurden 938 Menschen als verstorben oder vermisst gemeldet. Die Zahlen dürften weitaus höher sein, können aber nicht vollständig erfasst werden.

Mehr zu den Sea Punks:Aufbruch von Greifswald Richtung Mittelmeer im November

Von der Idee zur Umsetzung

Das Logbuch zur Überfahrt der Sea Punk I nach Burriana gibt’s hier.

Fotos: Ole Kracht

Dieser Artikel erschien in Ausgabe 15 von KATAPULT MV.

Quellen

  1. UNHCR (Hg.): Flüchtlingskrise Mittelmeer, auf: uno-fluechtlingshilfe.de (Stand: 16.12.2022).

Autor:in

  • Bild von KATAPULT MV Redaktionsleiterin Martje Rust

    Redaktionsleitung

    Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach MV.