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Großbrand

Strasburg verliert Kulturhaus durch Feuer

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In der Nacht vom 13. auf den 14. April brach ein Feuer im Kulturhaus Strasburg (Landkreis Vorpommern-Greifswald)  aus. Um 3:24 Uhr ging der Notruf bei der örtlichen Feuerwehr ein. Sieben Minuten später trafen die ersten Einsatzkräfte am Brandort ein. Einsatzleiter René Gosse war schnell klar, dass Verstärkung benötigt wird. Unterstützt wurden die Löscharbeiten durch die freiwilligen Feuerwehren aus Pasewalk, Blumenhagen, Neuensund und Groß Luckow. Etwa 40 Einsatzkräfte und sechs Löschfahrzeuge waren insgesamt beteiligt.

Die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Strasburg sind seit dem frühen Donnerstagmorgen im Einsatz und bekämpfen am Abend noch immer Glutnester (Foto: Patrick Hinz)

Kultureller Mittelpunkt der Stadt stand kurz vor Renovierung

Das denkmalgeschützte Gebäude von 1915 verfügte über einen 240 Quadratmeter großen Saal mit Bühne und wurde zuletzt hauptsächlich von Tanzgruppen und der Stadtverwaltung genutzt. Das Kulturhaus konnte außerdem für Veranstaltungen gemietet werden und diente zeitweise auch als Jugendclub und Musikschule. Die nächste größere Veranstaltung, das Abschlussfest einer Straßburger Schulklasse, sollte im Sommer stattfinden.

Bürgermeisterin Heike Hammermeister-Friese (CDU) berichtet: „Das Kulturhaus war kultureller Mittelpunkt von Strasburg. Viele Bürger:innen sind mit dem Haus groß geworden.“ In der zweiten Jahreshälfte 2022 sollten eigentlich Sanierungsarbeiten beginnen. Hierfür wurden Landes- und Bundesmittel akquiriert und bewilligt. Christian Vorreyer (CDU) ist im Finanzausschuss der Stadt tätig: „Für etwa zwei Millionen Euro sollte das Gebäude saniert werden. Bedarf gab es besonders beim Dach, der Heizung und den sanitären Anlagen“, erzählt er. Beide Stadtvertreter:innen zeigen sich dennoch hoffnungsvoll und sehen den Brand auch als Chance, um das Kulturhaus neu zu gestalten. Um eine Neuplanung vorzunehmen, müssen jedoch zuerst Gutachten erstellt werden. Der Schaden wird derzeit auf etwa 3,5 Millionen Euro geschätzt.

Ministerin Martin besucht spontan den Unglücksort

Von Landesseite wurde bereits signalisiert, dass Unterstützung für den Wiederaufbau möglich sei. Bettina Martin (SPD), Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, besuchte spontan den Brandort und bedankte sich bei allen Einsatzkräften für ihr Engagement. „Die Landesregierung möchte dabei helfen, den kulturellen Mittelpunkt der Stadt wiederaufzubauen“, erklärte Martin. Die Stadtvertreter:innen zeigten sich dankbar für dieses Zeichen der Politik.

Kulturministerin Martin (2.v.r.) drückt im Gespräch mit Bürgermeisterin Hammermeister-Friese (3.v.r.) ihr Bedauern aus (Foto: Patrick Hinz)

Großbrand nach Einbruch

Laut örtlicher Polizei gibt es bereits erste Hinweise auf Brandstiftung. Die Untersuchungen liefen jedoch noch, sodass aktuell keine endgültige Aussage getroffen werden könne. Bürgermeisterin Hammermeister-Friese berichtet außerdem von einem Einbruch in das Kulturhaus, der erst am 12. April stattfand: „Wir wurden am Morgen von Nutzer:innen des Kulturhauses informiert, dass mehrere Fenster und Türen aufgebrochen waren.“ Laut Stadtverwaltung befanden sich keine Wertgegenstände oder Geldkassen im Gebäude. „Trotzdem wirkte der Einbruch wie ein Zeichen. Die Täter:innen haben nicht versucht, das illegale Eindringen zu verbergen“, fügt die Bürgermeisterin hinzu. Über ein Motiv lasse sich derzeit aber nur spekulieren.

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Autor:innen

Geboren in Vorpommern, aufgewachsen in Mecklenburg. Einziger KATAPULT-Redakteur mit Traktorführerschein UND Fischereierlaubnis. Layouter und Chefredakteur.

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