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Interview mit Andreas Pieper

„Ein Autokorso ist die ideale Protestform für diese Klientel“

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Lesedauer: ca. 3 Minuten

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KATAPULT MV: Am letzten Autokorso des Unternehmeraufstandes MV haben sich in Greifswald rund 160 Menschen beteiligt. Haben Sie schon eine ungefähre Übersicht, wie viele es bei dieser Aktion sein werden?

Andreas Pieper: Ich erwarte eine ähnliche Beteiligung wie vor sechs Wochen. Einen genauen Überblick habe ich nicht.

Ist ein Autokorso das richtige Mittel für einen Protest gegen die aktuelle Energiepolitik?

MV ist ein Flächenland, wo viele Unternehmen auf Kraftfahrzeuge angewiesen sind, und viele Unternehmen können sich am besten mit ihren Fahrzeugen und Maschinen präsentieren. Häufig tragen die Fahrzeuge auch Firmenwerbung, womit ein Korso für diese Klientel besonders attraktiv ist und gezeigt werden kann, was durch die aktuelle Fehlpolitik gefährdet ist. Insofern ist ein Fahrzeugkorso die ideale Protestform für diese Klientel zu diesem Thema.

Haben Sie auch über alternative Protestformen nachgedacht, wie zum Beispiel eine Fahrraddemo oder die Fünf-nach-zwölf-Aktion?

Ich wurde von der Initiative Unternehmeraufstand MV gefragt, ob ich die Ablegerversammlung in Greifswald leiten kann. Damit ist das Format „Fahrzeugkorso“ gesetzt. Als Versammlungsorganisator verstehe ich mich als Dienstleister, der ein Angebot bereitstellt. Wenn ich von einer Initiative, hinter deren Intention ich stehe, gefragt werde, mache ich gerne auch einen Fahrradkorso oder auch supergerne eine Seglergeschwaderfahrt. Die Fünf-nach-zwölf-Aktion ist mir nicht geläufig.

Spielt die Corona-Pandemie für Sie bei den aktuellen Protesten noch eine Rolle?

Ich beteilige mich und organisiere viel lieber Proteste für Menschen-, Grund- und Bürgerrechte. Für Wohlstand oder gegen Wohlstandsverluste Dritter zieht es mich nicht auf die Straße. Aber es gilt beim Unternehmeraufstand MV als Erstes, die Intention der Artikulation von Existenznöten zu bedienen. Für mich ist es aber auch eine Gelegenheit, langjährige Fehlentwicklungen zu vermitteln. Man muss die Leute da abholen, wo sie sind, ohne sie zu überfrachten. Ich habe die Proteste gegen den Corona-Totalitarismus auch nicht organisiert, weil es mir nur um Frischluft und so weiter geht. Sondern weil ich auf langjährige Fehlentwicklungen aufmerksam machen will, wofür Julian Assange, Edward Snowden oder 9/11 nur Symptome in unserem Fiat-Geldsystem sind und ich mich selbst mit meinen Kompetenzen einbringen will. Des Weiteren bin ich als Physiker/Querdenker weiterhin Forscher und will ergründen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Um dies auf gesellschaftlicher Ebene zu tun, ist es mein Ansatz, mit den Menschen zu reden und nicht dekadent über sie zu urteilen oder vorzuverurteilen.

Sie haben die Aufrufe zum Autokorso auch an das Studierendenmagazin webmoritz und den Greifswalder Asta verschickt. Versuchen Sie, andere Menschen zum Protest zu bewegen als bisher?

Prinzipiell nicht. Ich habe schon immer darauf abgezielt, die vernunftbegabten und rückgratstarken Menschen zu erreichen. Mit unterschiedlichen Formen und Themen kann man mehr erreichen. Dazu sind Versammlungen nach Themen und Interessen zu differenzieren. Packt man alles in eine Versammlung, so reduziert sich die Schnittmenge immer weiter. Das ist ein häufig gemachter Fehler. Denn die Themen wirken bei der Klientel eher als Und-Verknüpfung und nicht, wie man es gerne hätte, als Oder-Verknüpfung. Zu viele Themen kombiniert schrecken eher ab, als dass man meint, es müsse doch für jeden was dabei sein.


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Fußnoten

  1. Bei der Fünf-nach-zwölf-Aktion im Oktober 2022 hatten sich Unternehmer:innen in verschiedenen Städten für ein paar Minuten mit Plakaten vor ihre Geschäfte gestellt – ebenfalls als Protest gegen die aktuelle Politik.

Autor:innen

Redaktionsleitung bei KATAPULT MV.

Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach Meck-Vorp.

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