„Wir waren skeptisch, ob überhaupt jemand kommt.“ Am Ende seien es über 70 Menschen gewesen, erinnert sich Sibylle Nippr lächelnd an den ersten Faulenroster Mittagstisch vor drei Monaten. Die Rentnerin ist eine von 15 Ehrenamtlichen, die in drei Gruppen im Gemeindezentrum des Dorfes im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte immer dienstags für andere kochen. Es gibt „gute, einfache Kost“, für alle kostenfrei oder gegen Spende, berichtet Jens Jarchow, der wie Nippr eines der Teams leitet. Die Gruppen wechseln sich mit dem Einkaufen, Schnippeln und Kochen für den Mittagstisch ab. Zum Essen kommen Rentnerinnen, Landwirte, Arbeiter oder die benachbarten Kitakinder. Was es gibt, ob Hefeklöße, Schnitzel oder Eintopf, entscheiden sie demokratisch in der großen Runde. „Ein absolutes Erfolgsrezept“, betont Carsten Altschwager, Gemeindepädagoge der Kirchengemeinde Gielow-Rittermannshagen.
Menschen an einen Tisch bringen
Dass es den regelmäßigen Mittagstisch gibt, hat mit einem Thementag im Pfarrhaus zu tun, berichtet er. Dafür hätten sie Verpflegung gebraucht. Um die kümmerte sich auf seine Bitte hin Sibylle Nippr gemeinsam mit vier weiteren Frauen. Der Gemeindepädagoge habe sie anschließend gefragt, ob die Frauen dazu nicht öfter Lust hätten.1
Hatten sie. Seitdem stellt die Gemeinde Faulenrost für den Mittagstisch kostenlos das Gemeindezentrum zur Verfügung. Die Lebensmittel werden mit Spenden und Fördergeld gekauft. Es geht den Freiwilligen jedoch nicht nur ums Essen. Das sei „nur Mittel zum Zweck“, sagt Jarchow. Die Leute sollen ins Gespräch kommen, sich begegnen. Ein niedrigschwelliger Begegnungsort im ländlichen Raum, wie Altschwager es nennt.
Abstimmung noch bis Sonntag
Der Mittagstisch läuft, wie viele weitere Formate in den Dörfern der Kirchengemeinde Gielow-Rittermannshagen, im Rahmen des Projektes Miteinander-Füreinander. Dieses hatte die Kirche 2022 gemeinsam mit der Kommune und der Freiwilligen Feuerwehr gegründet.2 Und ist damit nun für die Publikumsauszeichnung des Deutschen Engagementpreises nominiert.

Genauso wie 18 weitere Projekte aus Mecklenburg-Vorpommern. Zum Beispiel das Unterrichtsprojekt Inklusive Stadt Schwaan der Prof.-Franz-Bunke-Schule Schwaan, bei dem die Schüler:innen in der Stadt und ihrer Schule in Erfahrung gebracht haben, was es für ein uneingeschränktes und chancengleiches Zusammenleben noch bräuchte.3 Oder der Verein Licht am Horizont, der mit dem Projekt Wismars friedliche Revolution „insbesondere benachteiligte Kinder und Jugendliche in die lokale Erinnerungskultur“ zur friedlichen Revolution 1989 einbinden möchte.4
Noch bis Sonntag, den 26. Oktober, kann über die Vergabe des Publikumspreises online abgestimmt werden. Das Gewinnerprojekt erhält ein Preisgeld von 10.000 Euro.
Wofür die Engagierten von Füreinander-Miteinander das Geld verwenden würden, wissen sie schon: Mit einem mobilen Pizza- und Brotofen soll es durch die Dörfer gehen.

- Telefonat mit Carsten Altschwager am 1.9.2025. ↩︎
- Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (Hg.): Miteinander-Füreinander – zwischen Malchin & Waren/Müritz, auf: deutscher-engagementpreis.de. ↩︎
- Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (Hg.): Inklusive Stadt Schwaan, auf: deutscher-engagementpreis.de. ↩︎
- Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (Hg.): Wismars friedliche Revolution, auf: deutscher-engagementpreis.de. ↩︎

