Rügen

Recycling von Nord Stream 2: Bund kauft übrige Röhren für LNG-Terminal

Für das umstrittene geplante LNG-Terminal vor Rügen hat die Bundesregierung nun Tatsachen geschaffen und die Rohre gekauft, die eigentlich für Nord Stream 2 gedacht waren, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Wie viele Rohre und zu welchem Preis sie von der Nord Stream 2 AG an den Bund wechselten, dazu machte das Ministerium aus Vertraulichkeitsgründen keine Angaben. Zuvor war noch von 60 Kilometern Röhren die Rede, die in Sassnitz auf Rügen lagerten. Alle sanktionsrechtlichen Fragen mit dem Verkäufer, der Nord Stream 2 AG, seien geklärt. Auch sei geprüft worden, ob Unterlagen, Messdaten und Gutachten zur Erdgaspipeline von dem Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Gazprom erworben werden.

Neuer Verwendungszweck der Nord-Stream-2-Rohre soll das geplante schwimmende Terminal für Flüssigerdgas (LNG) vor Rügen sein. Derzeit ist der Sassnitzer Hafen Mukran als möglicher Standort im Gespräch. Dass die Bundesregierung weiter an den LNG-Plänen festhält und mit Energiesicherheit argumentiert, ist umstritten. Expert:innen zufolge seien die LNG-Kapazitäten in Europa bereits ausreichend, um unabhängig von russischen Gaslieferungen zu sein.

Im Nordosten und vor allem auf der Insel Rügen regt sich seit Bekanntwerden der Pläne für das Terminal im Februar enormer Widerstand gegen das Projekt. Nach dem LNG-Terminal in Lubmin, das Mitte Januar offiziell eröffnet wurde, wäre es das zweite Terminal dieser Art in Vorpommern. Mit über 61.000 Unterschriften hat es eine Petition gegen das Energieprojekt bis vor den Petitionsausschuss im Bundestag geschafft. Die Anhörung ist für den 8. Mai geplant.

Die Bauarbeiten an der Gaspipeline Nord Stream 2 sind längst abgeschlossen. Etwa 60 Kilometer Röhren blieben übrig, die für eine andere Route der russischen Erdgaspipeline nördlich von Bornholm gedacht waren. Angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine ging die Pipeline jedoch nicht in Betrieb. Im September wurde sie durch mehrere Sprengstoffexplosionen einer bislang unbekannten Gruppe stark beschädigt.

Die Notwendigkeit eines weiteren LNG-Terminals für die Energiesicherheit wird von mehreren Seiten angezweifelt und auch der Bau von Nord Stream 2 war laut Sachverständigen und Gutachtern energiepolitisch überflüssig. Auch Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) äußerte Zweifel an der Notwendigkeit des Großprojekts.

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