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Landratswahl 2025

So ticken die Landratskandidat:innen in LUP

Herzlich willkommen in Ludwigslust-Parchim – dem Landkreis, wo Nachbar:innen statistisch am weitesten voneinander entfernt wohnen. Zumindest haben die rund 213.000 Einwohner:innen im zweitgrößten Kreis Deutschlands viel Platz für sich selbst. Denn LUP ist der am dünnsten besiedelte im Bundesland. Vergleichsweise dünn ist auch die Internetversorgung. Dafür gehört der Kreis zum äußersten Speckgürtel Hamburgs. Drei Männer und eine Frau wollen hier Landrät:in werden.
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KATAPULT MV hat nachgefragt, wie sie ihren Landkreis sehen und was ihre Pläne für die Zukunft sind.

Inhaltsübersicht:

Anmerkung der Redaktion: CDU-Kandidatin Simone Borchardt und AfD-Kandidat Dietmar Friedhoff äußerten sich trotz mehrfacher Nachfragen nicht auf unsere Fragen.


Was macht Ihren Landkreis so besonders?

Philipp Lübbert, Grüne

Die Natur, die Flüsse und Seen, die Metropolregion Hamburg und die Menschen in unserem Landkreis sind einzigartig. Wir können stolz sein, in Ludwigslust-Parchim zu leben. Besonders liegt mir das Biosphärenreservat Elbe am Herzen.

Stefan Sternberg, SPD

Ludwigslust-Parchim ist der zweitgrößte Flächenlandkreis in Deutschland, am dünnsten besiedelt, aber reich an kleinen Gemeinden, viel Natur und Wirtschaft. Viele engagierte Bürgerinnen und Bürger halten die vielen kleinen Motoren am Laufen und helfen, sich stetig neu- und weiterzuentwickeln. Besonders unsere Lebensmittelproduktion in LUP ist deutschlandweit gefragt, neben vielen weiteren Produkten. Innovative Ansätze und ein großer Zusammenhalt zeigen die Stärke unseres Landkreises. Dies haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen. Neue Konzepte und Ideen wie der Rufbus unserer Verkehrsgesellschaft, die LUP-Kliniken oder auch die Krisenvorsorge haben uns deutschlandweit bekanntgemacht.


Warum wollen Sie (wieder) Landrat werden?

Philipp Lübbert, Grüne

Der Kreis stagniert in der Entwicklung seit sieben Jahren. Das ist zu wenig, mit dem Wissen, dass wir mehr können. Als Landrat will ich die Bürgermeister:innen vor Ort stärker einbeziehen. Die Kreisverwaltung ist Dienstleister:in für die Kommunen vor Ort. Das litt und es entwickelte sich in den Gemeinden bereits ein Gefühl von „die da oben“. Dabei streiten wir gemeinsam für den Erhalt und Ausbau der Daseinsvorsorge. Insbesondere dann, wenn es um die Finanzierung geht.

Stefan Sternberg, SPD

Ich konnte in meiner Zeit als Landrat viele Projekte anschieben und gemeinsam mit dem Kreistag auf den Weg bringen. Aber eben anschieben. Vieles muss jetzt umgesetzt werden und auch wirken. Ein rekommunalisiertes Krankenhaus zum Beispiel braucht Zeit für neue Wege und Strukturen. Oder auch unsere Mobilität und Sozialraumanalysen müssen jetzt umgesetzt werden. Es gibt viele dieser Themen, die am Ende einen leistungsfähigen ländlichen Raum für alle seine Bürgerinnen und Bürger schaffen. Ich darf jeden Tag viele Themen begleiten und das macht Spaß. Ich bin hier geboren und möchte für meine Heimat weiterhin einstehen. Kurzum: Ich bin noch nicht fertig als Landrat von Ludwigslust-Parchim.


Was denken Sie, ist die größte Herausforderung dieses Amtes?

Philipp Lübbert, Grüne

Gleiche Lebensverhältnisse haben wir in unserem Kreis nicht. Die beiden Altkreise (Parchim und Ludwigslust, Anm. d. Redaktion) haben sich nicht gleich, sondern komplett unterschiedlich entwickelt. Die Balance zwischen den Altkreisen ist weiterhin die größte Herausforderung.

Stefan Sternberg, SPD

Viele Themen im Täglichen, ob groß oder klein, sind herausfordernd. Aber genau das macht es aus und am Ende so vielseitig. Ein Landkreis in MV ist eben auch die Behörde für Mensch, Tier, Luft, Wasser, Boden und so vieles mehr. In diesem Amt ist man Moderator, Mediator, Brückenbauer und eben auch Entscheider oder Krisenmanager. In der Urkunde des Landrates steht „stets und ständig zum Wohle des Volkes“, ich nehme diese Herausforderung gern an.


Welche Erfahrungen haben Sie in Politik und Verwaltung?

Philipp Lübbert, Grüne

Ich bin der einzige Kandidat mit Verwaltungserfahrung und Verwaltungsstudium. Seit 2024 bin ich Stadtvertreter1, Fraktionsvorsitzender und Kreistagsmitglied. Die Straßenausbaubeiträge wurden 2019 abgeschafft, hier war ich Mitinitiatior. Weiterhin besitze ich Führungserfahrung in der Kommunalverwaltung.

Stefan Sternberg, SPD

Seit meinem 14. Lebensjahr engagiere ich mich in der Politik – erst ehrenamtlich im Jugendrat, der Stadtvertretung und dem Amtsausschuss meiner Heimatregion Grabow, später im Kreistag von LUP als langjähriger Ausschussvorsitzender für Bildung und Kultur. Im Jahr 2013, mit 27 Jahren, haben mir die Bürgerinnen und Bürger meiner Heimatstadt Grabow das Vertrauen geschenkt: Ich wurde ihr hauptamtlicher Bürgermeister. Eine sehr prägende und auch lehrreiche Zeit in Politik und Verwaltung. 2018 wurde ich dann Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim.
Politik ist ja nicht immer gleich Politik und so habe ich da dieses eine besondere Ehrenamt in der Sportpolitik und diese ist für mich politisch – ganz ehrlich – die größte Konstante. Seit nun 27 Jahren bin ich sportpolitisch für unseren Landessportbund MV in unterschiedlichen Funktionen unterwegs. Sport verbindet und hilft oft auch, einen gesunden Blick auf so Vieles zu behalten.


Wenn Sie gewinnen: Was passiert in diesem Fall mit Ihrem jetzigen Beruf?

Philipp Lübbert, Grüne

Ich werde meinen jetzigen Beruf nach der Wahl erstmal nicht weiter ausüben können, sollte ich gewählt werden.

Stefan Sternberg, SPD

Ein Privileg meines Berufslebens war immer, dass ich Dinge machen durfte, die ich gern mit viel Spaß, Herz und Leidenschaft machen konnte. So möchte ich es weiter halten. Egal, was kommt …


Wenn Sie es nicht werden – wer sollte Ihrer Meinung nach das Landratsamt bekommen?

Philipp Lübbert, Grüne

Ich kämpfe dafür, dass ich Landrat werde. Daher werde ich mich nicht festlegen. Außer beim AfD-Kandidaten. Der soll es nicht werden!

Stefan Sternberg, SPD

Die Wählerinnen und Wähler werden entscheiden und so sollten wir es auch halten.


Welches ist das dringendste Problem in Ihrem Landkreis?

Philipp Lübbert, Grüne

Aktuell ist das die Gesundheitsversorgung. Es gibt unterversorgte Gebiete im Kreis. Hier habe ich im Kreistag bereits eine Anfrage mit Lösungsvorschlägen ausgearbeitet. Der Sozialbereich Schulsozialarbeit und Schulgebäude ist ein weiterer.

Stefan Sternberg, SPD

Es gibt viele Herausforderungen wie oben beschrieben. Probleme können in den nächsten Jahren entstehen, wenn wir uns den sich ändernden Rahmenbedingungen nicht offen und ehrlich stellen. Die massive demographische Zuspitzung auch im Verhältnis zur Fläche und Bevölkerung wird unser persönlicher Eisberg und geht jeden Bürger in LUP etwas an. Die Weichen von heute sind entscheidend. Medizinische Versorgung, öffentlicher Personennahverkehr, digitale Angebote, Bildung und eben auch Wohnformen sind Themen, die individuelle Wege brauchen.


Was läuft gut in Ihrem Landkreis?

Philipp Lübbert, Grüne

Der Rufbus.

Stefan Sternberg, SPD

Wir haben gerade im Bereich der medizinischen Versorgung und Bildung viel angeschoben. Unsere Investitionsoffensive der vergangenen Jahre hat viel ermöglicht und LUP ist definitiv attraktiver geworden. Das erste Mal in 30 Jahren ist unser 1.000-Kilometer-Straßennetz wieder auf dem Weg, besser zu werden. Wir haben einen soliden Haushalt und trotzdem massiv Schulden abgebaut – der Verschuldungsgrad ist von 49,9 Prozent auf 28,7 Prozent gesunken. Unser DeveLUP als Zukunftszentrum ist ein Leuchtturm im Land. Rundum ist also viel Gutes am Start.


Was fehlt in Ihrem Landkreis?

Philipp Lübbert, Grüne

Dazu verweise ich auf meine Antwort auf Frage 2.

Stefan Sternberg, SPD

Es wird immer etwas fehlen, aber im Moment brauchen wir mehr Miteinander für gemeinsame Ziele.


Was tun, um junge Menschen in der Region zu halten?

Philipp Lübbert, Grüne

Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze schaffen und vor allem erhalten. In meiner Region um Dömitz schließen immer mehr Betriebe und die Menschen suchen nach Arbeitsplätzen. Daher ist der Erhalt enorm wichtig. Weiterhin benötigen wir mindestens einen Schulsozialarbeiter an jeder Schule sowie ein Angebot an Jugendclubs. Da passiert aktuell zu wenig.

Stefan Sternberg, SPD

Eltern, Dorf, Stadt, Wohnumfeld und Schule schaffen Heimat und Bindung in einer Region. Politik kann unterstützen und den Rahmen geben. Dazu gehört es auch, berufliche Perspektive für diejenigen zu bieten, die hier sind und diejenigen, die zurückkommen wollen.


Wie können sich ländlicher Raum und Städte annähern?

Philipp Lübbert, Grüne

Nach dem Grundgesetz haben Land und Stadt Anspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse. Als Landrat werde ich mit den Kommunen Handlungsleitfäden erstellen und umsetzen. Hier setze ich auf Regionalentwicklung, die Umsetzung des Kreisentwicklungskonzeptes und auf Förderungen von Bund und Land.

Stefan Sternberg, SPD

Wir sind eins, nicht zwei. Schwerin geht nur mit LUP und LUP nur mit Schwerin. Da haben wir gerade übergreifend viel realisiert: eine gemeinsame Rettungsleitstelle, gemeinsame Verwaltungsangebote und auch ein gut abgestimmter ÖPNV. Wir arbeiten im Team, so beweist es auch unser Staatstheater mit der Spielstätte in unserer Kulturmühle Parchim.


Wie kann die Verwaltung zugänglicher für Bürger:innen werden?

Philipp Lübbert, Grüne

Der erste Schritt wäre, dass beispielsweise das Büro des Landrates für jede Bürger:in zugänglich gemacht wird und nicht durch Türen verschlossen ist. Als Landrat werde ich einmal im Monat eine Sprechstunde für Einwohner:innen unseres Landkreises anbieten. Weiterhin bin ich für eine Ausweitung kooperativer Bürgerbüros in der Fläche. Durch die Anschaffung von Bürgerkoffern2 können Verwaltungsdienstleistungen auch bei den Einwohnenden unseres Kreises direkt vor Ort erledigt werden. Damit erreichen wir auch ältere Personen.

Stefan Sternberg, SPD

Digitalisierung ist definitiv ein Schlüssel und wichtig für einen barrierearmen Zugang. Dennoch liegt der Weg dazwischen. Durch Cyberangriffe und andere Krisen ist mir die Anfälligkeit und auch die in Teilen fehlende Robustheit der Verwaltung deutlich geworden. Auch in Krisen müssen wir funktionieren und der Bürger muss Vertrauen in die Leistungen haben. Kooperative Bürgerbüros sind ein Instrument, den Weg zur Verwaltung zu vereinfachen; die persönliche Beratung darf nicht fehlen. Verwaltung muss bürgerfreundlich, lösungsorientiert und transparent sein.

So haben die Landratskandidaten in der Mecklenburgischen Seenplatte und Vorpommern-Rügen auf unsere Fragen reagiert.

  1. Lübbert ist Stadtvertreter in Dömitz. ↩︎

Autor:in

  • Katapult MV

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