Zum Inhalt springen

LNG-Ausbau vor Rügen

Mukran: Ortstermin im September

Von und

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Artikel teilen

Kunden aus dem In- und Ausland haben die Kapazitäten zur sogenannten Regasifizierung für die kommenden zehn Jahre vollständig gebucht, erklärte die Betreiberin Deutsche Regas letzte Woche. Vier Milliarden Kubikmeter wiederverflüssigtes Erdgas sollen jährlich von Mukran ins Gasnetz eingespeist werden.

„Regas macht ein dickes Geschäft“, kommentiert der Landesvorsitzende der Jusos, Marvin Müller. Weil sich die Menschen auf Rügen jedoch mehrheitlich gegen den LNG-Ausbau aussprechen, hatte Müller eine Petition auf Bundesebene gegen das Großprojekt angestoßen.

Sie war erfolgreich, aber Rügen wurde dennoch ins LNG-Beschleunigungsgesetz aufgenommen. „Das beschleunigte Verfahren ist aber nur für die nationale Versorgung vorgesehen“, lässt sich Kai Gardeja, Tourismusdirektor von Binz auf Rügen, von der Pressevertretung der Gemeinde zitieren. Dass aus Mukran die europaweite Nachfrage nach Gas bedient werden soll, hält er für unzulässig.

Petitionsausschuss zu Gesprächen auf Rügen

Am 11. September ist in Sassnitz und Mukran nun ein Ortstermin mit Vertreter:innen des Petitionsausschusses des Bundestages geplant. Sie sollen sich vor Ort ein Bild machen und mit den Menschen ins Gespräch kommen. An einem der Gespräche soll unter anderem der Sassnitzer Bürgermeister Leon Kräusche (parteilos), aber auch Müller teilnehmen. Es bestehe eine „Resthoffnung“, dass der Standort wieder aus dem Beschleunigungsgesetz herausgenommen werde, sagt Müller. „Es ist schade, dass der Termin erst jetzt kommt“, doch er zeige, dass die Petition weiterhin aktuell sei.

Ein finaler Antrag für den Bau des eigentlichen LNG-Terminals in Mukran ist noch nicht gestellt. Gardeja glaubt, dass man „noch meilenweit von einem Flüssiggasterminal“ entfernt ist. Dafür seien die Planungsunterlagen der Pipeline zu mangelhaft. Selbst bei exzellenten Anträgen werde das Zeitfenster, in dem gebaut werden könne, immer kleiner.

Am Ende wird das Land über den Bauantrag entscheiden. Falls das LNG-Terminal kommt, solle es so kurz wie möglich Bestand haben, fordert Marvin Müller. „Eine Bindung an Erdgas über zehn Jahre und vielleicht noch länger ist das falsche Signal“, so der Juso-Landeschef. Gas werde seit Jahren als Übergangstechnologie beworben, ist aber als fossiler Brennstoff weder nachhaltig noch umweltfreundlich.

Die von Regas vermeldeten ausgebuchten Kapazitäten überraschen Müller nicht, denn die Nachfrage sei vorhanden. Es zeuge aber nicht von Transparenz, denn offenbar stehe für Regas bereits fest, dass das Terminal in Mukran gebaut werde. „Für uns ist das noch nicht so sicher“, erklärt er.

Wenn die Infrastruktur erst einmal errichtet sei, müsse sie aus wirtschaftlicher Sicht auch genutzt werden. Der geplante Übergang zu Wasserstoff könnte sich deshalb weiter hinziehen. „Wenn Gas angelandet wird, wird es auch erst mal so bleiben“, glaubt Müller, denn es rechne sich nicht, den Betrieb umzustellen, solange es auch anders geht. Er mahnt: „Hinterher kann niemand sagen, dass wir davon nichts gewusst haben.“


Weiterlesen:

MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo!

Fußnoten

  1. Deutsche Regas (Hg.): LNG-Lieferungen für Mukran bereits gesichert. Marktnachfrage untermauert Bedarf für Terminal auf Rügen, auf: deutsche-regas.de (9.8.2023).
  2. Telefonat mit Marvin Müller am 2.8.2023.
  3. Telefonat mit der von der Gemeinde Binz beauftragten Pressestelle am 10.8.2023.
  4. Telefonat mit Marvin Müller am 10.8.2023.

Autor:innen

ist KATAPULT MVs Inselprofi und nicht nur deshalb gern am Wasser. Nutzt in seinen Texten generisches Femininum.

Redakteurin bei KATAPULT MV.

Neueste Artikel

03.05.2024

Links- oder Rechtsrutsch?

Die Anzahl von registrierten, rechtsmotivierten Straftaten in MV ist von 2022 auf 2023 um fast 20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig haben linksmotivierte Straftaten um 3,4 Prozent abgenommen. Das Verhältnis zwischen rechter und linker Kriminalität beträgt rein rechnerisch 8,1 zu 1.

03.05.2024

Sau tief, aber ziemlich flach

Das tiefste, jemals in MV gebohrte Loch ging bis auf enorme 8.008 Meter runter. Es entstand während Bohrarbeiten in der Nähe von Mirow und galt als tiefste Bohrung der DDR. Das tiefste Bohrloch der Welt befindet sich übrigens in Russland und ist etwa 12.200 Meter tief. 🚧

02.05.2024

Wer Fleisch will braucht Platz

Etwa 3.660 Quadratkilometer landwirtschaftliche Fläche wären nötig, um alle 1,6 Millionen Menschen in MV mit Getreide, Gemüse, Obst, Fleisch, Eiern und Milchprodukten zu versorgen. Das entspricht knapp 16 Prozent der Landesfläche. 🐖